BUCHCOVER | REZENSION |
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PIERRE MARTIN –Madame le Commissaire und der Tod des PolizeichefsEnzo Bastian ist tot. Selbstmord aufgrund einer Krebsdiagnose. Isabelle Bonnet hatte den Mann nicht gerade ins Herz geschlossen, was durchaus verständlich ist. Im Pariser Innenministerium möchte man es aber genau wissen, was es mit diesem Suizid auf sich hat, und so soll sich Madame le Commissaire mal darum kümmern. Es gibt eben auch skeptische Menschen. Pierre Martin wandelt wieder im Hinterland der Cote d´Azur, wo Isabelle sich, nach einem nervenaufreibenden Leben im Dienste des französischen Staates, niedergelassen hat, um etwas Ruhe zu finden, sich zu regenerieren und, überhaupt, wieder auf den Damm zu kommen. Und eine kleine Filiale der Police nationale führt, die sich darauf spezialisiert hat, alte Fälle neu aufzurollen, wobei ihr der etwas linkische Assistent Appolinaire zur Seite steht, der zwar weiß, wie man eine Schusswaffe hält, sonst damit aber nicht wirklich etwas anfangen kann, und ja, nicht mal gefährlich mit so einem Teil aussieht. Sonst ist er jedoch ein Recherche- und Organisationsgenie, auch wenn er öfter über seine eigenen Füße stolpert. Und es extrem bedauerlich findet, das seine tunesische Freundin für ihren Couscous kein Kamelfleisch zu kaufen bekommt. Mit diesem, recht ungleichen, Paar „Pantoffeln“ hat Pierre, heißt ja eigentlich ganz anders, hier den Hattrick geschafft. Er schreibt spannend, unterhaltsam und auch recht humorvoll. Als Leser sollte man das nicht verpassen. Frau Bonnet hat jetzt zwei Fälle am Hals. Den aktuellen Suizid des obersten größten Meisters der regionalen Polizeibehörde, bei dem sie sich mit dem auch gleich mit dessen Nachfolger anlegen muss, ist ja in der Kompetenzstreitigkeit nichts neues, und einen fast sechs Jahre zurückliegenden Überfall auf ein Juweliergeschäft, der zwei Todesopfer forderte. Und ihr Schützling aus dem Zeugenschutzprogramm, Rouven Mardrinac, taucht wieder auf, mit dem sie ja so ihre liebe Not hatte. Und der will etwas mehr Nähe als Isabelle lieb ist? Da ist sie doch etwas unschlüssig. Und Herr Martin mischt sich da auch nicht ein. Ein bisschen Freude soll ja jeder haben und Pierre ist der Meinung, dass nicht nur die Leser, sondern auch seine Figuren etwas Licht verdienen. Ein kleiner, aber feiner, Unterschied zu anderen Autoren, die ihre Protagonisten, die eigentlich das Geld des Schreiberlings verdienen sollten, wirklich durch die Hölle schicken. Der Verlag „Knaur“ hat ja davon mehrere Prachtexemplare. Auch wenn sich Isabelle nicht wirklich auf ihren Lorbeeren ausruhen darf und Herr Martin gern das Tempo anzieht, hat es Frau Bonnet dann doch etwas leichter, als so manche andere Romanfigur. Ein Zuckerschlecken ist die literarische Existenz bei Pierre trotzdem nicht. Vor allem dann, wenn der linkische Appolinaire sich mit einen gut ausgebildeten Einzelkämpfer anlegen will, gegen den er genauso viele Chancen hat, wie ein Honigtopf gegen einen Bären. Das ist doch eine etwas andere Nummer, als blind in die Luft zu schießen. (Knaur) ISBN 978-3-456-51872-4 362 Seiten 9,99€ (D) 10,30€ (A) |