BUCHCOVERREZENSION
Barclay.l NachtsKommtDerTod

LINWOOD BARCLAY  –

Nachts kommt der Tod

Am Tage kommt der Tod auch. Was Linwood Barclay seinem Privatdetektiv Cal Weaver hier serviert, spottet seinem Buchtitel, aber vielleicht ist der auch nur falsch übersetzt, oder anderweitig geändert worden. Cal sucht den Schuldigen, der seinen Sohn Scott in den Tod getrieben hat, gerät dabei, verständlich für Familienväter, auf Abwege. Eine ungewöhnliche Situation entwickelt sich, als er auf dem Heimweg eine Anhalterin mitnimmt. Claire Sanders, Tochter des Bürgermeisters, ist auf der Flucht und hat den Plan, sich abzusetzen. Helfen soll Freundin Hanna und so wird der ehemalige Polizist Cal mal richtig ausgetrickst. Barclay verkettet Situationen, da bleibt kein Auge trocken. Claire muss mal, kleine Königstiger streicheln, was habt ihr gedacht, und schon sitzt eine andere Person in Weavers Auto. Als er den Wind im Gesicht spürt, will Cal das Double ausquetschen, nur will Hanna nicht mitspielen, sondern flüchten. Macht sie auch, kurz danach ist sie tot, erwürgt, ermordet. Der Autor inszeniert eine Situation, in der sich alle Personen umkreisen, wie wilde, blutrünstige Hyänen, nur der Punkt, um den es wirklich geht, lässt er im Hintergrund. Seine Protagonisten, ob noch lebend, oder schon tot, suchen, suchten, immer nach dem Offensichtlichen, dem Logischen, nur um von Linwood ad absurdum geführt zu werden. Er drückt die Spannung in Richtung Weltall. Lässt alle möglichen Partei gegeneinander rudern, bis zum Schiffbruch. Und Barclay lässt alle, einschließlich des Lesers in Ungewissen, was eigentlich sein roter Faden ist, das hebt er sich bis zum Schluss auf, damit man sein Werk auch komplett genießen wird. Er bricht alle Konventionen, lässt alle Säue raus, bastelt einen Thriller, der den Namen nicht nur verdient, sondern die Thematik neu definiert. In Cal Weavers Haut will man nicht stecken, weil Linwood Barclay ihm alles überhilft, was ein Mensch nicht wirklich will. Manchmal möchte man ja fünf Minuten Spotlight haben, aber wenn Linwood sie einem gewährt, ist man doch eher genötigt, das Angebot abzulehnen. Und zwar nicht dankend. Cal Weaver dürfte die Schnauze, von seinem geistigen Schöpfer richtig voll haben. Da fragt man sich, wer ist wirklich das Opfer ist. Wenn man Linwood Barclay als Biografen hat, wäre es besser den Suizid in Augenschein zu nehmen, wer weiß, was der Mann noch mit einem vorhat.

(Knaur)

ISBN 978-3-426-51480-1  559 Seiten    14,99€ (D)   15,50€ (A)