BUCHCOVER | REZENSION |
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ANDREW SHAFFER –Hope never diesSpontan kommt einem hier der Gedanke zu „Metal will never die“. Als die Apokalyptischen Reiter, auf der „Soft & stronger“-CD, ein gigantisches Musik- und Meisterstück auf diese Welt losließen. Und Ronnie James Dio, der sich es ja vorher schon auf seine Fahne geschrieben hatte, eine neue Art Heavy-Metal wirklich klangfähig durch zu stricken, bevor andere das wieder zunichtemachen wollten. Beide gleichnamigen Titel, so unterschiedlich wie sie sind, kann man heute als Klassiker bezeichnen. Nicht umsonst wird Ronnie James Dio auch im Film „Heavy Trip“ erwähnt*. Nebenbei, in der Geschichte der Band „Black Sabbath“ wird er aber auch gerne ignoriert, obwohl er hier wohl eher einer der Gedankengeber war. Von uns aus gesehen, wird er immer „Unvergessen!“ bleiben. Diese „Metal will never die“ werden wohl nie wieder aus den Ohren hinauswollen. An Musik, dieser Art, wird Andrew Shaffer aber nicht gedacht haben, als er dieses Buch schreiben wollte, sondern hat zwei Leute im Visier, die doch jahrelang im Blickpunkt der amerikanischen, und damit auch der weltweiten, Öffentlichkeit standen und auch heute noch stehen. Barack Obama und Joe Biden. Der sechs- und siebenundfünfzigste Präsident der USA. Mit zwei Amtszeiten im Rucksack sollte man das so rechnen. Der, der Osama Bin Laden zur Strecke gebracht haben will und der, der immer dahinter stand, oder… das lassen wir mal lieber. Sein Vize. Jetzt gehen sie als Privatdetektive zu Werke. Scheiß Ruhestand. Wenn man im Rentner- und Familienleben Langeweile bekommt, kann einen das schon bitter ankommen. Ob Andrew das so gut durchdacht hat? Aus der Sicht von Joe Biden geschrieben, entpuppt sich Barack Obama, auf und in diesen Seiten, mehr als einmal als ein völliger Egoist. Obwohl das halbe Buch als eine Art Hohelied durchgehen könnte, das man dem Ex-Präsidenten auf den Leib geschneidert hat, der eigentliche Erzähler taucht von einem Wellental ins nächste. Höhen hat er äußert selten. Und nun hat sich ein Todesfall ereignet, der Joe Biden richtig ins Gemüt fährt. Früher ist er viel mit Amtrak gefahren, als er noch Senator war, was immer das auch heißen möchte, in der amerikanischen Politik. Kannte jeden Schaffner, jede Servicekraft mit Vor- und Zunamen und deren familiären Verhältnisse. Ausgerechnet sein Leib- und Magenschaffner soll sich jetzt unter den Zug geworfen haben, um sich von seinen eigenen Kollegen überfahren zu lassen. Mit einer erklecklichen Menge von weißem Pulver in der Hosentasche. Und der „geliebte“ Ex-Präsident, im Unruhestand, der sich so lange rar gemacht hat, steht plötzlich, (und auch noch Zigaretten rauchend!), im Garten seines ehemaligen Vizes, um ihn über die neuen Umstände aufzuklären. A, der Schaffner ist jetzt des Drogenschmuggels verdächtig, das in einem sehr großen Umfang, und soll Selbstmord begangen haben. Was das, versicherungstechnisch heißt, kann sich ja jeder selbst ausrechnen. B, Obama und Joe sind, trotz ihrer Vergangenheit, nicht mehr berechtigt, auf den allgemeinen Polizeiapparat zurückzugreifen, müssen jetzt also neue Wege gehen. Joe kann nicht glauben, dass sein Finn Donnelly, der ihn jahrelang auf den Zugfahrten begleitete, im Alter von dreiundsechzig Jahren plötzlich zum Dealer und Kokser geworden ist. Er ist ja selbst schon in dem Alter und er hat wahrlich ganz andere Sorgen, als sich ein solches Hobby zuzulegen. Mal abgesehen davon, dass er Finn immer für eine integre Persönlichkeit gehalten hat. Andrew Shaffer beweist einen ziemlich trockenen Humor in seinen Zeilen. Spielt mit Metaphern aus dem alltäglichen Leben und lässt beide Figuren, samt ihrem Dunstkreis, doch plötzlich zu Menschen werden, die man auch anfassen könnte. Was natürlich nicht wirklich passieren wird. Andrew Shaffer legt ein bisschen Wunschdenken an den Tag, wie Bill Clinton das auch schon gemacht hat, nur war der, im Gegensatz zu Andrew, schon mal ein US-Oberhaupt. Und das in einer Zeit, wo auch viel auf der Kippe stand. Wusste also genau, von was er reden wollte. Und sein Präsident war ja nicht ohne. Hat sich über jede Konvention hinweggesetzt, mit vielen Konsequenzen. Wie man sich Politiker wünscht, die genau dafür bezahlt werden, von unseren Steuern. Aber er hatte ja eine Grundlage einer etwas anderen Art. Über die Andrew natürlich nicht verfügt. Deswegen lässt er seine Figuren jetzt auch privat ermitteln. Arthur Conan Doyle lässt grüßen. Joe Biden ist davon überzeugt, dass „sein“ Schaffner ermordet wurde. Obama teilt seinen Enthusiasmus noch nicht wirklich, momentan ist er ja auch noch mit dem Rauchen von Zigaretten beschäftigt und ein, zwei anderen Dingen, bei denen es in Joes Garten dringender Abhilfe bedarf, aber interessiert ist er dann schon. Herr Shaffer, als Kind, mit einem ellenlangen Wunschzettel, vor dem Nikolaus? Historisch gesehen kommt der aber aus der Türkei. Ob der dann Andrew weiterhelfen kann, dürfte, zumindest, Markus Heitz sofort bejahen. Sankt Niklas ist zwar ein Vorfahre der Herren von Ankara, aber eigentlich ist er, doch schon weit vorher, eine sehr internationale Figur geworden. Wem diese Amtshilfe nicht reicht, sollte sich dann direkt an Markus Heitz wenden, der auch noch Satan Claus in der Umhängetasche hätte, und da hat sich wohl jede weitere Frage erübrigt. Man sollte jedoch den „Erlkönig“ kennen. In Berlin kennt man das, da gibt’s ja jetzt den „Berl-König“. Nachdem Joe Biden und Barack Obama wieder vereint sind, und Joe fast schon versöhnt ist, FAST, gibt es aber auch noch ganz wichtige Fragen. Rutger Hauer, sturzbetrunken, zumindest im Film so dargestellt, stellt fest „Der kürzeste Weg zwischen zwei Punkten ist eine Gerade.“ Und fragt seinen Ex-Schwiegersohn Ethan Hawke, in „24 Hours to live“,: „Warum kriegen wir das nicht hin?“. Was dann eine Frage aufwirft, die Joe Biden richtig beschäftigt. Warum können Männer nicht in ihr Klo treffen, das dafür vorgesehen ist. Wer Schusswaffen im Wohnzimmerschrank hat, und wir reden hier von kriegsfähigen Material, aber schon beim Pinkeln nicht mal richtig zielen kann, … Andrew Shaffer hat Humor, ohne Frage! ISBN 978-3-426-30746-5 315 Seiten 14,99€ (D) 15,50€ (A) CLINTON & PATTERSON - The President is missing - Archiv Juni 2018 *An einem nebligen Morgen, am Ende aller Zeit, haben wir die aufgehende Sonne für immer verloren. Wir segelten durch die Lüfte, bevor wir lernten, selbst zu fliegen. Wir dachten, dass es niemals enden würde. Wir sind die verlorenen Kinder des Meeres. Ronnie James Dio, 1980, „Black Sabbath“.* Hat mit diesem Buch nicht wirklich zu tun, oder doch? Interpretationen sind ja dazu da, Meinungen zu fördern. Gedanken zu öffnen. Ronnie war ein begnadeter Texteschreiber, Musiker und auch ein Philosoph. Über viele Grenzen hinweg, die er gerne eingerissen hat. Wir stehen dazu. |