BUCHCOVER | REZENSION |
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NICOLA MOSTYN –Total verschossen – Immer Ärger mit dem LiebesgottFrida ist Scheidungsanwältin. Auch ein Beruf. Eigentlich berät sie Ehepartner, oder zumindest eine Seite davon, wie man am besten aus dem Schlammassel, was ein JA-Wort vor dem Standesamt angerichtet hat, dann doch wieder herauskommt und zwar nicht mit Verlusten, sondern noch einem satten Gewinn erzielen könnte, der den ehemaligen Partner dann aussehen lässt, wie eine waidwunde Gazelle vor einem Rudel jagender Löwinnen. Und sie ist gut in ihrem Job. Keine Frage. Ihre Auftragsbücher sind voll. Selbst wenn ein Klient abspringen sollte, am Hungertuch muss sie nicht nagen. Und sie bekommt ein Vorstellungsgespräch beim größten Unternehmen, das sich im Bewußtsein der Menschen etabliert hat. „Neo-Star“ braucht einen neuen Juristen. Das könnte ein weiterer guter Pluspunkt in den Akten ihrer Kanzelei werden, die sich sowieso schon von Null auf Hundert gepickt hat, aber zusätzliche positive Geschäftsverbindungen schaden doch nur den Leuten, die sie nicht haben. So denkt sich das Frida McKenzie auch. Montag morgens ist zwar nicht ihre wirkliche Zeit für eine ausgiebige Kreativitätsphase, aber wer hat die schon, nach einem viel zu kurzen Wochenende. Nicola Mostyn packt den Lacher aus. Debut? Das ist doch sehr gut gelungen. Bevor Frida sich jetzt in die Zentrale von „Neo-Star“ aufmacht, bekommt sie Besuch von einem ziemlich durchgeknallt herüberkommenden Individuum. Dan... er ist das neue Orakel von Delphi, oder doch mehr die moderne Version davon, in unserem Industrie- und Netzwerkzeitalter. Und der versucht, sie zu warnen. Die Weltfirma soll nicht das sein, was sie nach aussen hin darstellt. Und Frida aber auch nicht. Laut ihrem Lebenslauf ist sie ein ganz normaler Mensch, der sich seinen täglichen Routinen stellen möchte, ganz klar, um etwas Geld zu verdienen. Ist sie aber nicht. Weitläufig ist sie mit einigen Gestalten aus dem griechischen Olymp verwandt und soll jetzt die Welt retten, vor den Machenschaften des Bruders des Gottes der Liebe. Eros hat einen sehr missgelaunten Bruder, der immer Schatten seiner Verwandschaft stand, jetzt nach Anerkennung und Rache lechzt. Sich nachhaltig in die Bewußtsein der Menschen geschlichen, seine Anverwandten im Olymp mit einem raffinierten Schachzug vom Brett des Lebens abgeschnitten und einen ziemlich perfiden Plan ersonnen hat, die Menschheit, als solche, zu vernichten. Nicola Mostyn gibt Unterricht in Sachen griechischer Mythologie. Mit so einem starken Vorschub an Humor, da könnten die Coronaregeln doch etwas drunter leiden, weil die Maske dann doch nicht da bleiben möchte, wo sie sein soll, sondern unkontrollierten Heiterkeitsanfällen geschuldet, immer wieder mal verrutschen könnte. Und das wird bei so einigen Blockwart- oder „Untertanen“-Nachahmern keine Toleranz und auch keine weitsichtige Nachsicht erzeugen. Von Anzeigen und Fotografieren war schon mal die Rede, auch wenn diese Pappnasen es immer noch nicht mitbekommen haben, warum man sich wie ein liebestolles Pony das Buch vor die Stirn hauen möchte. Da hätte ein Thomas Mann doch mehr Verständnis gehabt. Bei allem Respekt vor einigen Dingen, ...wenn man das sagt, hat man immer vor, respektlos zu sein! (Und dazu stehen wir!)..., trotz Corona und dem, was man uns vorschwafeln will, lasst die Kirche im Dorf. Es ist ein Virus, ganz klar. Aber das lässt sich doch nicht bekämpfen, in dem man Menschen einsperrt oder Maulkörbe verordnet. Viren sind ein unverzichtbarer Teil unseres Lebens. Schon länger da, als wir. Man kann sie aber in eine Stellung bringen, wo sie uns nicht schaden werden. Mit einer gesundheitsbewußten Lebensweise. Sport, viel frischer Luft und, ganz klar, mit viel Lachen. Stellt Euch doch mal so eine Virenkolonie vor, wo man sich gegenseitig auf die Bäuche hauen wird, weil man gemeinsam in den Seiten blättert. Da hätte man doch anderes zu tun. Nicola Mostyn sieht das genau so und deswegen ist ihr Buch auch nicht gefeit, vor Heiterkeiten aller Art. Frida, Scheidungsanwältin im bürgerlichem Leben, hat nicht nur eine, sondern mehrere, Begegnung mit dem Orakel von Delphi, und sieht sich plötzlich auch noch in verwandtschaftlichen Beziehungen zum griechischen Olymp hineingezogen, von denen sie nichts ahnte. Sie ist zwar trotzdem sterblich geboren, aber so einige Götter sollten sie jetzt zu Weihnachten einladen, weil der Grad der Verwandtschaft doch etwas enger sein wird. Die Herren und Damen des antiken Götterberges waren da ja doch etwas aktiver, in Sachen von Fortpflanzung mit sterblichen Individuen und so einige Gestalten, die aus dieser Mythologie erwuchsen, sind ja auch heute noch gut am Werke. Perseus, alias Percy Jackson, wäre einer. Aber der ist ja mit Poseidon verbandelt. Frida hat leider nicht den Zugang zu den großen Drei. Zeus, Poseidon und Hades, die ihren Vater Kronos zu Kuskus verarbeitet und dann den Tartaros als ein antikes „Abu Greib“ für die Titanen erichtetet hatten, haben mehr so den Großvatereffekt und sehen sich jetzt nicht in der Lage, hier einzugreifen. Sie muss jetzt auf dem kleinen Startplatz hocken und hoffen, das Aphrodite und Mars ihrem Sohn Eros etwas mehr Startkapital geben können, gegen den olympischen Abwasserskandal vorgehen zu können. Was Wunschdenken ist. Anteros, Eros Brüderlein, hat gut vorgearbeitet und alle gesellschaftlichen Größen des griechischen Olymps richtig verschaukelt. Und auch noch einen Pfeil aus Eros liebestechnischen Arsenals geklaut, der jetzt richtig wichtig wird, zur Rettung der Menschheit. Nicola Mostyn hat den Humor gepachtet und auch richtig zur Geltung gebracht, da leckt man doch alle Finger zum Umblättern. Reichen Eure nicht aus, dann nehmt die Eurer Nachbarn doch mit. |