BUCHCOVERREZENSION
Heitz.m Wedora

MARKUS HEITZ –

Wédōra – Staub und Blut

Markus Heitz ist einer der, sehr vielseitigen, Schriftsteller, den man sich, ohne irgendwelche Bedenken, eigentlich immer reinziehen kann, oder auch sollte, da Markus ja immer etwas auf Lager hat, das den Leser in den Bann seiner Bücher zieht. Auch wenn die Idee dieser Seiten schon älter ist, macht das keinen Unterschied, wir wussten das, vorher, ja auch nicht. Herr Heitz ist und bleibt ein Multitalent des Schreibens und seine Fantasie kennt da keine Grenzen. „Wédōra“  reiht sich Fasen frei genau dort ein. Liothan will mal schnell einen Bruch machen, nur Scῑrgerēfa Tomeija, die örtliche Ordnungsgewalt, warnt ihn eindringlich davor, was den guten Mann natürlich nicht abschreckt. Zu oft hat Tomeija ihn vor diversen Urteilen bewahrt, die eigentlich als Folgen seiner Kriminalität in seinem Lebenslauf auftauchen, oder besser noch, verkürzen sollten. Jugendfreundschaften zahlen sich doch manchmal aus. Also macht sich Lio frisch ans Werk, bei einem skrupellosen Händler einzubrechen und den Mann um gewisse Ersparnisse zu bringen, die ja sowieso in Volkes Hand gehören, da sie unrechtmäßig erworben sind. Lio, der Robin Hood der Baronie Walfor, im Königreich Telonia. Nur ist Dûrus etwas anders, als die anderen Kinder dieser Welt. Er ist ein Magier der Höheren Künste, ein Witgo, mit einer rabenschwarzen Seele. Damit dürfte sein Reichtum hinreichend erklärt sein, schade nur das Lio hier seine Hausaufgaben nicht gemacht hat, was man dann Recherche nennt. Der Zauberer ist auf Lio´s Besuch vorbereitet und auch das Eingreifen von Tomeija kann den Fluch des Witgo nicht verhindern. Der Spruch macht zwar nicht das, was Dûrus wirklich will, nämlich Lio und Tomeija zu töten, jedoch verschwinden die beiden durch den Raum und landen in der Wüste um Wédōra, meilenweit entfernt von Markus Heitz „Traumstadt“. Wo dann sehr unfreundliche Gestalten warten, die auch auf Wanderer aus anderen, weit entfernten Landstrichen, wenn auch die Reise gegen ihren Willen war, keine Rücksicht nehmen wollen oder können. Die Wüste ist archaisch. Wédōra hat sich dort breit gemacht, wo die Wüstenvölker ihr Heiligtum haben und jetzt keinen Zugang mehr bekommen. Was den Nachbarschaftsbeziehungen so manchen Dämpfer versetzt. Und unfreiwillig Gestrandete gewissen Gefahren aussetzen kann, die ja mit der hiesigen Diplomatie nicht vertraut sind. Markus Heitz ist da sehr informativ und als Leser wird man dann wohl den nächsten Weg zum Reisebüro vermeiden, wenn, als „All inklusive“ vielleicht, dort Wédōra auf dem Plakat steht. Heute würde man Krisengebiet dazu sagen und von seiner Regierung gute Ratschläge bekommen, dort eben nicht einzureiten. Ist gut, dass man als Leser hier besser Bescheid weiß. In Wédōra herrscht Krieg. Bürgerkrieg gegen die Herrschaftsverhältnisse. Krieg der umliegenden Anwohner, die sich von der Stadt betrogen sehen.  Nur, Lio und Tomeija konnten sich das Ziel nicht aussuchen, das hat der Witgo, als „verkleideter Reiseveranstalter“, dann gemacht, wenn auch nicht wirklich so gewollt. Wédōra entpuppt sich als ein Alptraum, dabei wollen Lio, zurück zu seiner Familie, und Tomeija, zurück zu ihrer Berufung als Scῑrgerēfa, einfach nur nach Hause. Wird nicht ganz so einfach werden, ist wahrscheinlich sogar unmöglich. Markus Heitz spielt so ein bisschen Orakel und nur Tomeija erkennt, dass eine Rückkehr jetzt nicht im Rahmen des Möglichen liegt. Kardῑr, berufsmäßiger Razhiv, wie man hier die Magier nennt, entpuppt sich da auch nicht als wirkliche Hilfe. Markus Heitz hat mal wieder die Muskeln des Schriftstellers spielen lassen. Den man wirklich lesen will. Heitz baut eine neue Welt auf. Das kann nur bedeuten, dass man als Leser mehr davon haben bekommen möchte. Hoffentlich zeitnah. Markus Heitz zu lesen heißt, immer ein besonderes Erlebnis zu haben. Der Mann legt Ostern und Weihnachten auf einen Tag und gratuliert dem Leser, der vermutlich, sich dahin wähnt, auch noch Geburtstag zu haben.

(Knaur)

ISBN 978-3-426-65403-3   605  Seiten  16,99€ (D)  17,50€(A)

M. Heitz – AERA-Rückkehr der Götter – Archiv Dez. 2015
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