BUCHCOVERREZENSION
Connelly.m DerWidersacher

MICHAEL CONNELLY  –

Der Widersacher

Harry Bosch ist wieder in der Spur. Connelly bügelt seinem Topermittler gleich zwei Fälle über. Einen Todesfall eines Geschäftsmannes, der durch lobbyinterne Aktivitäten auffällig wurde, aber durch politische Verwicklungen, Sohn eines einflussreichen Stadtrats, gewissen Schutz genossen hatte. Nur ist Papa jetzt daran interessiert, das aufzuklären und will dringend Harry als Ermittler haben, immerhin gilt er als integrer Detective. Dazu gibt es einen ungeklärten Mord, der seit schon einiger Zeit auf Eis liegt, an einer jungen Frau, mit vorangegangener Vergewaltigung. Nur eine DNS-Analyse führt zu einem Menschen, der selbst missbraucht wurde und zum Tatzeitpunkt des Deliktes acht Jahre alt war. Mit dem Tötungsdelikt hat der Kandidat zwar nichts zu tun, passt aber prima ins Täterprofil, da er vom Opfer selbst zu einem erbarmungslosen Täter wurde.  Michael Connelly führt seinen Protagonisten in eine Welt, die er zwar kennt, er ist ja schon Jahre lang Polizist, nur jetzt brezelt er ihm Fakten über, die selbst dem erfahrenden Cop Schauer über den Rücken laufen lassen. Connelly ist eine Macht, wenn es ums Knistern in einem Buch geht. Und er nutzt Bosch gnadenlos aus, um dem Leser das zu geben, was der Äugige braucht, spannende Lektüre. Selbstverständlich hat der „politische“ Punkt Vorrang, aber Bosch hat die Vorstellung, jeder zählt. So ermittelt er parallel zum erstrangigen Fall, trotzdem in dem zweiten. Und der hat es in sich. Allerdings spannt Michael den Leser etwas auf die Folter, lässt er sich doch Zeit mit der Aufklärung. So darf Harry etwas Zeit mit seiner, mittlerweile fünfzehnjährigen, Tochter Maddie verbringen und ein, zwei Mal mit Hannah Stone speisen gehen. Atempausen für einen Mann mit einem bezeichnenden Beruf, der dahingehend wichtig ist, weil unsere  Gesellschaft doch andere Prioritäten setzt, als Nächstenliebe.  Und schon holt Connelly Bosch schnell wieder auf den Boden der Tatsachen zurück, das hat er richtig gut drauf. Immerhin ist Harry Polizist. Er hat zwar ein Anrecht auf ein Privatleben, aber in erster Linie, soll er dem Leser zeigen in welcher Welt er wirklich lebt. Michael Connelly avanciert zu einem Schriftsteller, der einfach Wahnsinn ist. Er taucht in die Jauchegrube (un)menschlicher Aktivitäten, jeglicher Couleur, so tief, dass selbst Bosch, als gestandener Ermittler, Schluckauf bekommt. Und der gibt den, nahtlos, an den Leser weiter, damit selbiger auch was von hat. Michael hat es richtig drauf. Er ist ein exzellenter Schreiber, den man sich immer wieder zu Gemüte führt.

(Knaur)

ISBN 978-3-426-51135-0  456 Seiten     9,99€ (D)   10,30€ (A)
 
(„Die Frau im Beton“ März 2013, im Archiv)
(„Neun Drachen“ Januar 2013, im Archiv)
(„Spur der toten Mädchen“ Ältere Rezensionen, Archiv)