BUCHCOVERREZENSION
Tutii EiskalteHoelle

VEIT ETZOLD –

Final Control

Er dürfte wohl einer der vielseitigsten Schreiber sein, die aus unseren Landen kommen und er ist immer für Überraschungen gut. Er spricht aus, was er denkt. Was wir denken. Veit Etzold. „Final Control“ sollte das auch wieder vehement unterstreichen. Was noch schöner ist, er schreibt das ohne Leerkapitel oder irgendwelche Schnörkel, dafür aber mit viel Humor. Mit einem so extremen Sarkasmus, dass sich jeder Frosch als ein freiwilliges Opfer für die Storchenernährung sieht. Laut dem Volksglaubenglauben bringen die ja die kleinen Kinder für die Menschen. Und mit so weitreichender Ironie, da wird jedes Amphibium doch lieber auf seinen Anruf beim Familienanwalt verzichten und auch noch denken, dass ist gut, ich wollte das ja so. Er berührt dabei unsere Seele, weil viele von uns denken doch genauso. Nur trauen sich viele von uns nicht, sich so zu artikulieren. Einer muss das machen, denkt sich Veit Etzold und schon bekommen die Nägel die Köpfe, die man braucht, um mit dem Hammer mal auch richtig draufzuschlagen. Das ist eine Spezialität von ihm und seine Thriller und Krimis sind dafür die besten Zeugen. Aber nicht nur die. Er hat ja auch schon andere Publikationen veröffentlicht, die man sich durchaus zu Gemüte führen sollte, auch wenn man sich nicht wirklich als der angesprochene Ansprechpartner fühlen könnte. Nur sind wir die besseren Zuhörer oder auch Leser, als die Leute, die er dabei aufrütteln und -schütteln will, aber das hat er selbst schon erkannt. Da sollte man doch mehr in, oder zwischen den Zeilen zu lesen und suchen, man muss nur, für sich das herausholen, was einen anspricht. Das gibt zu seinen Unterhaltungsromanen eine gute Brücke, die man ohne zu zögern auch überqueren kann. „Final Control“ fügt sich hier nahtlos ein. Herr Etzold hat einen roten Faden, der sich durch sein Leben zieht und den lässt er auch von der Leine. Auch wenn er ihn nicht aus der Hand, dafür aber doch, gerne, literarisch, weitergeben wird. Man muss nur lesen. „Wandel kommunizieren“, (ist in dieser Ausgabe mit drauf,) schlägt sich in diesem Buch „Final Control“ auch ganz gut nieder und man kann feststellen, das Veit Etzold nicht nur Wege sucht und findet, den Leser zu unterhalten, sondern auch seine eigenen Gedanken immer wieder mit einarbeiten wird, um selbige unter die Leute zu bringen. Wandel begünstigt den vorbereiteten Geist, hat mal jemand gesagt. Steht auch gleich auf der ersten Seite. Wer das wohl gesagt haben könnte? Diese Worte könnte man vielen Menschen zuschreiben. Konfuzius, Sun Tzu, Buddha, Alexander von Mazedonien, Hannibal Barkas, oder Geiserich, dem Vandalen, der die karthagischen Punier bis zu seinem Lebensende beerbt und die Römer ausgelacht hatte. Dieser Gedanke ist so alt, wie die Menschheit. Veit Etzold hat das soweit notiert und er lebt das auch aus. Die Erfahrungen anderer Menschen sind für ihn eine Goldgrube, die er drachengleich plündern möchte. Nur, im Gegensatz zu unseren geliebten geflügelten Reptilien mit den großen Augen, die immer auf dem Punkt stehen, alles für sich haben zu wollen und nur widerwillig etwas abgeben werden, und auch nur dann, wenn es sein muss, will er freiwillig teilen. Ob auf die eine oder andere Art, Veit Etzold hat doch viele Wege gefunden. Einen Drachentod, herbeigeführt durch einen strahlenden, goldgelockten und hymnenbesungenen Ritter, sprich Ignoranten, ist für ihn keine Alternative. Solche Pappnasen können, vermutlich, noch nicht mal lesen oder wollen es nicht, auch wenn sie, coronafreundlich, schon mal das Visier ihres Helms hoch- oder heruntergeklappt haben, je nach Modell und zeitnaher Mode. Dem feuergeladenen Atem eines Drachen Veit Etzold dürften solche Möchtegern-Ivanhoes trotzdem nicht wirklich viel entgegen zu setzen haben. Da gibt „Final Control“ andere Einsichten. Veit Etzold ist ein gnadenloser Kritiker in unserer Zeit, der viel anprangern wird, nur, werden nur wir ihm zuhören. Und es ist ja nicht so, das er herummault. Wege und Möglichkeiten, die uns offenstehen könnten, zeigt er dabei auch. Und die können manchmal einfacher sein, als man denkt. Er ist ein Kritiker und kein Nörgler. Manche Leute, gerade in relevanten Positionen, werden im Kaffeepausenschlaf jedoch weiter vor sich hindümpeln und immer wieder sagen, Veränderungen? Brauchen wir nicht. Das man einen Politthriller so schreiben wird, ist nicht alltäglich, aber manchmal doch von Nöten. „Final Control“ zeigt viele Wege, uns unter eine Fuchtel zu bringen, zu zwingen und uns noch weiszumachen, wir haben das doch selbst gewollt. Das es nicht so sein soll, beweist der Schriftsteller doch mit seiner Art darüber zu schreiben. Der Freigeist Veit Etzold setzt sich durch und Thomas Mann`s „Untertan“ hat hier doch wieder an Land gewonnen. Dabei hat Veit noch nicht mal das Coronavirus im Blick gehabt, da kann man schon gespannt sein, wie er damit umgehen wird. Aber auch ohne Corona ist „Final Control“ wieder ein vollgepacktes Meisterwerk, das zeigt, wie man Menschen, die eigentlich die Basis der Pyramide einer Gesellschaft darstellen sollen, komplett verarschen wird. Wie sich skrupellose Gestalten durch unser Leben mogeln und sich auch unsere kleinen, wie großen Siege unter den Nagel reissen wollen, sich bereichern werden, ohne irgendwelche Grenzen zu kennen. Wie unsere „Volksvertreter“ devot daneben stehen und alles ignorieren, das ihrem anvertrauten Wahlvolk nutzen könnte, statt dessen lieber einen Aktionismus in Gang setzen, der immer wieder ins Leere laufen und keinen wirklichen Sinn hat, außer zu verschleiern oder auch gleich gemeinsame Sache machen werden. Oder wie Thomas A. Edison gerne sagte, ich habe nicht versagt. Ich habe nur 10.000 Wege gefunden, die nicht funktionieren. Herr Etzold hat keine Skrupel, vieles offenzulegen, wie seine Handlung das auch gut beweisen wird. Man wird ihm folgen. „Final Control“ ist ein Buch, dass man einsaugen wird. Okay, dann kann sich Tom jetzt seinen Geistern und Alpträumen stellen. Und die sind zahlreich. Das hat sich der angehende Jungunternehmer bestimmt etwas anders gedacht. Wer bei Veit Etzold als Romanfigur unterschreibt, sollte sich auf einiges gefasst machen. Da kann Tom schon froh sein, nur komplett beklaut zu werden und nicht als Löwenfutter zu enden oder von einem chinesischen Kampfriesen, ala Bolo Yeung, ins Strassenpflaster einplaniert zu werden.
(Droemer)

ISBN 978-3-426-30709-0 437 Seiten 10,99€ (D) 11,30€ (A)

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