BUCHCOVER | REZENSION |
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DIANA WYNNE JONES –Fauler ZauberTouristenalarm in der Fantasywelt Derkholm. Irgendwann mal als Reiseziel für Erholungssuchende erkoren, hat sich dieser Reisetourismus für die Derkholmer zu einem Alptraum entwickelt. Mr. Chesney, Initiator und Veranstalter dieser Massenbeurlaubungen, lässt sich Jahr für Jahr etwas neues einfallen, um seine zahlende Kundschaft bei Reiselaune zu halten, auf das sie ihm einen ordentlichen Batzen Geld ins Säckel spülen werden. Rücksicht auf das Reiseland und deren Bewohner? Gerät maximal ins Hintertreffen. Die Derkholmer müssen Schlachten schlagen, sich ausrauben lassen und dem internationalen Tourismus zu spektakulären Höhepunkten verhelfen, so steht es im Vertrag, den man in rauer Vorzeit mal geschlossen hatte und dessen Unklarheiten jetzt von Mr. Chesney genüsslich ausgenutzt werden, wobei er sich auch noch dämonischer Hilfe versichert, damit man wirklich jeden Punkt dreimal umdrehen kann. Diana Wynne Jones startet ein Feuerwerk von einem Roman, hier kann man, als Leser, mal wieder richtig lachen, auch wenn alle anderen beteiligten Personen selbiges wohl vergangen ist. Dieses Jahr ist man sich jedoch in Derkholm einig, es muss etwas passieren. Diese Situation muss geändert werden. Kollektiv, von der kleinsten Elfe bis zum größten Drachen, haben alle die Schnauze gestrichen voll, von Mr. Chesneys Schmierentheater al´a Massentourismus, der Derkholm systematisch ausplündert. Diesem wahren Volksbegehren können sich auch die Mitglieder des eilends gebildeten Krisenkomitees der Universität nicht verschließen und so werden weitreichende Beschlüsse ins Auge gefasst, dem Treiben ein gehörntes Ende zu setzen. Hat aber das Problem, dass Mr. Chesney juristisch überproportional aufgestellt ist, einen Pakt mit dem Teufel hat, aber das kennen wir ja zur Genüge aus unserer heutigen Welt, wo vor den Gerichten die Anwälte ganze Gerichtsverfahren in Serien zelebrieren. Die Wahl des Derkholmer Robin Hood fällt auf den Zauberer Derk, der jetzt den Dunklen Fürsten mimen soll, der, am Ende der Reiseroute von den Massentouristen abgeschlachtet und in die höllischen Dimensionen verbannt werden soll. Seine eigenen Pläne muss er jetzt auf Eis legen, nichts mit neuen Greifen-Kindern oder Nixen-Töchtern im erweiterten Kreis der Familie, keine neuen Kreationen, die Darwins Abstammungslehre in den Schatten stellen würden. Außerdem plagen ihn familiäre und finanzielle Probleme. Eigentlich ist er pleite, woran auch der Massen-Hysterie-Tourismus nicht ganz unschuldig ist. Ein Plan muss her und das möglichst zeitnah. Sonst kann er seine Zaubererkutte, samt seiner Existenz an den Nagel hängen. Und Darwin die Nase zu drehen fällt dann, wirkungsvoll, aus. Nun ja, seine Familie besteht aus mehreren Greifen, und die können auch recht mutig sein, wenn man die Abwesenheit von Verstand für Courage hält. Eine Raubkatze mit einem Vogelkopf zu sein, heißt nicht zwangsläufig, alle Vorteile beider Spezies nutzen zu können, von knallhart recherchierten und dann, strategisch notwendig umzusetzender Maßnahmen koordinieren zu können, ganz zu schweigen. Und auch so ein Greif muss mit der Gravitation kämpfen, wenn man bei so gewissen Leckerli niemals nein sagen konnte. Eins kann man sagen, auch wenn Diana Wynne Jones auf Fantasy-Literatur setzt, sie schreibt doch hautnah am Leben. Und, nebenbei, hat sie ein Herz für alle benachteiligten Kreaturen, ob Drachen, die durch Mr. Chesneys Massendurchschleusung von Touristen ihr Gold opfern müssen oder Menschen, die aufgrund der Reisehysterie des vorgenannten Geldgeiers ihre Felder nicht bestellen können, Zauberer, die keine Zeit mehr haben werden, sich Darwins Evolutionstheorie entgegen zu stemmen, oder auch genannte Greife, die in ihrem Lernprozess doch noch weit in den Kinderschuhen stecken. Fantasy? Diana Wynne Jones hat die Rundum-Wohlfühlversorgung. |