BUCHCOVERREZENSION
Tutii EiskalteHoelle

VAL MCDERMID –

Ein Bild der Niedertracht

Manchmal meint es das Leben sogar gut. Karen Pirie von der Cold-Case-Abteilung der schottischen Gesetzeshüter hat, seit dem letzten Buch, einen neuen Mann im Leben, auch wenn dieser, na sagen wir mal, recht eigensinnig ist und ziemlich dickköpfig sein kann und ihr Mitarbeiter Jason Murray, genannt der Minzdrops, kann weitere Erfolge in seinem Weg selbstständig zu denken verzeichnen. Dagegen muss sich DS Daisy Mortimer mit den Unterschieden in der britischen und französischen Strafverfolgung herumschlagen. Nun ja, wenn Val McDermid hätte Kinderbücher schreiben wollen, dann hätte sie ganz anders angefangen. Nur dann würden unsere Kinder ihre Bücher im Regal zu stehen haben. Ist anders gekommen und so bevölkern ihre Werke unsere eigenen Aufbewahrungsorte für unterhaltsame Literatur in der Nähe des Lesethrones. Und dorthin werden wir uns ja öfter mal dem Vergnügen hingeben, vor allem mit der zufrieden schnurrenden Katze auf dem Schoss, wo sie mitlesen möchte. Und wieder geht es Schlag auf Schlag für DCI Pirie. Erst ein Toter, den man aus dem Meer fischt, den man mehr schlecht als recht identifizieren kann, da sich sein Lebenslauf von dem anderer doch mächtig unterscheidet und das hat nichts mit dem von Annalena Baerbock zu tun. Der Mann war der Bruder eines schottischen, und vor einiger Zeit als vermisst gemeldeten, Politikers und ist vor etlichen Jahren verschwunden. Nicht ohne Grund, da er als Hauptverdächtiger der Polizei galt, die den Politiker als ein Opfer eines Verbrechen ansah.Warum er jetzt so plötzlich und vor allem tot, und das auch noch im wahrsten Sinne des Wortes, auftaucht, gibt Rätsel auf, deren Lösung von Karens Vorgesetzter mal wieder stark sabotiert wird. Aber eins haben Val McDermid und Karen Pirie gemeinsam, nämlich die Auffassung, dass Gerechtigkeit vor der Politik kommt, ein Standpunkt der für Ann Markie, genannt der Hundekuchen, emphatisch arm und unterversorgt, nicht verständlich ist. Und hier wittert die Chefin schon wieder einen politischen Skandal, der, wenn es denn einer sein sollte, nach Möglichkeit dann zeitnah unter den Teppich geschoben werden muss. Das soll Vertrauen fördernd sein, eine Annahme, die einem logischen Menschenverstand so ziemlich entgegen laufen wird, aber Frau Markie ist anders als andere Kinder. Schon dieser Fall könnte das Buch an sich füllen, aber Val ist der Meinung, das die Leserschaft auch etwas mehr verträgt und so geht es munter weiter mit gemütlichen Gemetzeln unter der humanen Lebenserscheinung, genannt Homo Sapiens Sapiens oder auch Mensch. Das man im Nachlass der verstorbenen Schwester eine Leiche findet, die schon ein paar Jahre in dem, in der Garage geparkten, Camper liegen muss, gehört bestimmt nicht zu einem normalen Alltag. Also, wenn Ihr ein Erbe antreten wollt, dann schaut Euch vorher gründlich um. Stella Leitch hatte nicht soviel Glück und auch keinen, der sie darauf hätte vorbereiten können und schon hat DCI Pirie wieder Arbeit an der Backe. Mord verjährt nicht, niemals. Obwohl gerade die bundesdeutschen Gerichte der Nachkriegs-Ära hier einen anderen Standpunkt vertreten haben und viele NS-Verbrecher auf freien Fuß bleiben durften, wirkt Val McDermid recht konträr zur bundesdeutschen Nachkriegsjustiz, die sich in dieser Zeit vorsätzlich, und recht unverständlich gegenüber den Opfern eines brutalen Regimes, dafür einsetzte, das Mörder nicht nur amnestiert, sondern auch noch fürstlich versorgt wurden. So etwas würde für Karen Pirie und auch für Val niemals in die Tüte kommen, Mörder müssen für ihre Taten büßen, egal wie viel Wasser den Flusslauf des Tay hinunter geflossen ist. Aber dafür sind sie ja bekannt und deswegen fiebern wir in jedem Buch wieder mit. Ob es weiter gehen wird? Eine Frage, die sich jetzt drängend stellen wird. Es gibt ja nicht nur Kriminalfälle, leckere Porridge-Rezepte und humanistische Denkanstöße, wie auch klare Ansagen bei Val McDermid. Nein, nicht wirklich. Auch in Schottland ist das Corona-Virus angekommen, hat eine „neue Heimat“ gefunden und Karen Pirie bekommt den guten Rat sich schon mal mit den Waren des täglichen und nicht alltäglichen Bedarfs einzudecken, obwohl sich auch hier die Schriftstellerin erst mal entgegen stellen möchte, es ist doch nur eine Grippe. Damit rennt sie zwar bei uns offene Türen ein, aber wir haben ja kaum Möglichkeiten den Politikern unsere Meinung zu sagen, die jetzt von oben herab uns komplett durchregieren, kontrollieren, unser Vermögen von unten nach oben verschieben und, wenn wir eine andere Meinung haben als die, von weltfremden, wie auch gierigen Menschen mit zweifelhaften wissenschaftlichen Hintergrund, vorgeschriebene, uns die Meinungsfreiheit und unsere Menschenrechte nehmen wollen. Was anderes steckt ja nicht dahinter, oder habt Ihr schon mal die Doktorarbeit von Herrn Drosten gelesen? Oder irgend etwas anderes, was den Mann dazu qualifizieren könnte, ihm zu zu hören? Trotz intensiver Suche ist nichts zu finden. Nur ist unsere Meinung, auf der Höhe der Politik und deren Hintergrund, nicht von Relevanz und so muss Karen Pirie ihre Arbeit an den Nagel hängen, ihren Schreibtisch räumen und nach Hause gehen. Verbrecher jagen, Gerechtigkeit herstellen, den Menschen Hoffnung, oder auch nur Gewissheit, zu geben ist nicht mehr von Nöten in dieser Zeit. Kann man nur hoffen, das Frau McDermid hier doch noch ein Ass im Ärmel hat, aber für´s erste reicht dieses. Vor allem auch, weil der Buchtitel unsere heutige Situation so treffend charakterisiert, das das kein Zufall sein kann.
(Droemer)

ISBN 978-3-426-28268-7 492 Seiten 16,99€ (D) 17,50€ (A)

VAL MCDERMID – Das Grab im Moor – Archiv Februar 2021