BUCHCOVERREZENSION
Tutii EiskalteHoelle

MICHAEL J. SULLIVAN –

Drachenwinter

Da ist er wieder. Michael J. Sullivan mit seiner Fantasy-Saga „The first empire“, die jetzt in die fünfte Runde geht und ein Finale ist noch nicht in Sicht. Nun ja, Romanfiguren hin und her zu schubsen, macht so einigen Autoren Spaß, weil sie das selbst nicht ausbaden müssen, was sie ihren Papiertigern ein brocken. Michael macht da keine Ausnahme. Nachdem er Rhaite in einen Drachen verwandelt, ihm somit jede Zukunft in seinem Universum genommen und so manches Unheil in seiner Welt verbreitet hat, sind seine Pläne noch weiter gediehen. Im letzten Teil hat er Suri in die Gefangenschaft des Fhan und eine Truppe beherzter Menschen und Fhrey in die Unterwelt geschickt, nach dem Motto, wer leben will, muss erst einmal lernen zu sterben. Ob das im Sinne einer Familienplanung seiner Figuren ist, darf stark bezweifelt werden. Rhaite hockt als Bollwerk auf einem Hügel, jeden Tag die Frau vor Augen, die er liebte, der gegenüber er sich jedoch nicht mehr äußern kann, aber er garantiert, vorläufig noch, die Sicherheit von Penelope und der Ihren. Fast. Suri ist in den Fängen von Fhan Lothian. Sie wollte Frieden bringen und erntet nun faule Früchte und soll dem größenwahnsinnigen Herrscher der fast unsterblichen Fhrey neue Drachen bescheren, so zu sagen die Abteilung Luftstreitkräfte gründen. Und die Truppe um Brin, der neuen Geschichtsschreiberin, ist mal kurz verstorben und irrt nun in der Unterwelt herum, auf dem Weg zur erlösenden Pforte zurück ins Reich der Lebenden. Michael J. Sullivan zieht alle Register, sein Epos bleibt spannend und, wichtig für den Leser, absolut unterhaltsam. Wer gedacht hat, in der Unterwelt ist es langweilig, hat sich noch nicht wirklich mit so einigen Dingen auseinander gesetzt. Schon Hades aus der griechischen Sagenwelt hat es ja pompös krachen lassen, auch wenn mehr aus dem Punkt heraus, das er von seinen Brüdern Zeus und Poseidon von Hacke bis Nacke belogen und betrogen wurde. In Michaels Unterwelt knallt es an allen Ecken und Enden und für die Romanfiguren kommt noch erschwerend hinzu, das man sich hier nicht verstellen kann. Wenn man sich irgendwie mit etwas identifiziert, trifft das auch postwendend ein, so Rhaite´s Ziehsohn, Tesh, der sich überall ausgebremst fühlt und seinen Gesamtzustand als tumben Mehlsack einstuft. Dabei ist er doch aus Liebe zu Brin schnell mit gestorben und hinkt nun reichlich hinterher. Den jungen Mann, der unerschrocken in die Fußstapfen des ersten Gottestöter getreten ist, erkennt man nicht mehr wieder, so gelähmt treibt er durch das Nachleben. Aus dem nichts fürchtenden Krieger ist ein Mensch mit extremen Selbstzweifeln geworden. Nicht besonders hilfreich für eine Mission, die das Überleben von Menschen und Fhrey, in Frieden und auf Augenhöhe, sichern soll. In der Welt der Lebenden ist aber auch so einiges los. Während der furchtlose Anführer der abtrünnigen Instaria, Nyphron, seine eigenen Pläne verfolgen möchte, kommt ihm wieder Malcolm der Lügner in die Quere, weil der plant ja auch, nur anders als der neue Keenig der Rhune, der sich schon als Neuer Herrscher der Welt sieht und die eigentlichen Wünsche seiner Berater und Untertanen noch nicht begriffen hat. Auf dem Holzweg des Unverständnisses ist aber auch Fhan Lothian, der sich jetzt im Besitz einer mächtigen Luftangriffswaffe wähnt, aber nicht so wirklich weiß, was Suri eigentlich von ihm verlangt, wenn er seine Pläne umsetzen will und so opfert er sinnlos Fhrey aus seinem Staatsvolk, nach dem Motto irgendwann muss das ja mal klappen, mit den Drachen. Das diese Magie sich jedoch auf den Verlust von Liebe begründet, ist ihm bisher noch entgangen. Seine wahlloses Metzeln um seinem Ziel näher zu kommen, bewirkt das Gegenteil von dem, was er erreichen will und der Widerstand in seinem Volke wächst in ein unermessliches Ausmaß. Als musikalische Begleitung zu diesem Fantasy-Spektakel haben wir „Septic Flesh“, in orchestraler Begleitung, mit ihrer grandiosen „Infernus Sinfonica MMXIX“ entdeckt. Zurücklehnen und genießen, auf das nächste Werk von Michael warten.
(Knaur)

ISBN 978-3-426-52037-6 427 Seiten 10,99€ (D) 11,30€ (A)

MICHAEL J. SULLIVAN – Rebellion – Archiv Juni 2017
MICHAEL J. SULLIVAN – Zeitenfeuer – Archiv Okt. 2019
MICHAEL J. SULLIVAN – Göttertod – Archiv Feb. 2020
MICHAEL J. SULLIVAN – Heldenblut – Archiv Okt. 2020