BUCHCOVER | REZENSION |
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NANCY BUSH –Niemand kannst Du trauenHattrick für Nancy Bush. September „Nine“ Rafferty, vom letzten Roman noch in Mitleidenschaft gezogen und gebeutelt, hat zumindest einen großen Schritt in ihrem Leben geschafft. Sie zieht bei ihrem Neu-, „Altfreund“ Jake ein, auf das ein gemeinsames Leben herauskommt, das sich harmonisch gestalten soll. Was Nancy Bush mit einem teuflischen Grinsen zur Kenntnis nimmt, sie hat ja noch Jakes Ex Loni in der Hinterhand, ein Trumpf, den sie zu gegebener Zeit ausspielen wird. Aber erstmal darf Frau Rafferty, angeschlagen wie sie ist, im Department die Vollvertretung machen, da dort ein Magen-Darm-Virus grassiert, der fast alle Mitarbeiter außer Gefecht setzt. Einschließlich Lieutnant D´Annibal, ihres unmittelbaren Vorgesetzten. Ein Mordbube zieht Kreise und Rücksicht auf flüssige Abgaben von körpereigenen Sekreten aller Art der Polizisten, interessiert eher weniger. „Nine“ muss improvisieren. Nach dem Mord an einem Postboten vor einem Jahr, trifft es ihren Ex-Stiefbruder Stefan. Er wird ausgeknockt, an einen Fahnenmast an seiner Schule gefesselt und um seinen Hals hängt ein Schild, „Ich will, was ich nicht haben kann“. Familie, wenn sie auch schon fast Vergangenheit sein sollte, kann so schön sein. September ist in der Zwickmühle, aber immerhin ist sie nicht, wie in den ersten Teilen, das unmittelbare Objekt der Begierde. Lucky hat es auf Kinderschänder abgesehen und „Nine“, mit Schützenhilfe von ihrem Bruder August und Freund Jake (Gretchen fällt ja leider aus, hat nur mal schnell einen bösen Buben erschossen, der September am Zeug flicken wollte), steht fasziniert vor einem Problem. Nancy Bush lässt ihrer Fantasie freie Bahn. Der Postbote war pädophil und Stefan hatte die gleichen Ansätze. Nur wirklich hat er nichts gemacht. Lucky ist, auf der einen Seite anderer, auf der anderen Seite jedoch der gleichen Meinung, wie der deutsche Staat, der sich dem Problem gegenüber sieht, gewissen Tendenzen, denen man ja noch eine Plattform gibt, um hinterher über sie herzuziehen, Grenzen zu setzen. Wehret den Anfängen! Lach! Lucky ist aber nicht der deutsche Staat und Stefan hatte, außer feuchten Träumen, noch nicht wirklich eine Grenze überschritten. Wo fängt Verbrechen an, wo … aufhören wird es nie, solange Menschen genauso dämlich sind, wie die Antarktis groß und kalt ist. Während der deutsche Staat, heuchlerisch, seinen Bürgern Honig ums Maul schmiert, Fernsehfron für Lobbyisten legalisiert und dabei investigativen Journalismus unter den Tisch fallen lässt, will Lucky wirklich Gerechtigkeit und den Anfängen einen Riegel vorschieben und ist immer auf der Jagd. Sie war selbst ein klassisches Opfer, über das die Obrigkeit schon längst ein Urteil gefällt hatte, bevor man Lucky die Möglichkeit geben wollte, sich zu äußern. Nancy Bush geht hier hart ins Gericht. Kinderschändern muss man das Handwerk legen, ohne Frage. Die Opfer derer werden traumatisiert ohne Ende. Nur ist Selbstjustiz nicht wirklich der Weg. Hier wäre die Gesellschaft gefordert, die so gerne über solche „kleinen“ Probleme hinwegsieht. Aber diese Gesellschaftsordnung versagt, wie immer! Lucky ist kein Opfer mehr, was sie mal war, sie wird zum Täter und Hintergründe werden nicht hinterfragt. Klarer Fall für die Gesellschaft, die sich heuchlerisch in Samt und Seide kleidet. Sie ist der Täter und die Gesellschaft ist unschuldig und Kinderschänder sind notwendig, man könnte das Leben auflockern, vor allem weil hochrangige Vertreter der Spezies, wir über Euch, genau solchen Neigungen frönen. Nancy Bush ist auf dem Weg in den Thriller-Himmel und wie, eingangs schon erwähnt, hat sie noch eine Überraschung für Jake und „Nine“. Ob die das so toll finden, darf dann doch bezweifelt werden. (Knaur) ISBN 978-3-426-51809-0 478 Seiten 9,99€ (D) 10,30€ (A) |