BUCHCOVER | REZENSION |
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FREDERICK FORSYTH –Der FuchsEin Fuchs ist Frederick, wahrscheinlich, auch selbst. Da braucht man nicht viel zu diskutieren und seine Bücher sprechen für sich selbst. Der Mann ist jetzt über die achtzig Jahre drüber. Und hat viel von der Welt gesehen. Nur, will er jetzt, eindeutig einseitig, manövrieren? Da können sich Fragen materialisieren. Er ist ein Brite mit Leib und Seele, soviel ist klar und den dementsprechenden trocknen Humor bringt er mit, ohne das obligatorische Glas Wasser. Wenn es um den großen „Freund“ jenseits des Atlantiks geht, dann packt er auch mal die Ironie dazu, indem er „9-eleven“ zwar „politisch“ korrekt darzustellen versucht, aber auch gewisse Plastikwerkzeuge, mit kleiner scharfer Klinge, zur Sprache bringt, die hier plötzlich einen Terrorismuswahn auslösten, der, bis heute, wohl ohne Beispiel ist. Geht es um seine eigene Heimat, da ist er etwas zugeschnürt, gerade wenn es um Kritik gehen sollte, aber auch extrem enthusiastisch in den Dingen, wie das Königreich der Inseln sich politisch auf ganz schmalen Pfaden bewegen muss, aber trotzdem immer eine gute Lösung findet. Für sich. Der Rest der Welt ist in ganz enge Grenzen gebunden. England darf alles, seine Verbündeten etwas und der Feind gar nichts. Unterschwellige Satire? Bei Frederick weiß man manchmal nicht wirklich, woran man ist. Sein Fuchs ist ein achtzehnjähriger Teenager. Mit Asperger-Syndrom. Der sich, mit handelsüblichen Computern, in jede Firewall knackt, egal in welchem Land und Computersystem. Wo andere Hacker hochspezialisierte Hard- und Software benötigen, braucht dieses Wunderkind nur eine Büroklammer, eine Nagelschere, eine Rolle Klebeband. Und einen Kaugummi. Mehr oder weniger. Er kann sich überall einhacken, vermutlich auch in die Toilettenspülung eines Eisbären im arktischen Eis, oder in das Brutsystem und die Geburtenkontrolle sämtlicher Pinguinarten am Gegenpol. Diesen Knaben hätte man gut gebrauchen können, als die Ufos, die Rache des Dritten Reiches für das Ende des II. Weltkrieges, am Himmel erschienen und sich die Antarktis als Adlerhorst auserkoren hatten. Dann wären wohl so manche Aktionen überflüssig geworden, die unser großer Freund, vom westlichen Kontinent jenseits des Atlantiks, im Neuschwabenland, in der Antarktis, veranstaltet hatte und diese, immer wieder, als bloße Geldverschwendung und Umweltverschmutzung darstellen musste, weil da war ja nichts wirklich greifbar. Oder doch? Hat mal jemand die Angriffe der USA, mit Atomraketen, auf die Antarktis je hinterfragt? Ist schon fast siebzig Jahre her. Gedanken, die einem beim Lesen überfallen werden. Wie viele Pinguine dabei sterben mussten, weiß man heute bestimmt nicht mehr. Frederick wird das nicht wirklich tangieren. Er ist ein Nachkomme der Normannen, oder auch der Angelsachsen, Dänen, Norweger, Friesen, die seine Inseln zu dem gemacht haben, was sie heute sind. Dementsprechend reagiert er auch. Sein Fuchs kann viele Dinge, die andere nicht können. Nur ist der etwas derangiert und kann nicht wirklich auf Veränderungen reagieren. Sein Asperger-Syndrom grenzt ihn ein. Veränderungen in seiner Umwelt kann er nicht kompensieren. Macht den jungen Mann zu einem, vermeintlichen, leichtem Ziel, wenn nicht die Geheimdienste Ihrer Majestät die hilfreiche und schützende Hand über ihn halten würden. Und so kann sich der kleine Hacker, der eigentlich nur Fehler aufzeigen will, die ihm aufstoßen, weil er die Welt nicht anders kennt, in sämtliche Datenbanken der Welt eindringen. Vorzugsweise zielgesteuert durch die „guten“ Jungs anglo-amerikanischer Herkunft, die natürlich diejenigen sind, die unsere „Demokratie“ jetzt aktiv bedroht sehen wollen. Jetzt gibt es, mindestens zwei Gedankenpunkte, die man beachten sollte. Erstens. Wer ist denn wirklich der „Gute“? Die First Nation, beispielweise, könnte da so einige ernsthafte Bedenken anmelden, das die USA und die vereinigten Königreiche nur zu ihrem Besten gehandelt haben könnten. Der Völkermord an den nordamerikanischen Ureinwohnern ist ja heute noch, wenn auch gerne unter den Teppich gekehrt, beispiellos menschenverachtend und die zahllosen Deportationen schwarzafrikanischer Menschen auf die Baumwollfelder des nordamerikanischen Südens spricht auch nicht gerade eine Sprache von Humanität. Sollen das jetzt die „Guten“ sein? Diese Frage hat sich wohl von selbst beantwortet. Das Zweite ist jetzt ein Jugendlicher, der nichts anderes kennt, als seine zwei Zahlen. 0 und 1. Den Binärcode, auf dem sich unsere virtuelle Welt begründet. Er kann seine Umwelt selbst nicht einschätzen, weiß nicht, was er wirklich auslöst, kennt seine Grenzen mit mangelnder Kommunikation zu seinem realen Umfeld nicht. Er weiß zwar, was er kann, und davon hat kein anderer eine Ahnung, wie er das macht, aber die Fähigkeiten dieses Teens werden plötzlich in Wege geleitet, von denen er selbst nichts weiß. Die er selbst nicht einmal ansatzweise erkennen kann. Er hat keine eigene Entscheidungsfreiheit über sein Handeln, sein Asperger stellt ihn in ganze enge Grenzen. Gut und Böse, wie wir das vielleicht sehen wollen, erkennt er nicht. Nur die Fehler in computergestützten Systemen, die er, in seiner eigenen Wahrnehmung nicht akzeptieren kann. Für ihn gibt es nur diesen einen Binär-Code und der muss stimmig sein, ansonsten funktioniert seine Welt nicht. Dass man dem kleinen Mann plötzlich Macht gibt, über Leben und Tod zu entscheiden, wo er noch nicht einmal selbst weiß, worüber er entscheiden soll, interessiert kein Schwein in den „demokratischen“ Territorien dieser Welt. Hauptsache, die „Schurkenstaaten“ haben Verluste. Und das nicht zu knapp. Wenn das „Demokratie“ sein soll, dann „Gute Nacht“. Pferd ist eine Figur von David Gilman. Das hässlichste Streitross der Weltgeschichte soll er gewesen sein. Eine kleine Rache von einem Schriftsteller, der von seiner eigenen Figur unter die Hufe genommen wurde? Na und? Als David seine Hauptperson verraten und an den Henker verkaufen wollte, hat Pferd ihm mal richtig in den Arsch getreten. Seine Philosophie, dass Gerechtigkeit nicht gerechter wird, wenn man noch mehr Gräuel verübt, ist doch schon legendär. Und der Fuchs im Hühnerstall bekommt eine ganz andere Bedeutung. ISBN 978-3-570 –10385 – 2 308 Seiten 20,00€ (D) 20,60€ (A) FREDERICK FORSYTH – Der Afghane – Archiv August 2014 |