BUCHCOVERREZENSION
Bengtsdotterl Loewenzahnkind

LINA BENGTSDOTTER –

Löwenzahnkind

Ein Löwenzahnkind sollte eigentlich ein Mensch sein, der trotz aller Widrigkeiten einer Vergangenheit, mit dem Leben klar kommt. Soviel zu dem Thema, das man des Öfteren, als Mensch, im Fokus anderer steht, die ohne wirkliches Wissen, über einen urteilen wollen. Charlie ist bestimmt alles, aber ein Mensch, der mit seinem Leben wirklich klar kommt, ist sie, unter Garantie nicht. Nur, wer ist das wirklich? Hier drängt sich ein Bibelspruch auf, mit Schuld und dem ersten Stein werfen. Charline Lager ist ein gebranntes Kind. Ihre Kindheit ist geprägt von einer Mutter, die mehr feiert, als arbeitet und ihrer Tochter die nötige Zuneigung zwar nicht wirklich verweigern will, aber darunter doch etwas anderes versteht, als ihr Nachwuchs es sich wünscht. Die Einzelheiten lest Ihr besser selbst. Damit Eurer Blick ungetrübt bleibt. Lina Bengtsdottir hat genau in die Kiste gegriffen, die so alltäglich ist, und die wir oft vergessen wollen, wenn wir uns fragen, wo wir herkommen. Heute ist Charlie Polizistin in Stockholm, hat aber ein Problem damit, ihre Grenzen zu erkennen, was Alkoholkonsum, One-Night-Stands und die üblichen alltäglichen Quälereien, die ein Leben als Single so nach sich ziehen, erkennen zu können. Guter Rat vom Leser. Liebe Romanfiguren, schafft Euch eine Katze an. Die wirkt die Ruhe selbst. Charlie hat heute ihren freien Tag. Nach einer durchzechten Nacht ist der auch bestimmt willkommen. Ihr Chef hat jedoch weniger Einsehen. Klarer Fall, er hat für diese Frau seinen Namen ändern müssen. Vorher war er der Charlie. Jetzt heißt er Challe, damit Frau Lager als die Charlie durchgehen kann. Seine beste Ermittlerin muss jetzt in einem Fall ran, der in ihrer alten Heimat gerade Kreise zieht. Annabelle, siebzehn Jahre jung, ist verschwunden. Lina Bengtsdotter macht einen Ausfallschritt. Nur, die Nornen der nordischen Saga, mit ihrem goldenen Webstuhl im Rucksack, oder im Kofferraum ihres neu erstandenen SUV, und die Weltenesche Yggdrasil machen, wahrscheinlich, gerade Ferien in der Toskana, in einer anderen Dimension? oder auch nur Haushaltstag, wer weiß? Tyr, der Gott aller Schlachten hat seine rechte Hand verfüttert, an Fenris, den Weltenwolf. Um Ragnarök abzuwenden. Und der wird jetzt, nach diesem Genuss, satt und gefüttert, seinen Mittagsschlaf halten. Schön ist, dass Tyr das für uns gemacht hat. Nur, für schwangere Mädchen ist er nicht zuständig. Eher für Helden, obwohl man auch hier einen ziemlich großen Fragenkatalog hätte, was seine Verantwortlichkeit eigentlich wirklich beinhaltet. Sein Vater, Odin, auch Wotan genannt, hat ein Auge geopfert, um Weisheit zu erlangen. Frau Bengtsdottir dürfte, ähnlich Markus Heitz und Liza Grimm, mal nachfragen wollen, was das gebracht haben soll. Das war vermutlich das Auge, das, unter anderem auch, Gullspång, im schwedischen Abseits der menschlichen Gesellschaft im Blickfeld hätte haben sollen. Dem furchtlosen Oberhaupt der Asen ist hier ein gravierender Fehler unterlaufen. Charlie Lager, geboren in gerade genannter Örtlichkeit, soll da mal nachschauen, auch wenn sie das nicht will. Chef Challe kennt jedoch keine Gnade. Wer saufen kann, kann auch arbeiten. Diese These ist jedoch überholt und wird auch von den Berufsgenossenschaften nicht propagiert, weil da eher etwas Wahres am Gegenteil dran ist. Wer so vor sich hin sumpft, kann schon schnell den Überblick verlieren. Und wenn ein Teen auf dem Nachhauseweg verschwindet, sich die Spur in der schwedischen Pampa verliert und man dann in die alte Heimat muss, kann sich so mancher Blick schon trüben. Charlie muss, kann oder darf? diese Erfahrung machen. Sie hat selbst genug faule Äpfel in ihrer Erinnerungskiste. Weswegen sie eigentlich nie wieder nach Gullspång zurückwollte. Keine Frage, der Leser wird mit ihr nicht tauschen wollen. Lina Bengtsdotter ist aber unerbittlich und der Konsument ihrer Zeilen steht auch standhaft hinter ihr, ohne Frage. So manche Schicksale spielen sich nun mal, in den geschriebenen Seiten ab. Wenn man dann zwanzig Kilo älter geworden ist, hätte man doch besser die Katze zu Raten ziehen sollen! Was jedoch nichts an der Tatsache ändert, dass eine heranwachsende junge Frau, und auch noch, wahrscheinlich schwanger, gerade vermisst wird und deren Wiederauftauchen unter den lebenden Menschen hinter die Kommastelle des Prozentes gerutscht ist.
(Penguin)

ISBN 978-3-328 -10381 - 3 420 Seiten 13,00€ (D) 13,40€ (A)

LIZA GRIMM – Die Helden von Midgard – Archiv April 2019