BUCHCOVER | REZENSION |
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YANIS KOSTAS –Tod am AphroditefelsenEins kann man gleich feststellen, belesen ist der Mann. Er kennt beispielsweise Jonas Jonasson und dessen unten genanntes Buch, was ja schon mal gut ist. Auch Friedrich Dürrenmatt ist ihm kein Fremdwort, was man von einer Romanfigur von Klaus-Peter Wolf dann doch nicht behaupten kann. Yanis Kostas setzt zu einem neuen Start an. Ob man jetzt, über seine Protagonistin Sofia Perikles einen Bogen zu dem attischen Staatsmann ziehen kann, der etwa 500 vor der christlichen Zeitrechnung in Athen das Werk einer neuen Art von Demokratie zu verwirklichen suchte, das sollte jeder für sich selbst ausmachen. Das Perikles, in seiner Zeit, einen großen Einfluss auf die Entwicklung der zypriotischen Hauptinsel hatte, ist jedoch nicht von der Hand zu weisen. Yanis versucht einen anderen Weg. Zypern ist geteilt. Der türkisch besetzte Norden und der griechisch-zypriotische Süden stehen sich gegenüber. Wir haben 2017 nach Christus. Nikosia ist die letzte europäische Stadt, die geteilt ist. Politisch. Seine Sofia soll mal ganz schnell die Welt verändern. Nur geht das, anfangs, richtig in die Hose. Als Tochter eines hochrangigen Diplomaten will sie sich jetzt einen Platz im südlichen Teil der Insel sichern, vorrangig an einem Schreibtisch in einem klimatisierten Büro, bewirbt sich im Innenministerium, wo man nicht viel Arbeit, aber ein üppiges Gehalt erwarten könnte. Die Kommunisten, die jetzt die Wahl gewonnen haben und in steter Abwehrhaltung zu den Konservativen stehen, zu denen auch Sofias Vater gehört, haben jedoch eine andere Vorstellung von Chancengleichheit, oder auch Vetternwirtschaft. Papa wird nach Armenien delegiert, mit Eriwan als Botschafterresidenz und Sofia geht nach Hause. Familie Perikles wird getrennt, wo sie doch vorher, in allen Teilen Europas als Einheit auftreten konnten. Während Vater Perikles jetzt sich mit allen möglichen russischen und auch anderen Wodkavariationen bekannt machen muss, kommen auf Sofia ganz andere Bedingungen zu. Sie wird, als Polizistin, in ein Kaff geschickt, wo jede Säugetierpopulation die Zahl der hier lebenden Homo Sapiens Sapiens um das Hundertfache übertrifft, vom Federvieh ganz zu schweigen. Merkt Euch diesen Ort. Kato Koutrafas. Noch glaubt sie an einen Irrtum. Sie hätte mal das „Legacy“ abonnieren sollen. Auf der CD-Ausgabe 4/19 ist die Band „Minority Sound“ drauf, mit „Toxin“. Passt zwar nicht wirklich zu einem Zypern-Mythos, aber perfekt zu ihrem jetzigem Werdegang. Dorfpolizistin Sofia Perikles, unterster Dienstgrad den es gibt und dazu einen Vorgesetzten, der, sagen wir mal, so unter uns, doch recht merkwürdig herüberkommt. Für die Diplomatentochter, die vorher mit dem goldenen Löffel einschaufeln durfte, ist das eine ganz neue Erfahrung. Kostas, und das ist jetzt ihr Vorgesetzter (und ganz klar, auch ihr Schriftsteller), begegnet ihr mit definitver Ablehnung, während ihr der halbe Rest des Dorfs, und diese Einwohnerzahl lässt sich an zwei Händen und zwei Füßen abzählen, doch sagt, eigentlich ist der Mann ganz in Ordnung, hat aber ein ganz persönliches Hiroshima gehabt. Man muss ihn nehmen, wie er ist. Bevor sie jedoch dahinter steigen kann, hat sie schon ihren ersten Mord an der Backe. Könnte als Autounfall durchgehen, aber sehr schnell wird offenbar, hier hat jemand ganz eklatant nachgeholfen. Ein schweres, und auch schnelles, Fahrzeug hat den fahrbaren Untersatz von Elena und ihrem neuen Lebensabschnittsgefährten von der Straße gedrängt. Zwei Feststellungen gibt es jetzt. Elena wohnte in Kato Koutrafas und ich kann das nicht gewesen sein. Mein Kirow 320 H wiegt 62 Tonnen. Es wäre, klar, eine Kleinigkeit für ihn, einen Personenfahrzeug von der Straße zu bugsieren. Seine Höchstgeschwindigkeit ist jedoch auf 15 km/h begrenzt, was eine Verfolgungsjagd auf Straßen sehr stark ausschließen wird, und, außerdem, fährt der nur in Berlin-Reinickendorf. Den nach Zyprn zu überführen, würde viel Geld kosten. Also, ich war das nicht. Hier muss sich Yanis Kostas einen anderen suchen. Und der, vermeintlich, Schuldige ist auch ganz schnell gefunden. Elenas Ehemann ist, samt seinem Truck, der garantiert schneller auf der Piste unterwegs ist, als mein gelbes Bärchen, sind plötzlich und unerwartet, von der Bildfläche verschwunden. GPS-Daten gibt es keine mehr. Die letzten sind irgendwo in der zypriotischen Pampa lokalsiert worden, aber selbst auf einer so kleinen Insel sucht man doch die Nadel im Heuhaufen. Yanis Kostas hat etwas von der Leine gelassen. Sofia Perikles verbeisst sich und, nebenbei, gibt’s ja noch ganz andere Probleme. Sie hat ja mehrere, ohne Worte, lest selbst. Papa Perikles Ausschweifungen in die Welt des Wodkas in Eriwan, Armenien, könnten doch einige zusätzliche Erkenntisse zu Tage tragen. Alkohol kann auch manchmal zungenlösend wirken. Und wenn Papa plaudert, dann kann es dazu kommen, das der Schmetterling, der mit den Flügeln schlägt, einen Tsunami auslöst und Sofia auf den Weg bringt. ISBN 978-3-426-30730-4 334 Seiten 9,99€ (D) 10,30€ (A) J. JONASSON – Der Hundertjährige, der aus dem... - Archiv April 2014 |