BUCHCOVER | REZENSION |
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DAVID GILMAN –Legenden des Krieges VI – Der eiserne SchwurDas ist doch Manna für den Leser. Pferd ist wieder da! Das Schlachtross, das im Hundertjährigen Krieg sowohl seine schlechte Laune gut ausleben konnte, aber auch für einige philosphische Einsichten gesorgt hat. Nebenbei hat es mal seinen Schriftsteller verprügelt, der das Herrchen, Sir Thomas Blackstone, in die Hölle schicken wollte. Nachdem man David Gilman aus der Notaufnahme entlassen konnte, geht er mit Pferd jetzt etwas diplomatischer um. Sturzhässlich wird Pferd bleiben, eine Ausgeburt der Hölle darstellen. Okay, aber das ist ja nichts neues. Für unseren geliebten Kampfpanzer auf vier Hufen ist das doch eher Alltag und diese Repressalien nimmt er auch klaglos hin. Mit der kleinlichen Rache von Menschen kann er umgehen, ignoriert sie einfach. Dass sein Gehirn größer als des eines Menschen ist und seine Instinkte besser funktionieren, als die der hochnäsigen Zweibeiner, muss er auch gleich zum Anfang wieder unter Beweis stellen, aber man merkt doch, das der Schreiber weit mehr Respekt an den Tag legt. Mit einem Streitross, das notorisch schon deswegen schlechte Laune an den Tag legt, damit man ihm seine gute nicht versauen kann, einen schon mal ins Koma getrieben hat, sollte man sich nicht auf Dauer anlegen. Das kann weh tun, weiß auch David Gilman, jetzt. Pferd spitzt die Ohren und schon ist Thomas Blackstone wieder in mitten eines Dilemmas. Er ist ein Söldner, auch wenn er im Auftrage der englischen Krone handelt. Seine Entscheidungen sind, manchmal, katastrophal. Pferd versucht das abzumildern. Gewalt wird nicht human werden. Das Bastardpferd hat das messerscharf erkannt. Er lässt auch nur einen wirklichen Pfleger zu. Thomas Sohn Henry, der zwar auch kämpfen will, aber doch auch mehr auf Bildung achtet. Lernen will. Seine Mutter hat darauf geachtet, das er mehr bekommt, als andere Kinder seiner Zeit. Und Sir Thomas Blackstone will seinen Sohn aus der Schusslinie schieben. Doch andere wollen den kleinen Bengel tot sehen. Die Linie Blackstone muss ausgelöscht werden. Ist jetzt nicht leicht für Pferd, Entscheidungen zu treffen. David Gilman ist gerade im Pub und spielt eine Runde Dart. Bevor er von Pferd nochmal vor die Schnauze bekommt, geht er dem charismatischen Schlachter mit den vier tödlich anmutenden Hufen doch lieber aus dem Weg, versteckt sich in seinen eigenen Zeilen. Wird ihm aber nichts nutzen. Eine gute halbe Tonne wiegendes, lebendes Pferd, mit wehrhaften Hufen und der Philosophie im Gehirn, das Gewalt nicht humaner wird, wenn man noch mehr Gewalt ausüben möchte, werden ihn eines besseren belehren. Zumindest konnte Sir Thomas Blackstone hier etwas auftrumpfen. Und für ein bisschen Gerechtigkeit sorgen. Hat sich dem Diktat seines Bastardrosses gebeugt, das ihm schon öfter mal das Leben gerettet hat, welches ihm sein eigener Schrifsteller eigentlich nehmen wollte. Pferd ist der wirkliche Held. Ohne Rücksicht auf das eigene Leben, gibt er alles. Seine Narben sprechen für ihn. Und seine Erfolge erst recht. Sir Thomas Blackstone ist zwar ein furchteinflößender Krieger, der keine Grenzen kennen möchte und auch gerne darüber hinaus schwenken möchte, aber das Bastardross hat doch ganz klare Vorstellungen davon, wie man zu regieren und zu reagieren hat. Die königlichen Darsteller zeigen Thomas Blackstone ständig, dass er nur ein Kuli ist. Immer nur auf der Befehlsebene eines Königshauses agieren darf, das sogar Mord und Totschlag offiziell gutheißt. Die Gräuel des Hundertjährigen Krieges sprechen ja heute noch Bände. Pferd hat eine eigene Philosophie. Die Ratten, was gerade das englische königliche Haus betrifft, sind doch horizontal mit allen vier Hufen gleichzeitig, hautnah, und plangenau in den Boden einzuarbeiten, und die regierigen Franzosen gleich mit. Mit Ratten kennt Pferd sich aus. Das wäre ein Plan gewesen und die Forensiker hätten hier richtig Mühe gehabt, Spuren zu sichern. Leider hört man nicht auf die Gedanken philosophisch denkender Pferde. Wie viel Leid wäre der Menschheit erspart geblieben, wenn man dieses Pack von der Erde gefegt hätte. Aber wenn schon der eigene Reiter sich zum Knecht solcher Machenschaften macht, was soll dann ein einzelnes Pferd dagegen unternehmen. Netzwerke, wie es sie heute gibt, waren ja damals noch nicht vorhanden. Und heute sind sie mehr Werk für Verarsche. Auch wenn Pferd mehr auf einem verlorenen Posten steht, seine Philosophie lässt er sich nicht mehr nehmen. Sein Reiter kann gerne sagen, nach vorn. Wenn der vierhufige T-55 der Meinung ist, nach rechts oder links, dann sollte David Gilman gut beraten sein, hier auch zuzuhören und Sir Thomas Blackstone erst recht. Pferd ist mal ein ganz anderer Charakter, mit richtig Biss. Und er rettet Leben. Da können sich so manche Schriftsteller doch mal eine dicke Scheibe abschneiden. ISBN 978-3-499-00301- 1 554 Seiten 10,99€ (D) 11,30€ (A) DAVID GILMAN – Die Legenden des Krieges I – Archiv Feb. 2018 PFERD – Ein Charakter mit Biss ANDREAS FRANZ & DANIEL HOLBE – Blutwette – Archiv Okt. 2018 |