BUCHCOVERREZENSION
Tutii EiskalteHoelle

THOMAS CHATWIN –

Mörder unbekannt verzogen

Wenn man sich einen Krimi reinziehen möchte, bei dem die Katze auf dem Bauch behaglich vor sich hin brummt, weil dieser sich, vor Lachen, auf und ab bewegt und der Haushaltsherrin das Gefühl einer Seereise vermitteln wird, dann kann man bei Thomas Chatwin ohne Nachdenken zugreifen. „Mörder unbekannt verzogen“ ist sein Zweitwerk im Rahmen der Dramaturgie um die Postbotin Daphne Penrose von der Royal Mail in Cornwall, im Südwesten des angelsächsischen Mutterlandes, die das Problem hat, das, wenn ein Tatbestand eines Verbrechens vorliegt, dann Chief Inspector Vincent heißt und ein unbürokratisches und vor allem auch effektives Eingreifen gerade zu herausfordert, da Herr Vincent sich durch alles Mögliche hervor hebt und auszeichnet, nur nicht durch Kompetenz. Gedanken an die deutsche Bundesregierung kommen auf. Deren Kompetenz liegt ja nun bekanntlich weit unter dem, was der Hund am Laternenpfahl anpinkelt. Ist aber ein anderes Thema. Daphne wird überfallen, mehr aus Zufall. Sie war wohl am falschen Ort zur falschen Zeit. Kurz danach findet ihr Lebensgefährte und Göttergatte Francis eine Frauenleiche, ganz in der Nähe. Jetzt ist erst mal die Polizei am Drücker und Daphne will mit ihrer Freundin Linda Ferguson zu einem Empfang, in einem botanischen Garten, bei dem es um Literatur und kleine kulinarische Leckereien gehen soll. Nur schlägt der Mörder wieder zu und sein Opfer wird der Arzt Dr. Finch. Den Gärtner kann man problemlos als Verdächtigen ausschließen. Das entsprechende gilt auch für Chief Inspector James Vincent in Punkto den Fall aufklären zu können und so müssen Daphne und Francis aktiv werden, um Licht ins Dunkle zu tragen. Was den Mörder auf den Plan ruft, der natürlich nicht enttarnt werden und straflos davon kommen möchte. Thomas Chatwin kennt und liebt Cornwall. So arbeitet er mit der Natur dieses Landstrichs in dem Daphne zu Hause ist. Auch stützt er sich auf andere Menschen dieses Teils Englands, die dort ebenfalls heimisch waren und streut so einige interessante Dinge, wie Zitate und Anekdoten mit ein, so das dieses Buch eine richtig runde Sache geworden ist, das man sich berstendem Zwerchfell zu Gemüte führen wird. Während Daphne und Francis eine Art Freizeitdetektive mimen, wird Herr Vincent für so einige amüsante Augenblicke sorgen. Trotz eines dringenden Falls, oder zwei, ist der Chief Inspector mit seinen Gedanken ganz woanders und auch sonst ist sein Auftreten irgendwie dubios. Polizei stellt man sich dann doch anders vor. Zusätzlich gibt es noch ein paar Wandertipps für Interessierte, die auf die Idee kommen könnten, nach Cornwall zu reisen, heimische Rezepte und auch interessante Ratschläge im Umgang mit anderen Menschen, wobei man lieber zwei Mal darüber nach denken sollte, ob man seinem Nachbarn ein neues Tranchierbesteck schenken möchte.
(Rowohlt)

ISBN 978-3-499-27688-0 281 Seiten (mit viel +) 10,00€ (D) 10,30€ (A)