BUCHCOVERREZENSION
Tutii EiskalteHoelle

LISA JACKSON –

Paranoid

Wenn man den Buchtitel einfach nur so liest, dann fällt einem automatisch Black Sabbath ein, die mit ihrem gleichnamigen Album von 1970 für ordentlich Furore sorgten, und das war vor fünfzig Jahren. Könnte man als musikalische Begleitung zum Lesen auswählen, da sich doch so einiges auch in Lisa Jacksons Gedankengängen wiederfinden lässt. Auch wenn man dafür etwas Fantasie braucht, aber daran mangelt es ja nicht. Und für Furore hat Frau Jackson auch sehr viel übrig. Als treuer Leser ihrer Bücher weis man das. Vor zwanzig Jahren fand ein geheimes Treffen der heimischen Jugend von Edgewater/Oregon in einer abgehalfterten Fischverarbeitungsfabrik statt. Ein harmloses, gemütliches, weil vorgetäuschtes, Gemetzel mit Spielzeugwaffen sollte es werden, nur endete es für den Halbbruder der damals siebzehnjährigen Rachel, Luke, tödlich. Ausgerechnet sie selbst soll die verheerenden Schüsse abgegeben haben. Das Gericht spricht sie jedoch frei, aufgrund ungeklärter Momente und von Zeugenaussagen zugunsten Rachels Unschuld. Die Mordwaffe ist verschwunden. Ein kleiner Fakt, der zwar Fragen aufwirft, aber derzeit nicht wirklich von Bedeutung zu sein scheint, da man keine weitere Spur hat, die man verfolgen könnte. Schon etwas komisch, da die Waffe eine Verbindung zu seinem Besitzer darstellen müsste, was aber für das damalige Gericht jedoch nicht von Bedeutung zu sein schien. Nach zwanzig Jahren ist Rachel immer noch traumatisiert, ihre Ehe geht den Bach runter und sagen wir mal so, an einem Ort zu bleiben, der so viele schlechte Erinnerungen birgt, war wohl eine ganz blöde Idee. Vielleicht hatte Rachel hier einen Spruch von Szusa Banks im Hinterstübchen, die sagte, dass sie die hellen Tage behalten möchte und die dunklen doch lieber vergisst. Da Lisa Jackson das in diesem Sinne eingefädelt hat, hatte Rachel nicht wirklich viele Alternativen für eine Auswahl von Wohnorten und steht jetzt vor den Trümmern ihrer Existenz, auf denen noch andere Gestalten genüsslich neue Geschichten auf die Bahn bringen wollen. Ihre ehemaligen Klassenkameraden sind in dieser Hinsicht nicht gerade zart besaitet oder tefal-beschichtet oder beides und Rachels Dilemma geht denen sonst wo vorbei. Und ihre Kinder sind auch nicht von schlechten Eltern. Aber eins nach dem anderen. Zumindest kann Reno etwas Trost spenden. Aus dem abgemagerten Hundewelpen ist eine Fellkugel geworden, die die Restfamilie, ohne Ehemann Cade, doch noch zusammenhält. Zum zwanzigsten Jahrestag des Unglück lassen sich jedoch einige Leute etwas Besonderes einfallen. Die Zeitung von Mercedes will den Fall jetzt neu beleuchten, Lila will ein Treffen der ehemaligen Highschool-Gang und jeder, der etwas in Edgewater auf sich hält, stochert in dem alten Fall herum, der bis heute noch nicht aufgeklärt ist. Als Krönung des ganzen werden zwei ehemalige Mitschülerinnen brutal ermordet, die damals zugunsten von Rachel ausgesagt hatten. Lisa Jackson hat mit leuchtender Farbe ein Fadenkreuz auf Rachels Körper angebracht, das so grell erscheint, das man schon vom bloßen Hinschauen blind wird. Aber, zufälliger Weise, ist der Ex-Ehemann von Rachel ein Ordnungshüter und Cade will seinen Job, trotz Trennung von Bett, Küchentisch und Familie, gut machen. Er ist zwar nicht direkt zuständig, weil offiziell befangen, wird aber trotzdem integriert in die Ermittlungen, die in alle Richtungen ausgeweitet werden. Nur hat der zwanzigste Jahrestag der Tragödie so manche Überraschung auf Lager, so das so manch anderer auch mit einem Fadenkreuz geadelt wird und dabei gilt Edgewater eigentlich als eine kleine, ruhige, mehr oder weniger kriminalitätsfreie Stadt. Das hat sich ab sofort geändert. Wenn Ihr also das nächste mal Urlaub machen wollt, dann bleibt bei dem Buch und meidet Oregons Kleinstädte.
(Knaur)

ISBN 978-3-426-22720-6 559 Seiten (+Anhang) 14,99€ (D) 15,50€ (A)

LISA JACKSON – Dunkle Bestie – Archiv August 2018