BUCHCOVERREZENSION
Sigurdardottir.y Nebelmord

YRSA SIGURÐARDÓTTIR  –

Nebelmord

In der Literaturgilde Islands ist Yrsa, unbestritten, eine der hellsten Kerzen auf dem Kuchen und Vergleiche mit anderen, international erfolgreichen, Schreiberlingen, braucht sie nicht zu fürchten. Die Frau hat´s richtig drauf, einen Thriller zu kreieren, nach dem man sich alle Finger leckt. Bis zur letzten Seite lässt sie sich nicht in die Karten gucken und bleibt trotzdem immer auf dem Boden der Tatsachen, ist schon faszinierend, wie sie den Alltag handelt, der Überraschungen, manchmal tödlicher Art, in sich birgt. Yrsa lässt Welten kollidieren, die, ungeahnt, im Dunklen schlummern und mit Macht den Durchbruch suchen. Nur sind bei ihr keine Dämonen aus einer anderen Dimension am Werk, oder Luzifer, der auf das Vorrecht pocht, des christlichen Gottes Liebling gewesen zu sein. Nö, hier sind „normale“ Menschen am Arbeiten, ihre Vergangenheit mit ihrer Gegenwart in Verbindung zu bringen. Das dabei so mancher Zeitgenosse auf Abwege gerät, und wie, ist schon komisch. Frau Sigurðardóttir reflektiert das meisterhaft. Nina, Polizistin, hat ihren Mann an die Dunkelheit verloren. Selbstmord als klassische Erkenntnis der Ermittlungen der Staatsmacht, die leider blind durch den Sonnenschein tappt. Ihr Mann liegt im Krankenhaus, im Koma, und die Frage, wann die Systeme abgeschaltet werden, ist nur noch eine Frage der Zeit. Aufgrund dieses Traumas und noch anderer Begebenheiten, hervorgerufen durch falsch verstandene Berufsauffassungen, wird sie verdonnert, im Archiv mal aufzuräumen. Dabei stößt sie auf einen identischen Suizid-Fall eines Journalisten, wie ihr Mann einer war, nur Jahre vorher. Gleicher Ort, gleiche Todesursache. Und keiner wird wirklich stutzig. Nur Nina und der Leser stoßen auf, den Rest der Welt interessiert es nicht wirklich, und einer, der es besser wissen müsste, Ninas Vorgesetzter Örvar, schweigt. Dazu kommen noch zwei Begehungsorte, eine Leuchtturminsel vor der Küste Islands, wo ein Team Techniker zur Wartung abgesetzt wird, einschließlich des Fotografen Helgi, und ein Haus in Reykjavik, dessen Bewohner einen Urlaubshaustausch machen, nur das die amerikanische Gastfamilie spurlos verschwindet. Wie Yrsa die Gratwanderung hinbekommt, zu ihrem letzten Buch noch einen drauf zu setzen, grenzt schon an Wahnsinn. Perfektion kann man nicht verbessern? Yrsa zeigt, wie es geht.

(Fischer)

ISBN 978-3-596-03065-1   392  Seiten     9,99€ (D)   10,30€ (A)

Y. SIGURDARDÓTTIR - Das glühende Grab - 08/2014
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