BUCHCOVERREZENSION
Tutii EiskalteHoelle

CHRIS MCGEORGE –

Four Walls

Romanfiguren alles mögliche zuzumuten ist ein Metier, in dem Chris McGeorge ein Meister ist. Unschuldig verurteilte Menschen werden eingekerkert und dann noch weiter drangsaliert. Willkommen in der Demokratie. Und da dachten wir, das passiert nur im „besten“ Deutschland aller Zeiten, wo man ganz schnell in die Ecke gedrängt wird und der Bundespräsident sich mit extremen faschistischen Fanatikern treffen darf, um das der eigenen Bevölkerung als humanitäre Hilfe zu verkaufen. Chris McGeorge zerrt wieder an allen Registern, um es seiner Figur so schwer, wie nur möglich zu machen. Lebenslang Knast, für einen Doppelmord an zwei Kindern, auf die sie als Babysitter aufpassen sollte. Ja, Cara Lockhart ist nicht zu beneiden. Wenn man einen solchen Schriftsteller hat, kann man sich nur noch selbst erschießen. Das könnte jedoch sehr schwer fallen, wenn man hinter schwedischen Gardinen sitzt. Cara wird verlegt, in ein neues Hochsicherheitsgefängnis, was sie jedoch nicht weiß, hier soll ein neues Strafvollzugsprogramm getestet werden. Wenn man die Hintergründe dann herausfindet, was hier passiert, kommt man ganz schnell zu der Meinung, das diejenigen hinter Schloss und Riegel gehören, die sich solch kranken Scheiß ausdenken. Für Cara hören die Überraschungen damit jedoch nicht auf und wir reden hier nicht über Weihnachtsgeschenke. In ihrer Doppelzelle wird ihre Bettnachbarin in einer Nacht erschossen. Aufgrund der Sicherheitsvorkehrungen, wenn sie denn greifen, will man ausschließen, das man hier gut manipuliert haben könnte. Eine Frage die sich stellt, ist welchen Sinn sollte diese Tat haben, für Cara. Sie sitzt doch schon, für ein Verbrechen, das sie nicht begangen hat. Wozu also der Mord an Stephanie Barnard? Herr McGeorge stellt sich allen Aufklärungen in den Weg und so muss man andere Pfade beschreiten. Aber wie klärt man Verbrechen auf, wenn man so isoliert wird? Zumindest findet man heraus, dass an den Sicherheitseinrichtungen manipuliert wurde und die Tatwaffe kann man auch nicht sicherstellen. Wie soll Cara diesen Mord begangen haben, ist jetzt die Gretchenfrage. Obwohl es offensichtlich ist, das Frau Lockhart als Täterin nicht infrage kommen kann, interessiert das kein Schwein. Die Sympathie für, angebliche, Kindermörder hält sich ja so schon in engen Grenzen. Der Mord an einer Knast-Insassin, sozusagen einer Schicksalsgenossin, könnte ein Fass zum Überlaufen bringen und das wird genüsslich ausgenutzt. Chris spitzt die Lage zu und das nicht zu knapp. Man versucht Cara zu töten, setzt sie unter Drogen und noch andere Schweinereien finden ihren Weg in das Hochsicherheitsgefängnis High Fern. Hyper rasanter Lesestoff vom Meister der vier Wände, die er gerne errichtet, um seinen Protagonisten den Handlungsspielraum auf ein Minimum einzugrenzen. Wir sollten Marcel Luthe mal fragen, ob auch Romanfiguren in die neue Gewerkschaft eintreten können.
(Knaur)

ISBN 978-3-426-22747 -3 374 Seiten 14,99€ (D) 15,50€ (A)

CHRIS MCGEORGE – Escape Room – Archiv Dez. 2018