BUCHCOVER | REZENSION |
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MAC P. LORNE –Der Sohn des LöwenMac P. Lorne ist doch ein kleines Schlitzohr. Auf den ersten Seiten ermahnen sich einige seiner, sagen wir mal, die unsympathischen, Figuren noch gegenseitig, dass man einen Robin Hood nicht unterschätzen sollte. Auf den nächsten stehen sie plötzlich da, wie Kinder, die man beim Klauen im Supermarkt erwischt hat. Mac P. Lorne hat den großen Vorteil, immer nah am Geschehen dabei gewesen zu sein. Wie er das gemacht hat, wird wohl sein „ewiges“ Geheimnis bleiben? Vermutlich doch nicht ganz. Seine Frau, Steven Hawking, Markus Heitz oder auch David Gilman und Bernard Cornwell, viele andre aber auch, werden wohl, von freundlich lächelnd bis zum frechen Grinsen hin, dann daneben stehen und sagen, Leute, habt Fantasie. Geht nicht, gibt es nicht. Mit etwas Freigeist geht alles. Vor allem auch, wenn der Schriftsteller mal eine, gut, vielleicht nicht ganz neue, Idee hatte und auch etwas neues Entgelt brauchen könnte. Was macht er dann? Klar, er steht auf der Matte und klingelt seinen Hauptdarsteller wieder aus dem Schlaf. Erzähl einem Robin Hood einfach, sein Land hat wieder Schwierigkeiten, schon packt der seine Stiefel aus dem Schrank, den Langbogen in den Rucksack, die Pfeile in den Köcher und schmeißt sich auf sein Pferd. Auch wenn er sich dabei sein Gemächt verbiegt. Das Mac P. Lorne dabei selbst zum Feindbild Nr. 1 von Marian Leafort avancieren könnte, umgeht er aber ganz geschickt. Es macht sich schon bezahlt, Zeitzeuge gewesen zu sein und zu wissen, wie diese Leute tickten. Ungerechtigkeiten ohne Ende propagiert, und schon ist er, wieder, fein raus aus der Nummer. Jetzt kann er ganz entspannt zusehen. Und sich, ganz nebenbei, aus den Weinkellern und Vorratskammern der Fitzooths und der d´Artagnans selbst verköstigen. Und nicht zu vergessen, dass er sich an den Erfahrungen und Erfolgen des Pferdegestüts des Gutes Lisse von Marian, im Süden Frankreichs, orientieren kann. Ein Schriftsteller zu sein, sollte sich auch lohnen. Man muss das nur entsprechend frech und geschickt anpacken. Herr Lorne hat hier alles richtig gemacht. Für sich. Den alten Mann schickt er trotzdem in die Hölle. Robin Hood ist schon weit über die siebzig Jahre alt. Und der soll jetzt noch mal, für die Geschichte Englands, was richten, wozu die Herren Adligen, die unsere Geschichte schreiben wollten, nicht wirklich in der Lage waren. An seiner Seite, Fulke, sein Ziehsohn und, eigentlich, ein Sprössling des Löwenherzen, König Richard, der jetzt in die Fußstapfen seiner beiden „Väter“ tritt. Trotzdem auf jeden Anspruch einer Königswürde verzichtete. In seiner bescheidenen Art kommt er wohl eher nach seinen Pflegeeltern, als nach seiner adligen Verwandtschaft, was einem deutlich machen könnte und sollte, der Umgang formt den Menschen. Das Bastardschlachtross Pferd, von David Gilman erdacht, an Sir Thomas Blackstone im Hundertjährigen Krieg übergeben, hätte seine wahre Freude an Fulke St. Pol gehabt. Auch wenn die wahre Herkunft seiner Mutter bis heute nicht wirklich geklärt ist, als ob das ein Problem wäre, würde Pferd bedingungslos mit ihm reiten. Mit den Merry Man aus dem Sherwood Forest sowieso, obwohl er hier die Geschwindigkeit, dem derzeitigen Alter und den, mittlerweile, sich einstellenden Gebrechen, der noch Lebenden entsprechend, wahrscheinlich etwas drosseln müsste. Pferd hat einen Gerechtigkeitssinn, der seinem Schriftsteller doch etwas abgegangen ist. Deswegen lieben wir ja auch die Helden, und nicht die zu Kreuze kriechenden Federkiel-Knabberer, die ihre Fahnen, Mäntel und Unterhosen in den Wind hängen wollen. Mac P. Lorne hat dieses Problem nicht. Er steht immer zu seinen Figuren, lässt ihnen Luft zum Atmen und die Bewegungsfreiheit, die sie brauchen, um die Legenden, die sie umranken, auch am Leben zu erhalten. Auch wenn er, manchmal, die Bedingungen dafür stark einschränken möchte, dann nur dafür, dass der Leser mal sieht, wie bequem unser heutiges Leben ist, wir nicht darüber nachdenken müssen, wo unser täglich Brot herkommt. Damals war die Sicherstellung der Ernährung schon eine logistische Meisterleistung. Heute ist das zwar auch nicht anders, aber große Teile der Bevölkerung haben damit nichts mehr zu tun, gerade seit der Zeit, als der Kapitalismus das Ruder übernommen und eine noch konkretere Arbeitsteilung vorgenommen hat, als die Gesellschaftsformen davor. Heute haben wir Supermarkt. Mac dürfte wohl eine der wenigen, noch lebenden, Personen sein, die beide Zeiten kennen. Und diesen Trumpf spielt er gerne aus. Zieht immer wieder Parallelen, deren Wahrheiten zwar gerne von unseren „Volksvertretern“ verschwiegen werden, wir aber trotzdem jeden Tag spüren werden. Und bringt uns immer wieder nah, Robin Hood könnte gelebt haben. Vieles spricht dafür. Unter anderem auch die Existenz des einen Löwenherzen Richard, der sich auch vermehrt hat. Dessen Nachkommen in die Obhut des Geächteten gegeben wurde, um ihn der Verfolgungswut seines Onkels zu entziehen. Der Mann mit der Kapuze hat jetzt noch viel zu tun, trotz seines Alters. Wer soll das sonst machen? Da Mac mitschreiben muss und sich, nebenbei, auch noch den Bauch vollschlagen wird, fällt er, in jedem Fall, schon mal für diese Rolle aus. Eins kann man ihm jedoch auf das Tablett signieren. Farbenfroher, plastischer und zum Anfassen prädestiniert, wie keine andere Biografie eines Rebellen gegen die Ungerechtigkeit, war wohl noch kein Roman. ISBN 978-3-426-52149-6 540 Seiten ( mit dickem +) 10,99€ (D) 11,30€ (A) MAC P. LORNE – Das Banner des Löwen – Archiv Februar 2019 TIPP |