BUCHCOVERREZENSION
Heitz.m DesTeufelsGebetbuch

MARKUS HEITZ –

Des Teufels Gebetbuch

Markus Heitz? Und kein Ende? Ist in jedem Fall besser, als ohne ihn auskommen zu müssen! Da könnte man sich, als Leser, schon sehr schwer tun. In der Literatur unserer Zeit ist er zu einer Art Flaggschiff geworden. Da fällt einem spontan die „Golden Hind“ ein. Markus Heitz, verkleidet als Admiral Sir Francis Drake, für den Lesekonsumenten. Die Herzen seiner Leser hat er im Sturm erobert und  er gibt sich auch alle Mühe, dass es so bleibt. Und so tobt er durch die Genres und Zeiten, um seinem Publikum das Maximum zu bieten. Er ist ein Multiversumstalent. Und gibt seinen Lesern immer die Garantie, wenn Heitz draufsteht, dann ist Markus auch drin. Oder umgekehrt? Wer hat noch nie mit Karten gespielt? Der darf sich hier eine Anleitung holen und auch gleich gewisse Regeln verinnerlichen. Sollte man, denn wenn man sie nicht kennt, kommt man ganz schnell ums Leben, so passiert es Enrico. Nun ja, wenn Superreiche spielen wollen. Er war in Monaco im Spielcasino und wollte eine Runde „Supérieur“ einatmen, nur spielt man das in gewissen Kreisen anders, als bei uns in der Kneipe. Wer Pik-Ass herauslotet… hat nicht nur das Spiel verloren. Markus Heitz zieht als nächstes zum jungen Goethe und in Auerbachs Keller und in eine Zeit, wo die Herstellung von Spielkarten, Druckerzeugnissen aller Art, doch noch zeitaufwendiger und komplizierter war, als heute. Nach diesem Kapitel widmet er sich dem ehemaligen Spieler Tadeus Boch. Es gab mal die Zeit, da war er superreich. Jetzt hat er alles verzockt. Wie das Leben so spielt. Nach dem Verlust seiner Familie, seines Reichtums und seiner sozialen Stellung versucht er jetzt den Weg der Privatinsolvenz. Geht arbeiten, in einem Casino. Markus Heitz hat doch manchmal einen seltsamen Humor, aber es soll ja therapeutisch gut und auch sinnvoll sein, sich seiner Alpträume zu stellen. Und, für die Casinoleitung auschlaggebend, hier kann dem ehemaligen Spieler keiner etwas vormachen. Wenn da nicht der Schnösel von einem Oligarchen-Sohn seinen Weg kreuzen würde. Markus Heitz taucht tief ein, in die Welt der Spielkarten, in allen Variationen. Und da ist ja noch der ermordete Ecuadorianer Enrico, dessen Verlobte Hyun Poe jetzt einen Privatkrieg vom Zaune brechen will. Verständlich nach dem Verlust. Die Wege treffen sich, schicksalsträchtig. Wenn Markus den Backofen des Schreibens öffnet, kommt Kuchen heraus, den der Leser sich einverleiben wird, ohne Wenn und Aber. Für Zuckerabstinenzler kann das auch, wahlweise, ein Brathähnchen sein. Für seine Figuren dürfte der ultimative Alptraum gar, und wahr, gemacht worden sein. Herr Heitz hat jedoch ein Faible für gewisse Pfannenhersteller und so tropft das von ihm ab. Er muss sich ja nicht mit den Kartenflüchen herumschlagen, mit Kindern von Oligarchen, die hinter Papas Rücken Europas Spielcasinos unsicher machen. Schon gar nicht mit Leuten, die aus jedem Spiel ein „Russisches Roulett“ machen wollen, für die Spieler, nicht für sich selbst! Und daran auch noch schwer verdienen wollen. Oder, mit wahnsinnigen Sammlern, die über Leichen gehen, für ein Exponat, das ihnen noch in ihrer Raupensammlung fehlt. Und schon gar nicht mit Leuten, die Spielkarten restaurieren. Dafür morden, um die Karten günstig zu stimmen. Das müssen die tun, die für ihn das Geld verdienen. Was dann heißt, Markus Heitz lesen, ist okay. Für ihn jedoch arbeiten? Geht lieber zum Sozialamt, dann sind Eure Chancen auf ein Überleben besser geeicht. Wir wollen den nächsten Output von Markus ja noch erleben. Oder… wie seht Ihr das?
(Knaur)

ISBN 978-3-426-65419-4  628 Seiten (+ Anhang)     16,99€ (D)  17,50€ (A)

MARKUS HEITZ – Exkarnation – Archiv Dez. 2016