BUCHCOVERREZENSION
Patterson Clinton ThePresidentIsMissing

BILL CLINTON & JAMES PATTERSON –

The President is missing

Herr Clinton gibt sich die Ehre. Wer fasst denn das jetzt. Im Gegensatz zu seiner ambitionierten Gattin, die ja so einige Furore verursachte, will er jetzt zwar nicht mehr Präsident der USA werden, aber als ein Romanschriftsteller durchgehen, der seine Leser an sich binden will, und hat sich hier die Unterstützung von James Patterson gesichert, einem Schreiber mit Format. Ist zwar nicht sein erstes Buch, aber sein erster Versuch, sein Publikum, davon zu überzeugen, das auch ein ehemaliger Mr. President durchaus einen Überblick hat, was ein Volk bewegt, will sich etwas von der Seele schreiben und er hat auch sehr gute Voraussetzungen geschaffen, dass man seinem Buch folgen wird. Amerika steht auf der Kippe. Staatsfeind Nr. 1 hat einen Cybervirus losgeschickt, die „freieste Nation der Welt“ von einer globalen Supermacht auf den Stand des vorigen Jahrhunderts zu bugsieren. Bill Clinton zeichnet ein Bild des Grauens. Zeigt Blicke hinter so manche Kulisse, was passieren könnte, besser wird, wenn seine Zukunftsaussichten Realität werden sollten. Dinge mit denen sich ein Staatsoberhaupt auseinander setzen muss, gut verpackt in einem Roman, den so nur ein Insider schreiben kann. Im Gegensatz zu einigen anderen, derzeit noch amtierenden und auch schon pensionierten oder verstorbenen, Kollegen nimmt Herr Clinton kein Blatt vor den Mund, sondern serviert uns schonungslos seine Kost von einer Apokalypse sondergleichen, wohin gegen der „Kalte Krieg“ zu einem Kindergartenspiel mutiert. Spannend, minutiös getaktet, knallt Mr. President Duncan eine Katastrophe nach der anderen ins Gesicht und die Regierung der USA ist immer noch mit Machtspielchen beschäftigt. Statt zusammen einer Bedrohung zu begegnen, die auch die Zukunft von Freunden und Verbündeten verhageln, sowie einen III. Weltkrieg auslösen könnte, übt man sich im „Bäumchen wechsle“ und dem Hin- und Her Geschiebe von Posten und Pöstchen an die angenehmen Personen. Diesen Leuten ist unser Schicksal genauso scheißegal, wie die Hinterlassenschaften ihrer Haustiere. Und so ist Jon Duncan, designiertes Oberhaupt einer globalen Atomwaffenmacht, die alles unter Kontrolle haben wollte und sollte, aber nicht mehr hat, mehr oder weniger, auf sich gestellt und unternimmt Schritte, die man ihm als Hochverrat auslegen möchte. Nur wem kann er wirklich vertrauen? Wer ist kompetent genug, hinter seine Gedanken zu schauen, ohne Hintergedanken. Wer ist wirklich Freund. Die Auswahl scheint doch sehr begrenzt. Während die Zahl der ihm übelwollenden Personen im Sekundentakt wächst. Und so taucht er ab, um seinem Amtseid gerecht zu werden, sein Land vor jeder Bedrohung zu schützen. Mr. President im Alleingang zu Ufern, die so mancher heutige Politiker in keinem Fall ansteuern würde, dem sein Eid nur Mittel zum Zweck war und so egal ist, wie eine Schneeflocke auf dem Mount Everest. Clintons Vision von einem Staatsoberhaupt, Jon Duncan, macht jedoch alles, um seinem Land zu dienen. Mit allen schweren Entscheidungen, vor die er gestellt wird und diese Herausforderungen haben es in sich. Bill Clinton wirbt für eine neue Generation Politiker, denen ihr anvertrautes Volk nicht so scheiß egal ist, wie man es in der heutigen Zeit sieht, sehen muss. Sein Mr. President ist wohl vertraut mit den Sorgen und Nöten seiner Nation, derzeit und auch im Bilde, was sich am Horizont zusammenbraut. Und da sieht es richtig finster aus. Das Virus, von Microsoft kann das nicht sein, schlägt schon mal zu. In L.A. gehen zwar nicht die Lichter aus, aber man sollte seine Wasserversorgung überdenken, dem Wasserhahn den Rücken kehren. Das ist aber nicht das Ende des Spatenstiels. War nur eine Warnung. Der viruelle Eindringling soll die komplette Infrastruktur lahmlegen. Alles zusammenbrechen lassen. Hier sind sich beide US-Präsidenten, der ehemalige und der derzeitige, wenn auch virtuelle, einig, dass darf nicht passieren. Da fühlt man sich, als Teil eines Volkes, doch gleich viel besser, als wenn man ins Heute schaut. Bevor Herr Clinton jedoch für mehr humanes Verständnis und politischen Zusammenhalt werben kann, geht erst mal durch manchen Engpass der Menschheit, von denen so einige in einer Sackgasse enden und man wieder von vorne anfangen muss. Terrorismusbekämpfung ist kein Kindergeburtstag, sondern fordert etliche Entscheidungen, die unendlich schwer sind und, wie die Herren Clinton, Duncan und Patterson auch unverblümt darstellen, eben Menschen mit Rückgrat. Jetzt rufen zwei US-Präsidenten gleichzeitig, die noch von einem Top-Schriftsteller verstärkt und unterstützt werden, dazu auf, die Welt doch gerechter zu machen. Hier sollte man auch mal hinhören. Nur, wenn man Politiker hat, deren Intellekt man im Mariannengraben suchen muss, oder unter einem Straßenschild, wo jeder Hund schon sein Geschäft erledigt hat, aber an ihrem Stuhl festhalten können, weil sie Geld und Connection haben, um die Vetternwirtschaft hochleben, und nichts zulassen werden, das in der kapitalistischen Gesellschaftsordnung auch das kleine Volk mal einen Bonbon bekommt, dann kann das nichts werden, mit Demokratie, wie wir sie verstehen. Oder verstehen wollen. Das Weltbild, das wir haben, unterscheidet sich doch deutlich, von dem unserer „selbstlosen“ Führungspersonen, denen Bill Clinton jetzt eine Rechnung stellt, die diese nicht begleichen können, und Wollen schon gar nicht. Er hält eine Philippika, da könnte sich ihr Vorbild, Philipp II., König von Makedonien von 359 bis 336 vor Christus, und Vater Alexanders des Großen, eine richtig dicke Scheibe abschneiden. Nur etwas anders. Gelungenes Buch, empfehlenswert. Könnte Hoffnung auf mehr machen. James Patterson hat ja auch schon ein paar Zeilen sehen lassen. Wäre zu wünschen, dass die beiden noch einmal antreten. Der Literat, der ja schon einen Namen hat und der, ehemalige, 42., Präsident der USA. „Die Zwei“! Mit diesem Buch haben sie etwas bewegt. Das steht außerhalb jeder Diskussion. Aber können sie mehr? Eine Frage wäre, würde Bill Clinton, heute und als Inhaber der Präsidentschaft, wirklich über seinen Schatten springen, und wie sein Protagonist handeln? Seine Nachfolger im Amt haben es bewiesen, genau das nicht zu können.
(Droemer)

ISBN 978-3- 426 -28197 - 0 475 Seiten 22,99€ (D) 23,70€ (A)