BUCHCOVERREZENSION
Caspianh GutGreifenau Morgenroete

HANNA CASPIAN –

Gut Greifenau - Morgenröte

Das war ja versprochen, wir verfolgen das weiter. Und es hat sich auch gelohnt, zu warten. Nachdem man Konstantin fast abgemurkst hatte, konnte der sich nur noch mit Mühe zu Rebecca retten. Deswegen ihr Schweigen gegenüber Fremden, egal welcher Couleur. Man kann nicht vorsichtig genug sein zu diesen Zeiten, als der I. Weltkrieg schon in seinen letzten Zügen liegt und, einer sterbenden Bestie gleich, immer noch um sich beißt. Nur Papa wird eingeweiht. Und der geht jetzt seltsame Wege, das Leben seines Sohnes zu beschützen. Manchmal ist Blut doch dicker als Wasser, obwohl Graf Adolphis von Auwitz-Aarhayn noch immer nicht so wirklich einen Durchblick hat. Der adlige Mann ist sich immer noch seiner Stellung sicher, obwohl gerade Konstantin ihn immer wieder mahnte, Veränderungen zu akzeptieren. Zumindest lässt der Graf vorerst, seine Frau und die Mutter seines Sohnes raus. Wer weiß, wie die Frau reagieren wird, wenn es ruchbar darstellbar ist, dass ihr Ältester und Erbe des Gutes Greifenau, die Bolschewiki unterstützt hatte und damit dem Sturz des Zaren, mit dem sie weitläufig verwandt ist, und dessen Hinrichtung aktiv vorangetrieben hat. Hanna Caspian hat Pferd, von David Gilman als das hässlichste Streitross und Höllenbrut bezeichnet, weil der Vierbeiner ihm mal den dicken Huf zeigte, auf die saftigen Wiesen der Fantasie geschickt, damit er sich endlich seinen eigenen Zukunftsplänen widmen kann. Das hier muss sie allein zu Ende bekommen. Und eine warme Pferdenase, die einen immer wieder von hinten an schubst, kann schon recht nervend sein, wenn man viele Schicksale, die nun mal passiert sind, in Schriftform bringen muss. Man kann es ja nicht ändern, nur überliefern. Pferd kaut jetzt an einer süßen Möhre und träumt… Und Hanna treibt ihre Handlung voran. Konstantin leidet nicht nur an den Folgen des Attentates, er bekommt es jetzt auch mit der „Spanischen Grippe“ zu tun. Der adlige Vater, der jetzt noch mehr Ab- und Auswege sucht, und Rebecca Kurscheidt stehen vor einem ziemlichen Problem, den Patienten wieder in das Leben zurück zu bekommen. Alles muss geheim gehalten werden. Die Mörder könnten ja noch in der Nähe herumgurken, um das zum Ende zu bringen, was Gevatter Tod noch nicht wirklich auf dem Plan hatte. Die Uhren eines Skeletts, das jetzt angeln gehen und sich, nebenbei, auch noch besaufen will, weil die Fremdenlegion richtig scheiße ist, mit seinem schimmelweißen Pferd Binky und Enkelin Susanne, im Schlepptau, ticken aber doch etwas anders. Kann man bei Terry Pratchett nachlesen. Und Hanna haut noch richtig drauf. Konstantin will seine Liebe Rebecca, die bürgerliche Dorfschullehrerin, heiraten. Machen sie. Alexander, der jüngste Sohn, will Musik studieren. Er ist aber auch noch anders, als die anderen. Gut, das weiß noch keiner. Katharina, das Nesthäkchen, will, partout, nicht den Kaiserneffen ehelichen, sondern Medizinerin werden und ihren bürgerlichen Justus Urban in den Hafen einer Ehe lotsen, trotz aller Sanktionen von Muttern. Zu ihrer Unterstützung haben wir den kronennahen Kasper ja schon für eine naturnahe Verfütterung vorgesehen. Und unsere Schriftstellerin spielt sogar mit. So manche Fische dürfen jetzt naschen. Die adligen Eltern fallen von einer Ohnmacht in die nächste. Die Welt, die sie kannten, hat sich verändert, in eine Richtung, die sie nicht verstehen können oder wollen. Hanna Caspian dürfte beim Schreiben dieser Bücher wohl des Öfteren, vor Lachen mit der Stirn auf die Tastatur gefallen sein. Dann könnt Ihr Euch jetzt vorstellen, nach den zwei vorangegangen Bänden sowieso, wie es Euch beim Lesen dieses Werkes gehen wird.
(Knaur)

ISBN 978-3-426-52152-9 571 Seiten 9,99€ (D) 10,30€ (A)

HANNA CASPIAN - Gut Greifenau Abendglanz - Archiv Februar 2019
DAVID GILMAN – Das zerrissene Land – Archiv Dez. 2018