BUCHCOVERREZENSION
Thiemeyer.t Valhalla

THOMAS THIEMEYER –

Valhalla

Herr Thiemeyer und mystische Themen sind ein Paar Hausschuhe, das immer ganz bequem passt. Ob Hannah Peters das weiß, da gehen die Meinungen bestimmt weit auseinander. Auf der einen Seite will sie dementsprechende Abenteuer immer wieder ablehnen, auf der anderen springt sie immer wieder auf, wenn Norman, exorbitanter Milliardär, Alles-mögliche-Sammler und Abenteurer dann wieder einen Plan hat. Und Pläne hat der Mann, da tritt sogar Colonel Hannibal Smith vom A-Team freiwillig in den Hintergrund und geht dann, aber mal ganz schnell, auf Rente. Hannah soll mal fix nach Spitzbergen düsen und dort einen Komplex untersuchen, der auf Tausende Jahre Geschichte zurückblicken sollte. Nur hatte Nazi-Deutschland dort schon mal Station gemacht, eine Außenstelle eingerichtet, als Stützpunkt gedacht, für die Suche nach dem Wunderland „Hyperborea“ und als kleines geheimes Forschungslabor für die biologische Kriegsführung. Die Arier hatten zwar keine Bio-Waffen eingesetzt, und  auch keinen Plan dafür, aber ein bisschen Forschung nebenbei konnte dabei, anscheinend, doch nicht schaden. Codename „Valhalla“. Den Witterungsbedingungen geschuldet, hat sich dort ein kampffähiges Virus eingenistet, und der Besetzung und Besatzung durch das  III. Reich, ohne die Hilfe der Alliierten, ein ganz schnelles Ende bereitet. Dieses Virus brauchte keinen D-Day, um sich von deutscher Herrschaft zu befreien. Hat es im Alleingang geschafft. Und Normans Expeditionsmitglieder fallen dem, reihenweise, zum Opfer. Hannah überlebt und die Theorie dazu, warum, die Thomas hier recherchiert hat, ist schon abenteuerlich. Hannah ist schwanger und der Embryo, als „Fremdkörper“, entwickelt eine Abwehr, die den „Wirtskörper“ schützt. Aber, als eigenständiger Organismus wird er das Virus nicht absorbieren können, wie im Mutterleib. Das Kind wird bei seiner Geburt sterben. Die gute Frau sieht rot, verständlich für jeden Menschen. Es muss ein Serum entwickelt werden, damit das Kind überlebt und dazu benötigt man ziemlich viele Informationen. Von Proben der Stammzellen des Virusstammes ganz zu schweigen. Und die Zeit drängt, klar, eine Schwangerschaft des Homo Sapiens dauert ja nur neun Monate. Und davon sind schon ein paar Tage ins Land gegangen. Herr Thiemeyer lässt sich jedoch etwas Zeit. Und bringt Mitspieler in die Unterhaltung ein, deren Höflichkeits- und Kommunikationsformen sich, in ziemlich engen, Grenzen halten. Sie sind hinter dem Virus her und, im Gegensatz zu den Ariersophen, wollen sie, dass es auch zielstrebig eingesetzt wird, und zwar zeitnah. Das Virus kann jedoch noch mehr. Manchmal verwandelt es seinen Wirt. Eine Erfahrung, die den stärksten Eisbären umhauen wird, der arglos vor einem Atemloch auf Robben lauert. Man sollte Herrn Thiemeyer auf Wilderei verklagen. Der Eisbär hat ja nun wirklich nichts getan, außer darauf zu warten, dass mal ein Meeressäuger mit großen Augen sich als seine Mahlzeit qualifiziert. Stattdessen wird er zu einem Opfer. Zumindest die Robben wird es gefreut haben, heute überlebt zu haben. Was für das Expeditionsteam um Hannah Peters nicht wirklich gilt, die nach Spitzbergen zurückgekehrt ist, um den geheimnisvollen Virus auf die Spur zu kommen. Der Gegenspieler ist schon da, sehr gut informiert und organisiert. Herr Thiemeyer hat mal wieder so richtig in die Vollen gegriffen. Unbegreiflich bleibt jedoch, warum er eine schwangere Frau in diese Situation hereinreißt, von dem unglücklichen Eisbären ganz zu schweigen.

(Knaur)

ISBN 978-3-426-50941-8    507  Seiten  9,99€ (D)  10,30€(A)