BUCHCOVER | REZENSION |
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MICHAEL J. SULLIVAN –The First Empire - HeldenblutDer Herr des geschriebenen Wortes ist wieder unterwegs. Grund genug ihm zuzuhören, oder nachzulesen. Die Rhunes haben eine grandiose Schlacht geschlagen, gegen die „Götter“. Wenn einem Krieg und Verzweiflung aufgedrängt wurden, könnte man jeden Befreiungsschlag so sehen. Die Fhrey wurden fast vernichtend in die Knie gezwungen, wenn auch nur für eine kurze Zeit. Michael J. Sullivan hat noch etwas gutzumachen, nachdem er den stillen Helden Rhaite und Arion, die Meisterin der Kunst, für ein sehr dubioses Spektakel geopfert hat. Suri´s Werk, manche würden es einen Drachen nennen, sie nennt ihn Gilarabrywn, sitzt seit dem letzten Gemetzel auf seinem Hügel und … was er da genau macht, weiß keiner wirklich. Rhaites und Suri´s Vermächtnis an die Rhunes, in ihrem Unabhängigkeitskampf, dass die vermeintlichen Götter, die Fhrey, in eine heillose Flucht genötigt hat, hängt jetzt einfach nur ab. Nachdem er sich als verheerende Waffe entpuppte, ist er jetzt in einer Phase des Nichtstuns? Weit gefehlt. Als Malcolm sich Suri nähert, um ihr zu sagen, das die Tage des geflügelten Ungetüms noch lange nicht gezählt sind, wird das fliegende Reptil recht unwirsch. Öffnet seine Augen, in einer Marke Tellergröße, von der nur Drachen speisen würden. In diesen Augen steht jedoch die Seele eines Menschen. Rhaite! Der stille Mann, der nie ein Held sein wollte. Aus dem Tod eines geliebten Menschen geboren, hat man Aufgaben. Nur, Rache gehört nicht dazu. Einen Idioten durch einen anderen zu ersetzen, macht auch keinen Sinn. Der Schutz anderer Menschen schon. Auch wenn die Kontrahenden, die jetzt um jedes Stück Kriegsglück mauscheln wollen, das nicht verstehen werden oder wollen. Aber wer sollte das auch. Drachen, mit der Seele eines gestorbenen Menschen, deren Liebe und aus der Verzweifelung einer Seherin geboren, die ihre Welt lieben, und von der Welt geliebt wurden, werden ihr Revier verteidigen. Ihre gemeinsame Idee träumen wollen. Die abtrünnigen Fhrey, denen Rhaite schon zur Zeit seines Lebens stets mit Misstrauen begegnete, haben, mehr oder weniger die Macht über die Rhunes ergriffen und planen nun den Vernichtungskrieg gegen ihre eigenen Verwandten, denen sie allerdings nicht selbst zu Leibe rücken dürfen. Dafür bilden sie jetzt die Rhunes aus, die Menschen, die die Kastanien aus dem Feuer holen sollen, ohne das sich Nyphron und Konsorten die Finger schmutzig machen müssen. Okay, nicht alle sind auf Nyphrons Linie, macht für Rhaites Ziehsohn Tesh jedoch keinen Unterschied. Der neue Gottestöter hat die Ideen seines Ziehvaters noch nicht begriffen und übt sich in einem Rundumschlag. Ob er sich dann noch selbst versteht, kann man erstmal komplett negieren. Aber auch der Verwandte der abtrünnigen Fhrey schläft nicht. Der Vormarsch der vereinten Truppen des neuen „Bündnisses des Westens“, mit dem man den angeschlagenen Fhan der Fhrey jetzt beeindrucken will und von dem man ausgeht, das es ein Spaziergang werden sollte, wird fast zu einem Desaster. Auch die Fhrey haben dazu gelernt. Man hat, wie immer, den Kriegszustand unterschätzt. M.J.S. sucht jetzt verzweifelt nach Alternativen, diesen Krieg beenden zu können, oder führt er alle Parteien an der Nase herum? Als ein begnadeter Schriftsteller wird er sich hier wohl viele Wege offen lassen. Der Gilarabrywn interessiert sich nicht dafür. Er ist der Platzhirsch. Mit dem Motto, bis hier und nicht weiter. Solange Suri bei ihm ist und Rhaite in ihm wohnt, wird er nicht mehr aktiv. Rache und noch mehr Gewalt sind nicht sein Lebensziel. Und da ist noch Persephone in seinem Dunstkreis, die Frau, für die Rhaite sein Leben geopfert hatte. Seelen in Eintracht. Seine Grenze ist erreicht, es sollte jetzt Frieden geben. Krieg und Ruhm sind für Narren. Menschen werden geboren um zu leben, nicht, um sinnlos zu sterben. Warum fallen solche Gedanken immer nur einfachen Menschen, Drachen oder auch, manchmal, Schriftstellern ein? Warum halten sich Politiker, bei solchen Gedanken, immer weitgehend zurück? Die Fhrey halten sich für Götter, könnten also auch problemlos im Bundestag einziehen, nur haben sie vieles nicht bedacht. Aber das haben andere auch nicht gemacht. Nur in ihrem engen Kreis gedacht. Michael J. Sullivan plaudert aus dem Nähkasten. Während er jetzt wieder die schillernde Fantasy vor dem Leser ausbreitet, schildert er doch einfach nur unsere reale Welt. Aber das sollte doch einen Federbewanderten, gerade von seinem Format, auszeichnen. Seine Welt ist ein Spiegelbild unserer. Frieden ist ein Fremdwort. Alle Opfer sind vergessen, für viele. Für diejenigen, die jetzt richtig Krieg spielen wollen, in jedem Fall. Beide Seiten wollen Rache und keine Gnade. Stimmen der Vernunft? Herr Sullivan muss einen Livestream zu unseren Politikern haben, weil diesen Weg will fast keiner gehen. Die wenigen, die das wollen, werden jetzt, ganz klar unter Coronaverdacht, in die Quarantäne verschoben, und sind nicht mehr vertrauenswürdig. In Michaels Welt heißt das zwar etwas anders, aber die Parallelen sind doch glasklar zu erkennen. Zumindest für den Leser, der das auch verstehen will. So einige von Michaels Figuren toben jetzt einen anderen Tanz. Vernunft ist hier wohl mehr eine Fehlanzeige. Wer gedacht hat, das M.J.S. schon am Ende seiner Weisheit ist, dürfte fast ganz dicht dran sein, weil seine Figuren sich jetzt gegenseitig die Köpfe einschlagen werden, ohne mal nachzufragen, warum der Drache sich nicht vom Platz gerührt hat. Keiner in den Kopf dieses Ungetüms schauen will, weil da wohl ganz andere Gedanken auftauchen dürften. ABER! Jeder will jetzt einen Drachen haben. Das klingt zwar wie ein billiger Werbespot aus einem Autohaus, aber Michael ist doch auf den Spuren von Leuten, die nichts dazu gelernt haben. Auf allen Seiten. Nyphron kann Suri nicht davon überzeugen, dass sie noch mehr Drachen erschafft, für seine Kriegsführung und verstößt sie als unnütz. Der Fhan lässt die rhunsche Seherin entführen, weil er sich erhofft, doch eine schlagkräftige Luftstreitkraft aufbauen zu können. Niemand fragt, wie es gehen könnte. Du brauchst ein Opfer, Gott, wir haben doch Hunderte davon auf Lager. Gedanken an die KZ´s, den Volkssturm, und die „Alle Räder rollen für den Sieg“-Bewegung der Nazis kommen auf. Bis die Wunderwaffe des Führers funktioniert, sind doch Opfer zweitrangig. Suris Entführung bleibt nicht lange unentdeckt. Eine Befreiungsaktion lehnt Nyphron aber ab. Wenn er schon bei Suri auf Granit gebissen hat, wird wohl auch der Fhan bald zahnlos sein. Einer hat diese Situation vorausgesehen, Malcolm. Der Herr der Steine und ehemalige Sklave ist doch nicht das, als was er scheint. Allerdings hat sein glorreicher Plan einen sehr gefährlichen Haken, der einen schon ziemlich böse abschrecken kann. Die Partisanenabteilung, die Suri aus den Fängen der Fhrey befreien soll, muss erstmal sterben. Der einzige Weg zur Tür führt durch die Welt der Toten. Und das Eingangsportal steht im Garten der Hexe von Tetlin. Michael J. Sullivan wünscht schon mal viel Spass beim Sterben und dabei hatte Tesh noch so viel vor. Er sollte Vertrauen haben. Das Buch Brin wird schon weitergeschrieben werden. Und hier hoffen wir mal, für Michael J. Sullivan, das Pferd nicht hinter ihm lauert. Das Bastrardross aus dem Hundertjährigem Krieg, das mit einer immerwährenden schlechten Laune geadelt ist, könnte da ein paar Ideen umsetzen wollen. Kleine Ratten in den Erdboden wasserwaagen-genau einzustampfen, Knochen zu brechen, ist sein einer Plan. Genau dafür hat Pferd ja auch mehr Fans, als sein eigener Schriftsteller David Gilman. Michael sollte nach Alternativen suchen. ISBN 978-3-426-52036-9 460 Seiten 10,99€ (D) 11,30€ (A) M. J. SULLIVAN - The First Empire – Rebellion – Archiv Juni 2017 |