BUCHCOVER | REZENSION |
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THOMAS THIEMEYER –Das verbotene Eden III - EntscheidungDieser Mann schreibt einfach nur göttlich. „Eden III“, sowie auch die vorherigen Teile und auch seine anderen Romane, untermauern den Anspruch von Thomas Thiemeyer, einer der Besten seiner Zunft zu sein. Verstecken muss er sich mit seinen Büchern nicht. Nicht wirklich. Mit „Eden III“ macht Tommi den Hattrick komplett. Eine virusmutierte Welt, in der sich die Geschlechter, die sich jahrzehntelang feindlich gegenüber standen, langsam wieder annähern. Arkana und Claudius hatten es schon äonenlang praktiziert. Tochter Juna ist mit dem Mönch David, der seitdem auch Pilot der einzigen existierenden Flugmaschine ist, in Richtung einer neuen Zukunft ausgebüxt und auch Gwen hat mittlerweile die Erfahrung gemacht, dass Logan nicht wirklich ein Teufel ist. Sehr zum Leidwesen der Wirrköpfe, die immer noch den totalen Krieg wollen, greift stellenweise und auch wenn nur sehr zögerlich, doch wieder die normale Natur ins Geschehen ein. Derzeit sind die Kriegstreiber noch in der Überzahl und die Stimmen der Vernunft werden weiterhin erstickt. Gewaltsam. Marcus Capistranus, Inquisitor der Schwarzen Kathedrale, auf der einen Seite. Edana, Ratsherrin und spirituelles Oberhaupt der femininen Gesellschaft auf der anderen. Thiemeyer ist nicht nur Autor einer scheinbar unvorstellbaren Geschichte, er wird auch zu einem Gesellschaftskritiker. Beide Parteien, in ihrem unversöhnlichen Hass, lassen die Bauernopfer purzeln. Es geht nicht mehr um kostbares Leben. Nur noch um Dogmen und die Macht, die dahinter wartet. Tommi ist da sehr informativ bei der Sache. Und hat blumige Worte für diesen Irrsinn. Logan sitzt im Kerker, wegen Hochverrats, da er Gwen zur Flucht verholfen hatte und Claudius, ehemaliger bester Freund des Inquisitors, Jahre ist es her, an dessen Vernunft er jetzt appellieren will, findet sich auch dort wieder. Beide warten nun auf den Mann, der sich dem ultimativen landwirtschaftlichen Gerät, der Sense, schmückt. Der „Schwarze Kathedralen-Meister“ ist dem Wahnsinn verfallen. Gwen hatte seine Gewaltfantasien erregt, genau, wie die Mutter seines Sohns David, die er nach blanken Missbrauch und der Geburt seines Sprösslings hinrichten ließ. Der Verlust seines Opfers, überhaupt der Affront, sich gegen ihn zu stellen, lässt ihn richtig zu einem Tier mutieren. Er regiert nur noch mit blanker Gewalt und Terror ist sein einziges gängiges Mittel, seine Untertanen auf seiner Linie zu halten. Kadavergehorsam, obwohl man es schon besser weiß, ist weit verbreitet. Herr Thiemeyer ist voll in seinem Element. Die Gegenseite, mit Edana an der Spitze, kann jedoch mit ähnlichen Dingen aufwarten. Gerade Edana, die im Kampf gegen den Terror der „Heiligen Lanze“ ihre Tochter verloren hat, wäre besser beraten gewesen, hier nachzudenken. Macht sie aber nicht. In vollstem Vertrauen auf ihre berittenen Brigantinnen, die ja schon so manchen Clou durchgezogen haben, tappt sie in die ultimative Falle. Opfer? Solange sie es nicht selbst ist, geht ihr das am Arsch vorbei, Hauptsache ist, sie hat ihren inneren Reichsparteitag, wodurch sie sich von ihrem Gegenpart in keiner Weise unterscheidet. Herr Thiemeyer hat den perfekten Hattrick geschafft. Im Gegensatz zum Profifußball, hat Thomas jedoch Intelligenz einfließen lassen und den Leser, intellektuell bravurös, unterhalten. Und ein perfektes Abbild unserer Gesellschaft gezeichnet. Nachdenken schreibt er ganz groß. Thiemeyer ist, einfach ausgedrückt, einer der genialsten Schreiber unserer Zeit. (Knaur) ISBN 978-3-426-51313-2 448 Seiten 9,99€ (D) 10,30€ (A) |