BUCHCOVER | REZENSION |
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MARKUS HEITZ –BlutportaleBereits 1964 bemerkten die beiden Ausnahmeschriftsteller Arkadi und Boris Strugatzi, das es nicht leicht sein kann, ein Gott zu darstellen zu wollen. Seitdem hat sich unsere Welt zwar stark verändert, aber Markus kommt, auch heute, zu der gleichen Aussage. Und Levantin könnte das durchaus bestätigen, wenn er nicht ständig davon abgelenkt wäre, sich selbst zu feiern. Der Weltenwanderer, der in der Heimatdimension des Homo sapiens gestrandet ist, will jetzt wieder nach Hause. Im Gegensatz zu ET, der nur mal eben daheim anrufen möchte, will er jetzt, mit Macht, seine Rückfahrkarte, und dafür sind ihm alle Opfer recht. Markus Heitz mag es recht bunt, (manchmal auch blutig rot, zumindest auf seinen Seiten), und so tobt das interdimensionale, globale, urbane Leben zwischen seinen Buchdeckeln. Steven Hawking hätte hier seine wahre Freude. Er war ja, zeitlebens, immer ein Verfechter der Theorie von vielen nebeneinander existierenden Dimensionen, in denen sich die verschiedensten Lebensformen tummeln, sowohl Zeitreisen und Dimensionssprünge waren für ihn durchaus naheliegend. Aber eines nach dem anderen, auch wenn Zeit- und Dimensionsverschiebungen es doch deutlich erschweren können, chronologisch vorzugehen. Saskia will fechten. Kommt aus einer langen Linie von Menschen, die die Kunst des Kampfes mit Hieb- und Stichwaffen kultivierten. Früher mehr, um seine Widersacher auszuschalten, heute ist das jedoch eher im sportlichen Bereich angesiedelt. Nebenbei ist sie Köchin im eigenen Restaurant. Will, ein Kind zweier Welten, ist in seinem Blumenladen, im Hinduismus und einer alten Villa in Hamburg zu Hause. Will Gul hatte mal eine Idee. Neben seinem Floristikgeschäft gibt er kleine Partys, wo man sich treffen und, ein weit verzweigendes, Händeschütteln praktizieren kann. Networking zum Anfassen, so zu sagen. Nur ist die Villa, wo er den Verwalter mimt, jetzt im Brennpunkt von verschiedenen Parteien, die hier Artefakte und/oder Hinweise vermuten, die unsere Welt, wie wir sie glauben zu kennen, aus den Angeln zu heben können. Da er sich nicht in der Lage sieht, allen möglichen Leuten, die er nicht mal kennt, den Besitz eines anderen Menschen, der ihm vertraut, zu verkaufen, wird er unter Druck gesetzt und seine eigene Lokalität, für oben genanntes gesellschaftliches Highlight prädestiniert und benutzt, wird kurzer Hand verwüstet. Kann einem schon komisch ankommen, in wenigen Tagen öfter verprügelt zu werden, als in seinem ganzen Leben zuvor. Man aber auch ebenso viele Entschuldigungen und Wiedergutmachungsangebote bekommt. Die Party muss dann in der Villa steigen. Aber wie im ersten Kapitel schon zu lesen ist, (Zeitreisen und Zeitdiskrepanzen sollte man durchaus und auch individuell einplanen) war das eine ganz schlechte Idee und das Ergebnis ist, war, eine Massentötung unter den Gästen. Herr Heitz präsentiert das „wahre“ Leben, das wir nicht sehen können oder wollen. Aber dafür ist er ja da, uns Nachhilfeunterricht im Leben zu geben. Levantin will Saskia zeichnen. Keine Gedanken, der Typ ist weder Picasso oder Milo. Nur, in ihr sieht er genau die Schaffnerin, die ihm sein Ticket in seine Heimatdimension abstempeln kann. Dafür will er ihr die Macht geben, ein Portal für ihn zu öffnen, allein kann er das nicht. Ob die Frau das auch möchte, geht ihm aber am Arsch vorbei. Markus Heitz steht nicht nur für urbane Verflechtungen zwischen Dimensionen, er steht auch für Verständnis. Nur müssten wir die Bibel aber auch mal lesen und dementsprechend interpretieren. Uns nicht für die Krone einer Schöpfung eines Gottes halten, zumal wir ja eher der Gipfel sind, sondern akzeptieren, das wir nicht wirklich dafür vorgesehen wurden, die wahren Alleinherrscher dieses Planeten zu sein. Saskias und Wills Weg wird jetzt von einer alten Bekannten gekreuzt. Für den Leser! Für beide Romanfiguren ist diese Erfahrung neu! Sie müssen sich jetzt mit der Werwolf-Frau Justine auseinander setzen. Sie nimmt es mit Eigentumsverhältnissen sehr genau. Was Deins ist, ist auch meins. Nur, was meins ist, geht Dich gar nichts an. Rauchverbote in öffentlichen Gebäuden, oder Transportmöglichkeiten, und Geschwindigkeitsbegrenzungen für Autofahrten, sind nur Dinge und Verordnungen, die zwar für alle anderen gelten, sie aber nicht die Bohne interessieren. Rücksicht auf Nichtraucher! Das ist eine Begriffszusammenstellung mit viel zu vielen Worten und Buchstaben. Was dann sehr interessant wird, wenn ein römischer Legionär, der noch nie in seinem Leben eine Zigarette gesehen hat, sich plötzlich mit einer Frau konfrontiert sieht, die einen Glimmstängel zwischen den Lippen zu klemmen hat und mit einer Pistole, die ihm genauso unbekannt sein dürfte, auf seine Stirn zielt. Das Rauchen tödlich sein kann, hätte er sich bestimmt anders gedacht, auch wenn man ihn mit den Ansichten der heutigen EU vertraut gemacht hätte. Mit Justines Gedanken gespielt, und ihr Humor ist ja dem von Markus recht gut angepasst, wird, zumindest, dieser Soldat in keiner Pflegeeinrichtung landen, weil ein nikotinbedingter Schlaganfall plötzlich das zur Folge macht. Einen Herzinfarkt zu erleiden oder an Lungenkrebs sterben, wird ihm auch erspart bleiben. Wenn diese Frau, mit dem Gebiss eines Wolfes, einer Waffe in der Hand, die erst tausende Jahre später erfunden wird, und die ewige Kippe im Mundwinkel hat, einem dann die Kugel durch den Kopf schießt, sollten zivilisationsbedingte Erkrankungen eher weniger einer Rolle spielen. Schön ist doch, dass Markus Heitz, hier immer wieder, auf willige Nebendarsteller zurückgreifen kann, die gerne, in seinen Seiten, für ihn sterben wollen. Bei ihm scheinen sie ja lieber Schlange zu stehen, als bevor sie zum Sozialamt gehen müssten. Vor allem dann, wenn sie nach der Dusche, mit ihrem Handtuch auf den Knien, gegenseitig über ihr Schicksal frotzeln können. ISBN 978-3-426-52340-7 650 Seiten 9,99 € (D) 10,30 € (A) M. HEITZ – Die dunklen Lande – Archiv April 2019 Weiterführende Tipps: |