BUCHCOVER | REZENSION |
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LUCIA DE LA VEGA –Comisaria Fiol und der Tote auf der HochzeitWas macht ein Toter auf einer Hochzeit. Eigentlich hat der dort doch gar nichts zu suchen. Das ist eine gute Frage. Beantworten kann sie erst mal damit, das er ein geladener Gast war, als er noch lebte. Das hat sich die Romanfigur wohl etwas anders gedacht. Schön amüsieren auf einer Hochzeit, ein bisschen picheln, flirten und danach mit den Tantiemen sich aus dem Staub machen, so war der Plan, den Lucia de la Vega allerdings fröhlich durchkreuzt. Und so liegt Markus Henning tot im Badezimmer eines kleinen Gästehauses auf der Finca einer der einflussreichsten Familie Mallorcas, erschossen mit einem Jagdgewehr und muss sich von seinen Träumen verabschieden. Marie, die, nach ihrer Vergewaltigung in Hamburg, vor drei Jahren mit ihrem Mann Andreas auf die Baleareninsel gezogen ist und ein neues Leben anfangen wollte, muss sich immer noch mit ihren Alpträumen herumschlagen, aber sie ist immer noch Polizistin im Geiste. Und so wird sie von Comisaria Silvia Fiol reaktiviert und in die nun beginnenden Ermittlungen integriert, gegen den Widerstand ihrer vorgesetzten Stelle. Recht schnell wird klar, das die Schwiegereltern der Braut nicht wirklich mit der Hochzeit einverstanden sind, da sie eine Deutsche ist und ihr Sohn ein Kind der Balearen, speziell Mallorcas. Dazu kommt, das der Tote auf der Hochzeit, vor seinem gewaltsamen Ableben, mit ihrer Tochter flirtete und das ist für die Oberhäupter der Familie Adrover ein richtig rotes Tuch. Einen Sohn haben sie ja nun per Heirat an eine Ausländerin „verloren“, also kein rein balearischer Stammbaum mehr. Und jetzt noch ein Techtelmechtel ihrer Tochter mit dem Bruder der Braut. Ein Mordmotiv? Nun ja, man liegt ja schon relativ nah, aber der Blick geht doch erst mal in eine andere Richtung, immerhin will Lucia ihre Protagonisten beschäftigen, außer Markus natürlich, der jetzt einsam im Leichenschauhaus herumlungert und seinen Lohn vor Frust in den Spielautomaten steckt. Während nun alle noch Lebenden sich Gedanken machen und die Exekutive nach Spuren sucht, braut sich über Andreas, Marias Mann, ein finsteres Unwetter zusammen. Vor einiger Zeit hatte er ein One-Night-Stand. Er war sexuell frustriert, da seine Frau, nach ihrer Vergewaltigung ganz andere Sorgen und Nöte hatte, als mit ihrem Mann zu schlafen. Und diese Frau macht sich jetzt auf den Weg, sich in die Ehe von Andreas und Marie zu drängen, da sie der Meinung ist, das die Hamburgerin ihren Mann nicht verdient hat, nur sie die Erfüllung für Andreas ist und voraus setzt, das dieser auch ihre Ansicht teilt. Obwohl Andreas sich dagegen sträubt, wie ein frustrierter Kater, lässt Sandra keine andere Agenda zu, die, die sie, in ihrem Wahn, sich ausgedacht hat. Und so hat Marie nicht nur einen Mordfall, sondern auch eine neue Ehekrise und diese wirkt sich, natürlich auch auf ihre Umwelt aus. Comisaria Fiol ist ganz froh noch solo zu sein und kann, im Gegensatz zu Marie noch unbeschwert ermitteln, während Marie jetzt von Sandra bedrängt wird, die ihr offenbart, das sie Wissen über deren Vergewaltigung hat. Lucia de la Vega schreibt recht zügig, mit Mallorca als lokal kolorierten Hintergrund und zeigt die Abgründe so manchen menschlichen, oder besser doch inhumanen, Denkweisen, denen alles andere egal ist, Hauptsache, deren Ansichten bleiben unangetastet und die Sicht nach außen bleibt ungetrübt. Wo sie im ersten Teil aufgehört, oder unterbrochen, hat, macht sie im zweiten Teil nahtlos weiter. Da kann man sich schon auf einen dritten freuen. ISBN 978-3-426-52596-8 239 Seiten 9,99€ (D) 10,30€ (A) LUCIA DE LA VEGA – Tod im Tramuntana-Gebirge - Archiv April 2020 |