BUCHCOVERREZENSION
Tutii EiskalteHoelle

VEIT ETZOLD –

Der weisse Hai im Weltraum

Viele Leute bezeichnen ihn gern als den deutschen Dan Brown. Dieser Vergleich ist vielleicht nicht abwegig, wenn man Vergleiche suchen möchte. Sonst hat er seinen eigenen Stil und hier ist es egal, was er schreibt, ob Thriller, Krimis oder, wie im vorliegenden Fall eine Abhandlung über das Storytelling für Manager, er legt einen ziemlichen Humor an den Tag, da kann man sich recht bildlich vorstellen, das seine Seminare grundsätzlich ausgebucht sind und, im Gegensatz zu gewissen Meetings mit den eigenen Vorgesetzten, alles andere als langweilig sein dürften. Im Gegenteil, dieses Buch empfiehlt sich selbst dafür, ihm doch genauer zuzuhören, oder nachzulesen und hier kann man auch seine Romane gleich mit in die Tasche stecken, sein Stil bleibt unverwechselbar. Was wir in der letzten Ausgabe im Oktober als Hosentaschenratgeber für unterwegs empfohlen hatten, „Wandel kommunizieren“, wird in diesem Buch etwas ausführlicher behandelt. Nun muss man vor dem Untertitel nicht zurückschrecken, weil, irgendwie ist doch jeder ein kleiner Manager, und wenn auch nur für sich und seine Familie, in seinem Job. Wir stehen jeden Tag vor Entscheidungen und hier greift Veit Etzold das Thema auf. Weil alles, was wir tun, doch in gewisser Weise eine Präsentation darstellt. Mein Produkt, meine Arbeitskraft, meine Freund- und Bekanntschaften, bei der Wohnungssuche, selbst wenn wir einkaufen gehen. Wir zeigen uns unserer Umwelt, jeden Tag. Und somit ist Storytelling nicht nur für Nadelstreifenträger geeignet, sondern auch für die Leute in Jeans und T-Shirt. Wem das Ganze vielleicht nicht so wichtig ist, dem sei der Konsum dieses Buches trotzdem ans Herz gelegt, weil man einen zweiten Untertitel hinzufügen könnte. „Fach-, Sach- und Lachgeschichten mit und von Veit Etzold“. Wie repräsentiere ich mich richtig. Dabei kommt jetzt der Haupttitel ins Spiel. Keine Angst, hier wird das Geheimnis nicht gelüftet, das könnt Ihr allein nachlesen, warum das Buch so heißt. Aber da sieht man, wie kleine, wohlüberlegte Gedankengänge größere Dinge ins Rollen bringen können. Aber auch über firmeninterne Zusammenhänge schreibt Herr Etzold und hier kann man in so manche Firma mal rein sehen und sich fürchterlich erschrecken, wie weit Menschen gehen werden. Der Autor hat das recht ausführlich dargelegt und da kann man staunen, wie detailiert er sich damit auskennt, obwohl er noch nicht einmal den Umkleideraum gesehen, geschweige denn ein paar Leute kennen gelernt hat. Sein Wissen über solche Interna ist schon verblüffend. Und er teilt das gerne. Das wird gewürzt mit seinem unverwechselbaren Humor und was er hier aufs Korn nimmt, wird genüsslich ausgebreitet, damit man auch sehen kann, wie machen viele Menschen ihre Repräsentation falsch, auch wenn man das auf den ersten Blick nicht sieht. Im Gegenteil, es werden scheinbar logische Dinge in einen Vordergrund gerückt, die aber nicht ausschlaggebend sein werden für das Image, sondern nur davon ablenken sollen, das man eigentlich keine Ahnung hat oder das scheißegal ist, da der monatliche Scheck immer in Reichweite bleibt, man sich gegenüber anderen Privilegien zuschanzen kann und und und. Hier könnte Veit Etzold mehrere Zitate aufgegriffen haben. Alice Walker: „Die meisten Menschen geben ihre Macht auf, in dem sie denken, sie hätten keine.“ Bertold Brecht: „Unrecht gewinnt oft Rechtscharakter, nur weil es so häufig vorkommt.“ Oder auch Thomas Edison: „Ich habe nicht versagt. Ich habe nur 10.000 Wege gefunden, die nicht funktionieren.“ So und so ähnlich streift Herr Etzold durch seine Seiten und es ist nicht nur informativ, sondern auch sehr unterhaltsam. Wenn manche Dinge nicht so traurig wären, weil leider real, könnte man sich Bauch haltend vor Lachen durch seine Zeilen hangeln und glaubt es, das liest sich besser als so mancher Roman. Das ist schon ein Meisterstück schriftlicher Kommunikation, das er dem Leser nahe bringen möchte. Und dabei nimmt er keine Rücksicht auf bestehende Hierarchien und Gegebenheiten, sondern zieht, mit knallharter Satire und knochentrockener Ironie, durch eine Welt, die meist an uns vorbeigeht, weil wir mit anderen Dingen beschäftigt sind, oder einfach nur blind sind, um offenliegende Zusammenhänge erkennen zu können. Um die Zeit, als „Der weisse Hai im Weltall“ anfing, in den Gedanken von Veit Etzold herum zu schwimmen, war Corona noch kein Thema. Aber gerade hier sollte man die Augen aufmachen. Offensichtlich logisch erscheinende Maßnahmen zeigen keinerlei Wirkung. Das sollte nun langsam auffallen. Ja, Covid-19 ist ein Virus, das nun mal nicht logisch agiert oder funktioniert. Der einzige wirkliche Schutz ist unser Immunsystem, wenn es denn ordentlich funktioniert. Eine Impfung kann das nur unterstützen, aber nicht ersetzen. Streifzug zu „Final Control“, wenn auch nicht so, wie sich der Autor das ursprünglich gedacht hat. Man denkt in unseren Volksvertreterkreisen über eine Zwangsimpfung nach. Wie bescheuert ist das denn. Nebenbei versucht man, im Corona-Hype, mal ganz schnell die GEZ-Gebühren zu erhöhen. Kontrolle kann man am besten ausüben, wenn die zu kontrollierenden Massen noch der Meinung sind, sie bräuchten das auch so. Man könnte auch den „Todesdeal“ mit hinzuziehen, die Geschäfte, die man hinter dem Rücken macht, oder besser ausgedrückt, auf dem Buckel von Menschen, die manipuliert wurden und nur im Blickwinkel leben, vermehren und dann sterben. Im „Weissen Hai“ gibt es aber auch Beispiele, wie habe ich alles richtig gemacht. Nun wird nicht jeder ein Superstar werden können, oder ein international erfolgreicher Unternehmer, aber hier ist trotzdem für jeden etwas dabei. Unterstreichen kann man vehement, Dr. Veit Etzold ist ein unvergleichlicher Schriftsteller, immer aktuell und mit erhobenen Gesicht. Und damit kann sich bestimmt auch Dan Brown anfreunden.
(dtv)

ISBN 978-3-527-50870-9 298 Seiten

VEIT ETZOLD – Blutgott – Archiv April 2020
VEIT ETZOLD – Todesdeal – Archiv April 2020 TIPP
VEIT ETZOLD – Final Control – Archiv Okt. 2020 TIPP
VEIT ETZOLD – Wandel kommunizieren – Archiv Okt. 2020