BUCHCOVERREZENSION
Gilbers.h OdinsSoehne

HARALD GILBERS –

Odins Söhne

Nach der Aufklärung eines Serienmordes, an NSDAP-nahen Frauen in der kriegsgebeutelten Reichshauptstadt Berlin im Jahr 1944, musste Robert Oppenheimer, ehemaliger Kommissar der Mordkommission, als Jude wieder untertauchen, waren die Ergebnisse doch nicht so wie sich Propagandaminister Goebbels es sich gedacht hatte. Oppenheimer heißt jetzt Herrmann Meier, laut seinen neuen Papieren. Ein Grinsen schleicht sich ins Gesicht, hier hat Harald ja schon mal einen Nerv des Lesers getroffen. Januar 1945, die Rote Armee ist unaufhaltsam auf dem Weg zur Oder. Die Westalliierten bedrängen den Rhein und Hitlers Ardennenoffensive löste sich in Wohlgefallen auf. Zeit für so einige Leute, sich aus dem Staube zu machen. SS-Hauptsturmführer Erich Hauser, unter anderem als Lagerarzt in Auschwitz „tätig“ gewesen, ist auf der Flucht vor Marshall Konews Truppen und will schnell mal in Berlin bei seiner Noch-Ehefrau Hilde, einer guten Freundin von Oppenheimer, vorbei schauen, um ein Schwarzmarktgeschäft zu tätigen, das ihm das nötige Kleingeld für seine „Reise“ bringen soll und seine Papiere mit seinen „Forschungsergebnissen“ sicher deponieren. Harald erlaubt sich hier keinen Scherz. Ausgerechnet Hilde, die das Berliner Regime und alle daran Beteiligten hasst wie die Pest, und ihr Freund Oppenheimer, als Jude das erklärte Feindbild aller ariersophischen Theorien, sollen dem SS-Mann zur Flucht verhelfen. Oppi soll es richten. Als Hilde hinter Hausers Machenschaften kommt, stellt sie ihn zur Rede. Kurz darauf liegt ein Toter in Hausers Wohnung, Hilde wird verhaftet und soll, wegen Mordes an einem SS-Offizier, vor das Volkstribunal gestellt werden. Richter Freisler reibt sich schon mal die Hände, kann er doch ein neues Todesurteil verkünden, in des Führers und des Volkes Namen. Harald Gilbers kommt auf Hochtouren zum Leser rüber. Zwischen Fliegeralarmen, Einberufung zum Volkssturm und der, ihm immer gegenwärtigen Judenverfolgung, muss Oppenheimer jetzt alles mobilisieren, was er hat, um Hilde zu entlasten. Dass die Kriegswirren nicht gerade förderlich für dementsprechende Ermittlungen sind, dürfte bekannt sein. Und diesmal kann der ehemalige Kommissar nicht darauf hoffen, auf den Staatapparat zurückgreifen zu können. So holt Oppenheimer so manchen zwielichtigen Ganoven an Bord. Das Leben von Hilde ist wichtiger als jeder Vorbehalt gegenüber Leuten, die zwar klauen und auch mal etwas brutaler einkaufen gehen, jedoch als kriminelle Elemente im Fadenkreuz der nationalsozialistischen Rechtsprechung keine Rechte haben, sondern als Volksschädlinge an den Galgen gehören. Nach „Germania“ liefert Harald wieder ein Wahnsinnsbuch ab, mit Einblicken in das  Endstadium eines brutalen Krieges und einer noch brutaleren Verfolgung von Andersdenkenden durch eine sterbende Bestie, die jetzt alles daran setzt, soviel Schaden, wie möglich zu hinterlassen.

(Knaur)

ISBN 978-3-426-51643-0   523 Seiten     9,99€ (D)  10,30€ (A)

H. Gilbers – Germania – Archiv Februar 2014