BUCHCOVER | REZENSION |
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LINWOOD BARCLAY –LügennestHerr Barclay ist mittlerweile sattsam dafür bekannt, seinen Figuren so einiges zuzumuten. Heute teilt er das Rote Meer und lässt die Wassermassen über seinen Protagonistinnen wieder zusammen fließen. Bei Linwood ein „Angestellter“ zu sein, erweckt dann doch die Sehnsucht, lieber zum Arbeitsamt zu gehen, zwar mit Abstrichen an der Lebensqualität, aber dafür weit, weit ruhiger in seinen Lebensabend schauen zu können, der, bei Barclay doch dann in Frage gestellt werden könnte. Der Mann schreibt Thriller, da läuft es einem kalt den Rücken herunter. Der Mann hat´s drauf, Gänsehaut zu erzeugen, wobei gewisse Vögel noch nicht mal den Raum betreten haben. Die Gänse haben Rom gerettet? vor den Vandalen! Die Jungs hatten da mal richtig nachhaltig für Furcht gesorgt. Das ist wohl wahr. Geiserich, der König der Vandalen und einer der weitsichtigsten Politiker, nicht nur seiner Zeit, hatte nicht wirklich vor, Rom zu erobern, dazu wäre er auch nicht in der Lage gewesen, er wollte nur Frieden für sein Volk. Der Präventivschlag, gegen die Weströmer, war da jedoch schon sehr hilfreich. Hat jedoch eine Redensart geprägt. Hausen, wie die Vandalen. Die Gänsehaut kam dann wohl etwas später? Reporter David Harwood darf dann mit so ziemlich illustren Informationen mal auf die Pirsch gehen. Er ist in seine Heimatstadt Promise Falls, einem Provinzkaff, zurückgekehrt, lebt mit seinem Sohn Ethan erst mal bei seinen Eltern und seine erste Aufgabe von Muttern lautet, lecker Essen an seine Cousine zu liefern, die vor Monaten ein Kind bei der Geburt verloren hat. Marla ist jedoch irgendwie anders als andere. Nur findet David seine Verwandte mit einem Baby im Arm, Matthew, zehn Monate, von einem „Engel“ ausgeliefert, so Marla´s Aussage. Eine, mehr als, ungewöhnliche Situation. David stellt Fragen und schon beginnt das Karussell „Linwood Barclay“ mit seinen Rotationen. Die Mutter des Kleinen wurde ermordet, der trauernde Gatte als alleinerziehender Vater zurück gelassen. Ein „Engel“, der Kinder verteilt, wie der Klapperstorch? Herr Barclay beginnt dann mal mit der Ausdünnung der menschlichen Population. Da ist er sehr begeistert und engagiert bei der Sache, ganz klar, er sitzt ja vor seinen Seiten, und macht mit Bernard Minier gemeinsame Sache. Die einzige Spezies, die dem Menschen gefährlich werden kann, ist der Mensch selbst. Mit „Lügennest“ hat er in einen Schwarm Hornissen gegriffen, den er jetzt, sowohl auf den Leser, als auch auf seine Protagonisten loslässt. David Harwood hätte, wahrscheinlich, doch lieber andere Probleme. Sein Sohn hat von Opa eine Taschenuhr „geliehen“ und die wurde geklaut. Die, daraus, resultierenden Verwicklungen, die kommen werden, dürften für ein lebenslanges Konfrontationsverhältnis sorgen. Wär David wahrscheinlich lieber gewesen, als in einen Mordfall hineingezogen zu werden. Linwood Barclay nimmt da jedoch keine Rücksicht, warum sollte er das auch tun, und so bügelt er dem ehemaligen Reporter gleich mehrere Dinge über. Eins muss man Linwood lassen. So ganz allein lässt er David Harwood dann doch nicht. Der Autor beweist blanken Humor. Der „Dorfbulle“ Duckworth ist ein Mensch, der mitdenkt und einen klaren Verstand hat, der Recherchieren auf dem Reißbrett hat und auch Schlüsse ziehen kann. Und, wer hätte das gedacht, sogar Cal Weaver taucht mal kurz auf, wenn auch nur am Rande. Und ganz schwarzen Humor. Matthew ist ja „Rosemaries Baby“. Das Kind von Rosemarie Gaynor, der ermordeten Frau. David Harwood dürfte sich in einem Irrenhaus wähnen, vor allem dann, wenn wild gewordene Ärzte sich mit einer tödlichen Spritze auf ihn werfen wollen. Linwood Barclay hat wieder das Universum durcheinander gebracht und seine Protagonisten dürfen das ausbaden, oder unter die Dusche gehen, wenn sie nicht mehr gebraucht werden. Da ist er gnadenlos. (Knaur) ISBN 978-3-426-51868-7 502 Seiten 12,99€ (D) 13,40€ (A) L. Barclay – Nachts kommt der Tod – Archiv August 2014 |