BUCHCOVER | REZENSION |
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BERNARD MINIER –WolfsbeuteBernard entwickelt sich zu einem hellleuchtenden Gestirn am Himmel des geschriebenen Wortes, das sich im Genre Thriller materialisiert. Mit „Wolfsbeute“ hat er den Hattrick im Einkaufsbeutel des Lesers und der wird den Minier nicht mehr wegpacken, bis das Teil ausgelesen ist. Diesmal hat Bernard wieder viele Weg, aber die sind alle eng aneinander gebunden, obwohl alle noch nicht wissen, wie, und das warum schon gar nicht. Commandant Martin Servaz, derzeit krankgeschrieben. Nach den letzten Erfahrungen, die er gemacht hat, sollte er ja auch mal eine Auszeit bekommen, um sich erholen zu können. Nur spielt ihm jemand plötzlich Informationen zu, die, zuvor noch keiner hatte. Der Selbstmord einer Künstlerin, vor einem Jahr, hatte lange Schatten geworfen und so bekommt er mehrere Nachrichten, die ihn dahin gehend auffordern, mal wieder seinen Riecher einzusetzen und sich Bluthund mäßig auf eine Spur zu setzen, die schon fast erkaltet ist. Darf er zwar nicht wirklich, bei Attest mäßig kalt gestellten Polizisten hat der französische Staat sichtlich Bedenken, sie ermitteln zu lassen, aber Bernard Minier ist der Meinung, das Martin sich viel zu lange in Selbstmitleid gesuhlt hat und auch einfach, viel zu lang, untätig war, und, auch zu jung ist, um sich aufs Altenteil zu setzen, den Rest seines Lebens mit Bingo spielen zu verbringen. Da könnte der Verstand einrosten. Christine Steinmeyer, Moderatorin bei Radio 5, deren Leben jetzt systematisch und komplett zerstört wird, und das ist die Untertreibung des Jahres. Die Frau steht vor einem Suizid. Was ihr angetan wurde… eine Anleitung, könnte von Machiavelli, in Zusammenarbeit mit jedem Seuchenvogel dieser Welt, um einen Menschen in den Selbstmord zu treiben, kommen. Bernard schreibt das sehr gekonnt und die Spannung, die er auslöst, treibt dem Leser Knoten in den Magen. Die Frau wird programmatisch fertiggemacht. Dabei fing alles recht harmlos an. Zum Heiligen Abend hat sie einen Brief im Kasten, in dem ein Selbstmord angekündigt wird. Nur wird keiner gemeldet. Danach steigert sich die Dramaturgie ins Unermessliche. Bernard Minier pflastert den Weg von Frau Steinmeyer mit Fakten, die zwar erstunken und erlogen sind, jedoch bald ihre Wirkung zeigen werden. Perfide ist da wohl noch eher ein harmloser Ausdruck. Derjenige, der Christine in den Wahnsinn treiben will, zieht alle Register der psychologischen Kriegsführung. Er dringt in ihr Privatleben ein, aber von außen sieht das eben anders aus. Und die Staatsmacht stellt sich mal wieder an, als sei sie von Blindenhunden geführt. Die Spuren sind ja „eindeutig“ und gegenseitiges Schulterklopfen kommt, bei schnellen Ermittlungserfolgen, immer gut an. In Punkto Hilfe, vom Freund und Helfer, zu bekommen, da hat Christine Steinmeyer dann wohl ganz schlechte Karten. Bernard steigert die Spirale der Gewalt in bis ins Universum. Iggy, Christines Hund wird zum Opfer und, danach, wird sie vergewaltigt, in ihrem Hotelzimmer, wo sie für sich und Iggy eine Zuflucht suchte. Die „Fakten“ sprechen eine „deutliche“ Sprache, die Frau ist völlig durchgeknallt, drogenabhängig, nicht zurechnungsfähig. Und jetzt hat sie noch ihren Hund gekillt. So kann Christine noch nicht mal die Vergewaltigung anzeigen, da das Auge, Ohr und Herz des Schutzes der Bevölkerung vor Verbrechen, von ihr ein ziemlich krasses Bild hat und das ist nicht sehr farbenfroh. Die Abteilung für die die Zuteilung von Blindenstöcken hat dann mal Hochkonjunktur. Da ist es kein Wunder, dass Bernard den Commandant aus seinem Sanatoriums-Bett hochscheucht, immerhin hat der Mann einen so scharfen Blick und Verstand, dass man sich schneiden kann, …wird. Anders herum hat Martin eigene Probleme, die er zu bewältigen hat. Julian Hirtmann, der völlig Durchgeknallte, heißt sein Gespenst, immer noch. Und der geistert in seinen Träumen herum, egal ob wach oder schlafend. Aber, Servaz hat auch eine Ader, die ihn zum dem Polizisten macht, den wir uns wirklich vorstellen. Leid ist für ihn kein Fremdwort. Er ist auch nicht der amtsblinde Hirtenhund, der jeden Tag seinem Futternapf mehr Aufmerksamkeit widmet, als seiner Umwelt. Bernard Minier hat hier etwas gefunden, das uns, hoffentlich, noch Jahre begleiten wird. Einen Charakter der zwar nicht fehlerlos ist, aber genau das macht ihn ja so sympathisch. Dieser Mann hat mehr drauf, als in seinen Zähnen, gelangweilt, nach Salatresten zu suchen. Servaz ist ein emphatischer Mensch. Und das gibt ihm das Recht, immer unter uns zu sein, vielleicht brauchen wir seine Hilfe ja mal selbst. (Droemer) ISBN 978-3-426-30458-7 631 Seiten 14,99€ (D) 15,50€(A) BERNARD MINIER –Schwarzer Schmetterling - Archiv |