BUCHREZENSIONEN

MARKUS HEITZ –

AERA - Die Rückkehr der Götter

Heitz ist ein Multiversumtalent, der in allen Genres des Schreibens sich wie zu Hause fühlt. Mit „AERA“ stellt er sich dem Leser wieder zur Probe und dürfte dabei Ergebnisse im astronomischen Bereich einfahren. Die Rückkehr der Götter ist einfach göttlich geschrieben und hier bekommt der Großteil der Leserschaft mehr als nur ein Salatbuffet. Informativ sollte man jedoch erst den Anhang durchforsten, der, 31 Seiten stark, den Blick auf so manche Gottheit gibt, die das Leben der Menschen in verschiedenen Regionen dieser Welt beeinflusste, bevor sich die monotheistischen Glaubensrichtungen mit Feuer und Schwert zur Weltherrschaft aufschwangen, um sich gegenseitig und untereinander die Köpfe einzuschlagen. Im Jahre 2012 schlagen die unterdrückten Götter zurück, leidtragend sind das Christentum, der Islam und der jüdische Glaube. Der Buddhismus und der Shintoismus Japans überleben das Ganze, ohne nennenswerte Verluste. Im Norden Europas herrschen wieder keltische und germanische Religionen, in Nordamerika holt sich die First Nation ihr Glaubensrecht zurück, im Süden reißen sich Viracocha und Konsorten das religiöse und gemeinschaftliche Leben der Indios unter den Nagel und im Herzgebiet des Islam toben sich Nergal, Marduk und Ereschkigal mal richtig aus. Daran hätte Gilgamesch seine wahre Freude, würde er doch als erster Held einer überlieferten Literatur zu neuen Ehren kommen. Überall auf dem Erdenrund feiern „Die Alten“ ihre Wiederauferstehung, Perun kann wieder durch Russland donnern, Hephaistos ist auf den Spuren von Leonardo da Vincis Erfindungen und Ra kann wieder am ägyptischen Himmel seine Runden drehen. Geht natürlich nicht ohne Randale ab, die Übergangskriege zeichneten eine neue Menschheit, in deren Wirren Malleus Bourreau seine Familie und seinen Glauben verlor. Jetzt, im Jahre (des Herrn? … können wir uns klemmen) 2019, ist etwas Ruhe eingekehrt, die „Götter“ haben sich die Welt und die Gläubigen untereinander aufgeteilt. Knatsch gibt es aber immer noch, Grenzstreitigkeiten, Re-Konvertierungen und allgemeiner Hass auf andere sind immer noch an der Tagesordnung. Nicht so offensichtlich wie früher, eher schwelend, schleppend. Herr Bourreau ist sowohl für Interpol, aber auch privat, tätig und versucht dem übernatürlichen Treiben eine reale Erklärung zu entreißen. Er sieht sich als Atheist und alles Göttergebaren ist eh nur Opium für das Volk. Und die Umtriebe, die er untersucht, sind alles andere als göttlich anzusehen. Er hat Morde, Diebstähle von Artefakten auf dem Schreibtisch, Kapitalverbrechen, die es aufzuklären gilt. Zweifel an der Präsenz von Göttern, in deren Namen so manches Gewaltdelikt begangen wurde, wird zu seiner Arbeitsmaxime. Dass er sich dabei mit so mancher Entität anlegt, ist sonnenklar und so häufen sich Drohungen gegen ihn und seine Mitarbeiter. Manchmal hat er richtig Schwein. Eigentlich hat er einen Stalker, der mit seiner Waffe, einer russischen APB, ihm den Rücken freihält, allerdings nicht wirklich aus uneigennützigen Gründen. Der, der ihm folgt, will Malleus Tod zeitlich und räumlich selbst festsetzen. Gottgleich will der sogenannte Glyphen-Mörder über Bourreaus Leben mitbestimmen. Mitmachen. Das dem Interpol-Polizisten das nicht so gefällt,  ist nicht von der Hand zu weisen und er geht viele Wege, den lästigen Anhang los zu werden, was wiederum nicht für Wohlbehagen bei seinem Schatten sorgt. Markus Heitz lässt die Puppen tanzen. Vielleicht wird ihm so mancher Gott dabei nicht aus der Hand naschen, sondern eher abreißen wollen, damit er nicht mehr schreiben kann.  Der Leser wird ihm aus der Hand futtern. Er bekommt ja auch allen Grund dazu. Unsere Politiker, und deren Hinterleute, schlagen in die gleiche Richtung, wie die „Götter“ und, Dank sei unserer „Demokratie“, dürfen wir uns weiterhin, gegenseitig, die Schädel einkloppen. Die Frage ist nur, was gehen uns die Götter und ihr umtriebiges Verhalten an.  Eine Frage, die Markus Heitz nicht nur dem Leser stellt.

(Knaur)

ISBN 978-3-426-51861-8  748  Seiten    9,99€ (D)   10,30€ (A)

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