BUCHCOVER | REZENSION |
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CAMILLA BRUCE –Pepper-ManBei Angelika Svensson haben wir mal ein Zitat entdeckt, das einfach nur ansprechend ist. William Somerset Maugham sagte „Jeder ist überzeugt, er könne Bücher kritisieren, nur weil er lesen und schreiben gelernt hat.“ Okay, müssen wir mit leben. Aber wir wollen ja hier Bücher nicht wirklich kritisieren, sondern doch mehr empfehlen, weil Lesen den Horizont stark erweitern, und, laut Berliner Betriebsärzten, sogar als eine Demenzvorsorge wirken wird. Eine Reise in eine andere Welt, in eine andere Zeit, in eine andere Realität zu ermöglichen, kann nichts besser, als ein Buch. Das wussten schon Cicero, der streitbare römische Philosoph und auch Hannibal Barkas, der Schrecken Roms im zweiten Punischen Krieg. Mit Kritik hat Camilla Bruce, nach ihrem Manukript, auch mehr mit sich selbst zu kämpfen gehabt. In ihrer Danksagung sagt sie an, dass es etwas seltsam ist und nicht hätte erscheinen dürfen. Das ist aber Selbstkritik. Ob das mit Williams Zitat zusammenpasst? Zumindest hat mal jemand drübergeschaut und gesagt, mach es doch! Eine kleine Idee kann auch wachsen. Und das war gut. Man kann sagen, okay, das ist wirklich etwas seltsam. Wenn man sich an seinem Tischtuch festhält, die Falten zusammenknetet und auch nicht den Mut hat, unter sein Bett zu schauen, sich die Augen zuhält und sagt, ich sehe Dich nicht, dann siehst Du mich auch nicht, dann sollte man hier auch tatsächlich die Finger von lassen, weil dann neue Erfahrungen im Leben unerwünscht sind. Ob diese Erfahrungen sich darum scheren werden, könnte man als fraglich bewerten. Erst mal in eine Ecke schieben, wo viel Schatten ist. Da fühlen sich diese Gedanken sehr wohl. Camilla Bruce macht einen Ausflug ins Feenland. Cassandra Thorn wird schon als Kind vom Pepper-Man erkoren. Der Feenmann hat sich eine neue Nahrungsquelle gesucht und Cassie gefunden. Als erstes Kind ihrer Eltern ist das erstmal nicht wirklich erkennbar, das sie anders ist. Auch die Geburt ihres Bruders Ferdinand wird keine neuen Erkenntnisse bringen. Er ist auch, irgendwie, anders und seltsam. Erst als Schwesterchen Olivia das Licht der Welt erblickt, gibt es die Blicke auf eine Welt, die jetzt auseinander driften wird. Das Kinderhaus von Cassandra wird zur Qual. Sie kann sehen, was andere nicht sehen können. Ferdi auch, aber der traut sich nicht, darüber zu sprechen. Und Pepper-Man ist auch nicht gerade rücksichtsvoll. Olivia wird zum Sonnenschein ihrer Eltern. Der Arzt, der Cassandra Thorn behandeln soll, sucht nach Erklärungen, die uns dann doch glaubwürdiger erscheinen sollten und schreibt auch noch ein Buch, im Buch, darüber. Wird Cassie nicht mehr so wirklich berühren, sie hat ihr eigenes Leben im Hügel gefunden, wo sie ihre Tochter geboren, ein Feenkind zur Welt gebracht hat. Ist schnell gewachsen und jetzt extrem wütend. Feen leben nicht, so wie wir. Cassandra Thorn hat jetzt viele Probleme, von Mordanklagen angefangen bis hin zu dem Thema, dass ihr niemand auch nur etwas glauben will.Von welcher Seite soll man dieses Buch jetzt betrachten? Menschen mit spirituellen Erfahrungen gab es schon immer, nur ist die Frage, wer glaubt solchen Gestalten? An Drachen möchte jeder glauben, weil diese fliegenden Reptilien mit nachvollziehbarer Selbsterkenntnis und auch, einem uns ähnlichen Verstand, uns durchaus inspirieren, meistens. Ausnahmen bestätigen die Regel. Drachen verkörpern Intelligenz und Kraft. Und wirklich böse Drachen sind ja eher eine Seltenheit. Egoistisch, klar. Egozentrisch, auch. Warum nicht, wir sind das auch. Nur sind wir, in beiden Kategorien, ganz klar die Sieger, da könnte sich jeder Drachen noch eine fette Scheibe von abschneiden, wenn er auf der Ziellinie wieder nach seinem feurigem Atem sucht, der ihm gerade ausgegangen ist. Dann sehen muss, das er auf allen Strecken verloren hat. Und beim Belastungs-EKG und -EEG, durch den Haus- und Spezialarzt, Herz und Hirn ihm sagen werden, der Bosheit der Menschen bist Du doch noch lange nicht gewachsen. Stell Dich mal, und bitte ohne zu murren, ganz weit hinten an. Selbst Satan ist nur ein Azubi des Gipfels der Schöpfung, und der darf jetzt, vielleicht, mal den Kaffee holen oder das Taxi rufen. Bernard Minier hat das mal ganz gut gesagt, die einzige Spezies, die dem Menschen gefährlich werden kann, ist der Mensch selbst. Und der Auspruch von Karl Marx, dass der Mensch die Religionen formt und nicht umgekehrt, sollte man sich dabei auch mal auf der Zunge zergehen lassen. Feen könnten da ganz anders sein? Wenn etwas auf sie abfärbt, dann wird das nur unsere eigene Bosheit sein. Unser eigener Egoismus wird sich bei Feen widerspiegeln. Sie sind aus unserer Seele geboren worden. Frau Bruce hat das gut erkannt. Pepper-Man ist schillerndes Beispiel dafür. Der Feenrich ist egoistisch, eigennützig und immer auf der Spur, selbst zu überleben. Nur Cassie kann ihn sehen? Nee, Ferdi hat ihn auch identifiziert. Camilla Bruce schildert mal die andere Seite. Aus der Sicht der Menschen, die solche Erfahrungen leben müssen und dafür von ihren Mitmenschen, denen eine solche Sicht verwehrt ist und auch bleibt, gerne in eine Irrenanstalt eingewiesen werden. Damit steht Camilla aber nicht allein da. In Sofie Hénaffs „ Revier der schrägen Vögel“ taucht plötzlich der D´Artagnan wieder auf, der laut Alexandre Dumas mit Athos, Porthos und Aramis den Degen kreuzen wollte. Laut dem Roman sogar fast gleichzeitig. Und diesen Namen sollte doch nun jeder kennen. Alexandre Dumas kann man ja vieles vorwerfen, wozu? Er war ein extrem fantasievoller Schriftsteller. Nur kommt Captaine Saint-Lȏ gerade aus der Psychatrie, hat aber doch verdächtig viele Erinnerungen und auch Fertigkeiten, über die ein heutiger Mensch nicht mehr verfügt. Warum sollten dann Feen Hirngespinste sein? Wer weiß, was auf dieser Welt wirklich los ist. Camilla Bruce hat sich schon ganz gut dazu durchgerungen, hier mal einen Klartext zu schreiben. Irgendwie kommt das als eine Art Autobiografie aus einer anderen Zeit rüber. Schriftstellerin, verschwunden, will aber noch ihren Nachlass regeln und schreibt deswegen jetzt an die Menschen, die erben sollen, wollen oder können, aber irgendwie noch nie mit der Gegenwart von Cassandra wirklich konfrontiert wurden. Bei Camilla Bruce wollen wir doch hoffen, das es eine Auftragsarbeit war. Leute, Ihr, die nicht hören, sehen oder fühlen könnt, weist uns, im Komplettformat, einfach alle, die dieses Buch dann doch lesen werden und wollen, in eine geschlossene psychatrische Einrichtung ein. Könnte ganz schön voll werden. Musikalisches Entertainment? Die Musiker der Berliner Band „OST+FRONT“ haben mit „Untermensch“ einen Jahrhundert-Titel kreiert. Der Text und die Musik passen perfekt zu diesem Buch, wie die Faust in den Solarplexus, nur wird einem hier nicht die Luft ausgehen. ISBN 978-3-426-52432-9 250 Seiten 12,99€ (D) 13,40€ (A) BERNARD MINIER – Schwarzer Schmetterling – Archiv August 2013 |