BUCHCOVERREZENSION
Hearne.k Erwischt

KEVIN HEARNE –

Erwischt

Streich Nummer Fünf von Oberon, dem kriegerisch-irischen Kampfhund des letzten Eisendruiden dieser Welt. Oder habt ihr jetzt wirklich gedacht, dass Kevin Hearne das allein geschrieben hat? Glauben soll ja selig machen, nur ob das dann die Wahrheit komplett darstellt? Wenn jemand den Druiden Siodhachan Ó Suileabháin, besser bekannt als Atticus O´Sullivan, begleitet hat, dann war das ja wohl Oberon. Kevin Hearne hat, in Ermangelung, dass Oberon keine Finger hat, hier mal ganz schnell abgekupfert und den heroischen Hund mit dem, doch eher seltenen, Humor gnadenlos ausgenutzt. Und natürlich die Penunsen eingestrichen. Hund bekommt Fleisch, virtuell und nicht vergiftet natürlich, Kevin bekommt Kohle. Was sich Klett-Cotta dabei gedacht hat, darüber sollte sich Siodhachan mal selbst Gedanken machen, immerhin ist Oberon, seit Jahrzehnten, besser seit Jahrhunderten schon, sein Partner. Aber andere Verlage machen das ja ähnlich und solange Oberon gut durchgefüttert wird und keinen Grund zur Klage sieht, sollten wir uns dem widmen, was Kevin hier zu Papier gebracht hat. Das Lexikon „Oberon“, in dem steht, dass menschliches Paarungsverhalten einfach nur lächerlich ist und der Mensch, evolutionsbedingt, nur dazu nutze ist, dem Hund ein gemütliches Feuer im Kamin zu machen. Dass manche Mädchen schlau sind, ist auch so eine kleine philosophische Erkenntnis eines Kettenhundes, der schon mehr gesehen hat, als so mancher Fernfahrer oder Montageschlosser. Nebenbei hat Atticus die Druidenwelt erweitert. Granuaile, seit zwölf Jahren seine Schülerin, wird trotz aller Widrigkeiten, die Olymp und Pantheon, plus LOKI, verursachen, endlich an die Erde gebunden. Jetzt hat sich die weltweite Mitgliedschaft der Druidenkaste, schlagartig, verdoppelt. Jetzt gibt es wieder zwei Druiden, was den Vampiren gar nicht schmeckt. Aber Atticus und Oberon sind ja Zoff mit übernatürlichen Wesen gewöhnt. Ist zwar eine Art Spießrutenlauf, aber wenn man den Götterhimmel aller Religionen schon so leicht ausgedünnt hat, sollte man damit leben können. Wenn man so richtig gemütliche Gemetzel an Göttern schon als Party feiert, sollte man über so manchen irdischen Dingen stehen. Und natürlich den Hund pflegen. Oberon hat da doch so einige Ansprüche. Pudeldamen stehen dort ganz weit oben, gefolgt von gejagten Tieren, Nahrung überhaupt, und dem gemütlichen Platz vor dem pelzwärmenden Feuer, das der gute Hund, in Ermangelung geeigneter Körperteile, ja nicht selbst in Gange bekommt. Ob Granuaile diese Kost bekommt, bleibt abzuwarten. LOKI ist wieder frei. Der slawisch-russische Donnergott PERUN, als Pendant zum germanischen THOR, ist auf der Flucht. LOKI wollte THOR töten. Nur hatte Atticus das ja schon von der Agenda gestrichen, was LOKI zur Weißglut treibt und sich deswegen an PERUN schadlos halten will. Zumindest ist er, PERUN, nicht einsam. Und HEL ist auch auf dem Kriegspfad, die Zwerge dürfen das am eigenen Leibe erfahren. Atticus hat mal den Mund wieder zu voll genommen und eine Kette von Ereignissen ausgelöst, die leider Kollateralschäden, fragt die Zwerge, ausgelöst haben, die so nicht im Gefüge Yggdrasils und der neun altnordischen Reiche stehen bleiben können und dürfen. Atticus muss seine Schuld begleichen. ODIN fordert seinen Preis, den Tod des Fenriz-Wolfes. Wenn man nach den nordischen Sagas geht, sollten ja so einige Gestalten an Ragnarök beteiligt sein. Nur wenn man Kevin und Oberon liest, fragt man sich, und das recht stirnrunzelnd, wenn Atticus, mit Unterstützung natürlich, schon im Vorfeld die göttliche Ordnung so leicht dezimiert hat, wer soll dann noch in das Horn blasen? Ragnarök wird da wohl ausfallen müssen.

(Klett-Cotta)

ISBN  978-3-608-96135-5  404  Seiten(+Anhang)  16,95€ (D)  17,50€(A)

KEVIN HEARNE – Gehämmert – Archiv Juni 2015