BUCHCOVERREZENSION
Reichs.k MitHautUndHaar

KATHY REICHS –

Mit Haut und Haar

Tempe Brennan hat Urlaub verdient. Dazu, vielleicht, auch ein Date mit einem neuen Mann, nachdem sie sich klar wurde, das mit ihrem Noch-Ehemann Pete, und Vater ihrer Tochter, keine Blumentöpfe mehr zu gewinnen sind. Nun ja, Kathy Reichs ist, teilweise, gnädig. Jetzt ratet mal in welcher Reihenfolge. Tempe im Urlaub? Was soll der Leser mit Muschelschalensammeln anfangen, oder Spaziergängen am Strand? Das kann man auch alleine machen und ist, dann, vermutlich auch besser, als mit Tempe, ihrem neuen Lover und neuen Hund über meeresnahe Sedimente zu streunen und das fünfte Rad am Wagen zu sein. Deswegen gibt Kathy auch den Marschbefehl heraus, Urlaub gestrichen. Der neue Lover ist genehmigt. Ob das besser ist, für den Leser? Vermutlich schon. Tempe hat ihren Spaß und kann dann, erfüllt mit neuer Schaffenskraft, den Leser weiter in ihre Welt führen, aus Resten von, ehemals lebender Materie, jetzt tot, in Dinge zu verstricken, die dann in Katastrophen enden können. Werden. Im Schlafzimmer der guten Frau kann man dann auch an Katzenbabys denken, sollte jedem selbst überlassen bleiben. Kathy Reichs tobt, putzmunter, durch ein anderes Leben. Wäre es ihr eigenes? Wer, bitte lässt sich, mehr oder weniger, und dann doch unfreiwillig, von Klapperschlangen beißen. Schriftsteller haben ja einen großen Vorteil. Sie können andere Darsteller in den Ring schicken und müssen das, was sie in die Suppe gebrockt haben, nicht selbst auslöffeln. Das macht die Knechtschaft, zu der auch Klapperschlangen gehören könnten, die, aufgrund der gestiegenen Kosten für Naturschutz, die Reptilien dazu zwingt, Jobs anzunehmen, um ihrem Nachwuchs, zumindest den Hauch einer Überlebenschance bieten zu können. Obwohl das Beißen von Menschen eher kontraproduktiv sein könnte. Da hat Kathy Reichs, bei den Einstellungsgesprächen, wohl eher an ihr Honorar gedacht, als an die Klapperschlange. Die Schwarzbären, die frohgemut, Frau Reichs Büro, nach einem Jobangebot, verließen, hatten da wohl weniger Glück. Von denen tauchen nur noch Reste auf. Und dieser Fund tritt eine Lawine los, die den Leser überrollt. Das ist blanker Wahnsinn. Wilderei, Handel mit seltenen, teilweise in freier Wildbahn schon ausgestorbenen Spezies und Organen von unschuldigen Tieren, die für einen Aberglauben, eher der Gewinnsucht von Hominiden, mit ihrem Leben bezahlen mussten, Drogen und Mord. Der, auf zwei Beinen, daher stolzierende Gipfel der Schöpfung ist wieder voll in seinem Element, zumindest der psycho- und soziophatische Teil. Der Teil der Menschheit, der vier Prozent der lebenden Bevölkerung, menschlicher Herkunft, ausmacht. Der Rest der lebenden Individuen dieses Planeten, einschließlich unserer bananenfutternden Vorfahren, würde ja nicht mal ansatzweise auf die Idee kommen, Geld zu horten. Oder habt Ihr schon mal einen Schimpansen gesehen, der sich in die Arschtasche greift und das Portemonnaie zückt. Oder einen Gorilla, der an der Wallstreet mit Aktien handeln will? Wie beide Tipps unten, beschäftigt sich auch Kathy Reichs mit einem Menschenschlag, der in einer Gemeinschaft so fehl am Platze ist, wie eine Warze am Kinn. Nur, durch seine Leidenschaftslosigkeit gegenüber anderen Menschen, seine Anti-Empathie, wird diese Scheiße immer oben schwimmen und den Sinn des Lebens zu seinem Vorteil verdrehen wollen. Nennt sich dann Demokratie oder Diktatur, Sekte oder Religionsgemeinschaft, sucht es Euch aus. Das hat viele Namen. Nicht jeder Psycho ist auch ein Mörder. Manche haben auch andere diffizile Vorgehensweisen, sich über den Mob zu erheben, der für sie nur Beiwerk ist. Kathy Reichs hat für solche Leute nicht wirklich Sympathien, arbeitet jedoch mit diesem Material, damit wir, als Leser, solche Leute besser erkennen und entlarven können. Tempe Brennan hat Vollbeschäftigung, der Lover muss sich hinten anstellen, was er auch verständnisvoll macht. Ryan bevölkert jetzt zwar Tempes Apartment, nur hat er jetzt auch noch Boyd auf dem Hals, den Hund, der Kathy Reichs verhinderte angestellte Schwarzbären ausgebuddelt hat. Und dabei ein Malstrom sondergleichen ausgelöst hat. Fazit, Frau Reichs hat jetzt einen Kaffee verdient, die Klapperschlangen auch, aber so was von. Tempe sollte mal wieder auf das Meer schauen oder zu ihrem neuen Freund, der samt Chow-Chow Boyd über salzwassergewaschene Strände hirscht. Kathy Reichs gibt Blicke auf Psychopathen. Wir sollen versuchen zu erkennen, auch wenn es schwer fallen kann und wird. Und dabei ist ein investigativer Journalismus, der nur noch in Büchern gepflegt wird, ohne Frage, vonnöten. In der Tagespresse bekommt man solche Informationen garantiert nicht.
(blanvalet)

ISBN 978-3-442-36361-2 379 Seiten

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