BUCHCOVER | REZENSION |
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THOMAS THIEMEYER –Das verbotene Eden I - ErwachenAls Autor ist Thomas Thiemeyer eine Ausnahmeerscheinung. Er hat stets einen klaren Blick auf seine Handlung und schaut aber auch immer noch ein Stück weiter. Und Dinge, Mysterien, die uns im Alltag unmöglich erscheinen, machen ihm kein Kopfzerbrechen. Er webt sie einfach bei sich ein. In der heutigen deutschen Literatur ist er ein Kronjuwel, das man sich, ohne Nachzudenken, zu jeder Zeit und das ist keine Übertreibung, zu Gemüt führen kann. Ein Virus hat sich mutieren lassen. Künstlich hergestellt, da hat der Mensch mal doch wieder an der Natur, aus Geldgier, herumgepfuscht. Die Folgen sind jedoch katastrophal. Für die Menschen, die Krone der Schöpfung, die sich aber als der Gipfel entpuppt hat. Männer und Frauen können nicht mehr zusammen leben. Was das für Gottes Wort in der Bibel, seid fruchtbar und mehret euch, bedeutet, dürfte wohl nicht von der Hand zuweisen sein. Thomas hat da mal etwas vorbereitet, einen Endzeitroman mit ernstem Hintergrund. Vor fünfundsechzig Jahren griff das Virus an, und das „heilende“ Serum um sich, welches richtig Schotter auf die Konten von den Vollpfosten spülen sollte, die ihr Glück in der Evolutionslotterie machen wollten. Übrig blieben zwei (in)humane Lebensformen, die am liebsten auf Selbstbestäubung zurückgegriffen hätten. Ohne Abzuschweifen kann man sofort feststellen, Herr Thiemeyer hat auch Humor. So geht das natürlich nicht. Auch wenn beide Parteien erbittert Krieg führen. Die Herren haben sich in die verlassenen Städte zurückgezogen, die Damen bevorzugen den ländlichen Raum. Erstere verfügen über motorisierte Einheiten und auch noch Schusswaffen, Die Frauen haben sich mehr auf archaische Waffen und Hilfsmittel spezialisiert. Ihre berittenen Brigantinnen sind ein Alptraum für das, vermeintlich, starke Geschlecht. Seit Jahren gibt es eine Übereinkunft, die das Überleben sichern soll, ohne übertriebene Nähe der Geschlechter. Die Frauen liefern Nahrung, Kleidung und lassen sich hin und wieder mal begatten, die Männer halten Frieden und spielen dann und wann den „starken“ Mann. Die männlichen Säuglinge werden an die andere Partei gegeben, die Mädchen bleiben bei ihren Artgenossinnen. Bis Marcus Capistranus zum Inquisitor der Schwarzen Kathedrale wird. Ein wahnsinniger, neuer, Kriegstreiber wird zum Leben erweckt. Dieser Mann hat Freude am Leid anderer, besonders wenn es hilflose Frauen sind. Demonstrationen dieses Hasses werden ziemlich schnell zur Tagesordnung. Sein Werkzeug ist die „Heilige Lanze“, eine Spezialeinheit, die sich jetzt brutal in Szene setzt. Bei einem missglückten Überfall dieser Truppe auf ein Dorf der Frauen wird Amon schwer verletzt. Er kann jedoch fliehen, und lügen kann er auch, bis sich die Balken biegen. Für den sogenannten Kirchenführer Marcus der glasklare Beweis, dass die Weiber jetzt völlig durchgeknallt sind. Goebbels und Churchill hätten ihre wahre Freude an diesem Fanatiker gehabt. Sie waren es ja auch, als Brüder im Geiste. Und Amon gibt es das Argument in die Hand, seinen Freund David in die Fänge der „Heiligen Lanze“ zu lotsen. Nur will David das nicht wirklich. Er ist kein Krieger. Er ist Mönch, in der Bibliothek seines Klosters tätig und würde lieber Bücher lesen. Thomas Thiemeyer lässt Welten aufeinanderprallen, krallt sich dann mal Shakespeare ein und lässt Romeo und Julia wieder auferstehen, nur etwas anders. Juna, eine Kämpferin der Brigantinnen, war Zeuge des Überfalls. Und der zu erwartende Gegenschlag, knallhart erfolgt, bringt David in die Gefangenschaft der Amazonen. Nur muss Juna erkennen, was sie vor einiger Zeit schon einmal beobachtet hatte. David ist anders als die Teufel, die sie früher, naja, nicht wirklich kennengelernt hat, aber deren Treiben sie zutiefst erschütterte. David ist so ganz anders. Ein in sich gekehrter Mensch, der, für ein Buch sein Leben und seine gedankliche Welt in ein anderes Licht rücken kann. Ein Mensch. Welch fremdes Wort, in einer Welt, wo es nur Mann oder Frau gibt und dieser Fakt nur Feindseligkeiten hervorrufen wird. Thomas Thiemeyer hat tief in die Büchse der Pandora geblickt, nur, um alles Übel an sich vorbeirauschen zu lassen und Zeus dann mal ordentlich den Strich durch die Rechnung zu machen. Er hat die Hoffnung auch mit ausfliegen lassen, die Pandora ja eigentlich nicht hätte entkommen lassen dürfen. (Knaur) ISBN 978-3-426-50940-1 462 Seiten 9,99€ (D) 10,30€ (A) |