BUCHCOVERREZENSION
Bardugol DieSpracheDerDornen

LEIGH BARDUGO –

Die Sprache der Dornen

Der erste Eindruck ist ja immer der frischeste. Den sollte man auch dahingehend verarbeiten. Dieses Buch könnte man auch problemlos vertonen. Sollte es irgendwann als Hörbuch herauskommen, sollte man hier nicht wen vorlesen, sondern singen lassen. Leigh Bardugo hat ja schon vorher erkennen lassen, das sie recht musikalisch schreiben kann. „Die Sprache der Dornen“ unterstreicht das vehement. Dazu gibt es eine bunte Mischung aus Fabeln, Märchen, Legenden aus vielen Welten, im Kleid ihrer eigenen Fantasy-Darstellung, der Heimat der Grischa. Die Krähen waren, doch mehr, für die Erwachsenen. Dieses Buch kann man jedoch bedenkenlos auch seinem Nach-Nachwuchs in die Hand drücken. Da kann man sich, als Oma oder/und Opa, auch als die Held-Innen der Enkel feiern lassen. Hier gibt es eine kleine Weltreise durch viele Kulturen. Manche Dinge kommen einem bekannt vor, aber das sollte kein Wunder sein, wenn man doch schon etwas älter ist und ein, zwei Seiten mehr gelesen hat, als der Rest der Welt. Und klar sollte auch sein, das Rad kann man wirklich nur einmal erfinden. Was danach kommt, wird immer eine Weiterentwicklung sein, was jedoch keinen Abbruch tun sollte. Die Kids werden das hier einatmen. Leigh Bardugo hat ein perfektes Geschenkbuch hingelegt, da sollte man ganz schnell zugreifen. Es hat, zu einem, den Vorteil, recht handlich zu sein. Wenn Opa/Oma mit einem Wälzer der Gebrüder Grimm, Grimmelshausen oder Wilhelm Busch ankommen würden, der obendrein auch noch in einer Schriftart gedruckt wurde, die heute kaum noch einer lesen kann, werden die kleinen Brausepauls ganz schnell, weil gelangweilt, sich wieder ihren Handys zuwenden, wo man sich gegenseitig und, auch einfach nur peinlich, in irgendwelchen Netzwerken entblödet. Dieses Buch hat einen zweiten Vorteil. Es sind Geschichten drin, die auch jeder verstehen wird. Ganz klar. Manche Themen sind nicht wirklich neu. Aber das war doch die Legende von Robin Hood auch nicht, als Mac P. Lorne seinen Romanzyklus über den Kapuzenmann aus dem Sherwood schrieb oder Karin Kalisa ihre „Sternenstunde“ aus der Taufe hob. Die erste Geschichte… Legenden können nicht sterben, werden es auch nie. Jetzt Aesop noch mit ins Boot geholt, und damit den Zeitfaktor weit nach hinten geschoben, da hätten wir doch schon mal ganz gute Karten, unseren Nachwuchs nachhaltig vom Bildschirm abzulenken. Wenn man das geschickt anstellt, und mit Leighs Buch sollte das auch einfacher werden, dann wird unser kleiner Knieschaukler auch Fragen stellen wollen. Das ist der gravierende Unterschied von Politik und Büchern. Die Politik schreibt uns, glasklar vor, nicht nachdenken zu müssen, oder besser ausgedrückt, trotz aller Demokrötensprüche zum Trotze, nicht zu dürfen. Das, genau das, wollen diese Schreckgestalten unserer heutigen politischen Führung zur Lenkung eines urbanen Lebens auch als gelungen ansehen. Bücher machen das nicht. Sie fordern Nachdenken. Könnte zwar schwierig werden, aber dafür sind wir ja da. Leigh Bardugo, der Verlag Knaur-Droemer, der hier auch schon seit Jahrzehnten in vorderster Front steht, andere Verlage selbstverständlich auch, keine Frage, und auch diese Web-Seite werden das unseren Politkaspern mal ganz deutlich unter die Nase reiben. Wir stehen dazu, unseren kleinen Kniewippern doch die Geschichte so zu erzählen, dass sie auch Hoffnung im Leben haben können und dürfen. Dass sie nicht an eine Angela Merkel glauben müssen, die zwar durch viel aufgefallen ist, einschließlich eines politischen Aufstiegs unter Fettbirne und Augenbraue. Nur, durch einen Widerstand gegen das sozialistische System der DDR, das sie heute so gerne anprangern möchte, das ihr aber genau diese Karriere bezahlt hat, ist diese Frau damals, garantiert!, nicht und nie in Erscheinung getreten. Angela Merkel war fast alles in der DDR, nur keine Widerständlerin, und auch keine Verfechterin für die Rechte andersdenkender. Im Gegenteil. Wir, hier, wollen mehr. Leigh Bardugo hat zwar das Rad nicht neu erfunden und die Erfindung des Rades ist tausende von Jahren her und geschah, relativ, zeitnah an mehreren Orten auch gleichzeitig, aber sie hat eine neue Erzählweise an den Tag und eine neue Bereifung aufgelegt. Das braucht man heute auch, weil unsere Kinder, derzeit, noch viel angreifbarer sind, als wie wir uns das, heute, wirklich vorstellen können.
(Kennt jemand spielsüchtige Kinder? Die nur noch vor dem Bildschirm hocken? Nicht mal mehr auf die Toilette gehen können oder wollen, zur Schule erst recht nicht, weil die Scheinwelt eines virtuellen Netzes wichtiger ist? Sich richtig einscheißen werden, weil keiner ihnen einen Weg zeigen will oder kann. Manche Eltern bestimmt. Und die sind nicht zu beneiden. Was hier gern verschwiegen wird, ist doch die Tatsache, dass sich der Staat hier aus allem heraushalten möchte, obwohl, gerade hier, seine sozialen Netzwerke eigentlich greifen müssten. Das wird nicht passieren, weil unsere Volksvertreter alles Mögliche sind, nur nicht das, was ihr Name sagt.) Dass alle Geschichten, auch dieser virtuellen Welten, irgendwo und irgendwann, einen Ursprung hatten, sollte eigentlich klar sein. Beruhen doch viele Szenarien in vielen Spielen auf unserer Geschichte und den Legenden, die diese hervorgebracht haben. Ehrlich, Leute, wer kennt heute noch die Reisen von Gilgamesch. Die erste Überlieferung einer Abenteuergeschichte eines Sterblichen, der sich gegen die Götter auflehnen will. Wer kennt heute noch den Weg des Karthagers Hanno, dem Seefahrer, der den Weg des portugiesischen Eroberers, Vasco Da Gama, schon mal vorbereitete, als Rom noch ein Dorf und Hannibal noch nicht mal geboren war, geschweige denn als einer der größten Feldherren der Geschichte eingehen wird. Der Mann, der Rom in Angst und Schrecken versetzte, wie es, hinterher, nur noch Geiserich, dem Vandalen und Attila, dem Hunnen, die Geisel der Menschen und Götter gelingen konnten. Bevor die Wikinger unter Eric dem Roten die Neue Welt entdeckten, weit vor den Spaniern und Kolumbus ganz zu schweigen. Die Chinesen schon versucht haben, den afrikanischen Kontinent zu erforschen, bevor die Europäer auch nur wussten, dass es die Insel Madagaskar gab. Das sind doch Geschichten, die man weitererzählen sollte. Um unseren Nachfahren etwas in die Hand geben, mit einem guten Pfund wuchern zu können, sollten wir das so machen. Die Geschichte ist unsere Wahrheit, selbst wenn die Sieger das immer wieder anders schreiben wollen, dass sie die Großen waren. Wir sind die wahren Geschichtenerzähler. Wenn die Ur-Uschs dieser Welt, also wir, eine Waffe in die Hand bekommen, um unseren Kids Geschichten zu erzählen und auch damit Geschichte weitergeben zu können, die nicht von oben, sondern von uns unten kommt, dann sind wir doch schon ein ganzes Stück weiter. Umso wichtiger, dass Frau Bardugo ein machtvolles Wort niedergeschrieben hat. Für alle Schwachköpfe, die unserer Vergangenheit eine Absage erteilen wollen. Das wird nicht passieren. Wir werden uns wehren. Und die Zukunft begrüßen. Unsere Kinder sind eine Zukunft. Politiker dieser Welt, Ihr seid Vergangenheit.
(Knaur)

ISBN 978-3-426-22679-7 287 Seiten 16,00€ (D) 16,50€ (A)

LEIGH BARDUGO – Das Lied der Krähen – Archiv Dez. 2017
LEIGH BARDUGO – Das Gold der Krähen – Archiv Okt. 2018

Vielen Dank an MAC P. LORNE, für den Kapuzenmann, dessen Geschichte, wenn auch neu erzählt, eine unsterbliche Legende ist.
Vielen Dank an LENA JOHANNSON, der Begriff Ur-Usch zieht Kreise, der keine Legenden braucht. Sondern selbst ist.
Vielen Dank an KARIN KALISA, solche Geschichten brauchen wir mehr