BUCHCOVERREZENSION
Heitz.m Exkarnation Seelensterben

MARKUS HEITZ –

Exkarnation – Seelensterben

„Minamoto schleuderte ihr japanische Worte entgegen, die in ihrer Übersetzung sicherlich unschön waren, aber wundervoll gemein klangen.“ Einen recht schrägen Humor hat er ja. Das muss man ihm schon neidlos anerkennen. Markus Heitz hat, okay...ist schon etwas länger her, ist aber die Neuauflage, und da hat der Verlag Knaur wieder den richtigen Riecher gehabt, mal ein kleines Finale eingeläutet und aus dem „Krieg der alten Seelen“ wird ein Massaker an selbigen. Mittendrin, und auch dabei, Claire Riordan, ermordet aus einem recht unerfindlichem Grund, genau wie ihr Mann. Die frischgebackene Seelenwanderin, welche im Wettlauf um einen neuen Körper, die Alt-Usurpatorin der Seelenwanderer-Kaste, Anastasia, aus dem Rennen geworfen hatte, sehr zum Leidwesen des, nach Allmacht strebenden, Geschäftsmannes Dubois, der weitreichende Pläne für die Knechtschaft der Weltbevölkerung hat. An dieser Stelle sollte mal den Eltern von Markus gedankt werden, die ihrem Sohn das Leben schenkten, und damit, überhaupt erst einmal, die Voraussetzung schufen, dass Herr Heitz, fantasievoll, spannend, fesselnd und unterhaltsam, ein Teil der eigenen Gegenwart werden konnte. Der erste Teil war schon rasant. Die Fortsetzung toppt das mühelos. Heitz geht in allen Genres der Literatur, (ob Geschichten, Sagen und andere Überlieferungen der Menschheit) plündern, um, auf allen seinen Seiten, Magneten zu installieren, die, spielend, die Blicke des Lesenden auf sich ziehen werden. Krieg auf allen Ebenen und die Fronten zwischen den kriegführenden Parteien sind alles andere, als klar definiert. Da muss man schon ein Stratege vor dem Herrn sein, um sich, als handelnde Person, durch die Verschlungenheit des Fantasiekonzepts eines Markus Heitz durch zu beißen. Was sich jedoch für die Judastochter und Vampirfrau, Sia, etwas einfacher gestaltet dürfte, als für Frau Marlene von Bechstein, alias Claire, oder Konstatin Korff, Bestatter und letzter Begleiter auf dem eigenen Weg unter die Erde, Kenner und Freund des Sensenmannes, oder auch Altrocker Ares Löwenstein, der derzeit noch als „normaler“ Mensch auf diesem Erdball wandelt, und, eigentlich keine Ahnung hat, wie viele mystische Dinge Markus Heitz in seinen Lebenscocktail gemischt hat. Zumindest sieht er erst mal den Freuden eines Daseins als Großvater entgegen. Opa sein, und seine Enkel auf dem Oberschenkeln wippen zu können, Gott, der Mann ist fast entspannt und zufrieden mit seinem Leben. Dafür bekommt er, sozusagen, als Zusatz, gleich die volle Breitseite vor den Latz geknallt, dass es zwischen Himmel und Erde mehr gibt, als wir ahnen wollen. Nach diesem Parcours, und der hat es in sich, wird Ares Löwenstein nichts unversucht lassen, zu lernen. Der Mann ist zwei Meter groß, muskulös, ja, schon ein bisschen in die Jahre gekommen, trotzdem eine Macht als Mensch. Nur, gegenüber dem, was sein Autor ihm auf ihn zukommen lässt, ist er, mehr als, hilflos. Seine Familie ist ihm heilig, und, nach den nachhaltigen Erfahrungen mit Markus Fantasie, will er seinem Anhang Schutz bieten können. Nur wie, wenn man es mit Dingen zu tun bekommt, die, im Alltag eher seltener auftreten sollten. Aber, bei Markus, auf einer Liste stehen, die, mittlerweile, als „normal“ eingestuft werden müssten. Man gut, dass der Mann auch Freunde hat. Der „Feind“ ist mächtig, nur wo steckt er, und wer ist es wirklich? Hier gibt es einen Punkt, der auch mal geklärt werden sollte. Die Markus-Heitz-Garantie = volle Leserzufriedenheit sollte beim Patentamt angemeldet, und auch anerkannt, werden müssen. Der Mann hat das Universum im Griff, oder aber, es hat ihn okkupiert, auf das er den Leser, jedes Mal, auf ein Neues fasziniert. Ob das Thema nun etwas älter ist, oder doch neuer. Markus Heitz hat einen eigenen Qualitätsstempel entwickelt, der, der heutigen Literatur eine, seine, eigene Signatur aufdrücken wird, und es auch schon, in der Vergangenheit, getan hat. Seine Handlungsaktiven können davon viele Lieder singen. Obwohl deren Optimismus darüber, dass Herr Heitz ausgerechnet sie erwählt hat, den Leser zu unterhalten, ganz klar gedämpft herüber kommt. Ein Chor, in den der Leser, bewaffnet mit Buch, Katze, Lesesessel und mehreren halben Litern Gerstenkaltschale, von praktischer Aluminium- oder Stahlumhüllung vor störenden Umwelteinflüssen geschützt, hier zustimmend, aber eben gegenläufig zu den Romanfiguren, mit einfallen wird. Er muss das ja nicht ausbaden. Im Gegensatz zu Markus Protagonisten, die da noch ein paar Probleme mehr Händeln müssen, und das eher nicht so euphorisch sehen dürften, wie der Leser. Den das aber kalt lassen dürfte, solange Markus Gegenwart und Fantasie nicht, wirklich, seinen Lebenslauf tangieren wird. Markus Heitz ist eine Macht, die, vermutlich nicht, Böses will und Gutes schafft.
(Knaur)

ISBN 978-3-426-51879-3  601 Seiten   9,99€ (D)  10,30€ (A)
(+ eine Kurzgeschichte + mehr)   

MARKUS HEITZ – Exkarnation I – Archiv Dezember 2016
MARKUS HEITZ – Des Teufels Gebetbuch – Archiv April 2017