BUCHCOVER | REZENSION |
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DR. SABINE FITZEK –VerratSchon Gaius Julius Caesar wußte, die Menschen glauben, was sie wünschen. Und der war der erste römische Kaiser. Ein gewiefter Politiker wurde er aber erst später. Vorher war er nur ein Feldherr, der eigentlich fast schon in Ungnade gefallen war. Aus dieser Zeit stammt auch sein Gedankengang. Der römischen „Demokratie“, die schon so dekadent war, dass es nicht mehr weitergehen konnte, den Todesstoss zu versetzen, war dann sein Lebensziel. Am Rubikon fielen die Würfel für Gaius. Der Revoluzzer machte ernst. Noch meinte er das auch so. Und Albert Einstein war noch zu weit entfernt, um sagen zu können, dass Gott nicht würfelt. Wird Caesar sowieso nicht gekümmert haben. Die Auswahl im römischen Capitol, wo ja viele Götter viele Sachen machen konnten, ohne Rechenschaft ablegen zu müssen, hat ja vielen viele Möglichkeiten geboten. Das erinnert einen doch an unsere heutigen Politiker und Lobbyisten. Sabine Fitzek schlägt genau in diese Kerbe. Mit Gesundheit oder/und Krankheit Geld zu verdienen, ein solches System ist doch einfach nur krank. Die Gesundheit der Mitmenschen sollte doch das größte Kapital sein, das man haben kann. Frau Dr. Fitzek war hier jahrelang unterwegs und hat viel gesehen, wie mit unserer Gesundheit nur noch kommerzieller Schindluder getrieben wird. Davon schreibt sie sich auch mal den Frust von der Seele. Hammerhart und stark geschrieben, wird sich „Verrat“ in so einige Gehirnwindungen einbrennen und sich auch nicht mehr löschen lassen. Wie Heuschrecken über unser Gesundheitssystem hergefallen sind, nur um Profit zu machen. Das kann doch keine Demokratie mehr sein, egal was unsere Volksvertreter uns vorschwafeln wollen. Die meisten haben doch selbst Dreck im Keller, den man sich dann aber richtig schön reden möchte. Frau Fitzek will das nicht unterstützen und sagt glasklar aus, so geht das garnicht. In ihrem Roman sind alle Figuren zwar fiktiv, aber, irgendwie ist sie näher am Geschehen dran, als wenn sie wirklich Ross und Reiter beim Namen nennen würde. Es steht Kriminalroman drauf, auf dem Cover. Muss man nicht so sehen. Eigentlich sollte man hier sagen, Politthriller. Hochbrisant und informativ. Eins kann man Frau Dr. Fitzek sofort auf die Fahne schreiben, trotz aller schwarzen Schafe und Lobbyistenfreunde mit Bestechungshintergrund, die gerne unser Leben bestimmen wollen. Arzt ist einer der schönsten Berufe dieser Welt. Für sie ist der Eid des Hippokrates heute noch genauso aktuell, wie zu der Zeit, als der große Meister seine Richtlinien konkret an seine Schüler weitergab und das war doch weit vor der Zeit der Caesaren, die diese Philosophie aber immer hochgehalten hatten. Sie waren auch nicht die einzigen. Jahrhundertelang hat man sich immer daran orientiert, was Hippokrates vor über 2000 Jahren weitergeben wollte. Warum man heute das Erbe dieses großen und genialen Denkers dubiosen marktwirtschaftlichen „Interessen“ unterordnen wird, kann doch für keinen normalen Menschen mehr verständlich oder/und nachvollziehbar sein. Für Sabine Fitzek, selbst engangierte Ärztin, erst recht nicht. Dementsprechend gestaltet sich ihr Werk auch recht farbenfroh vor den Augen ihrer Leser. Das diese Heuschrecken, die alles und jeden abgrasen, im Namen des Profites, vor nichts zurückschrecken werden, kommt ganz klar zum Ausdruck. Sicher nicht vor den Augen der Tagespolitik, aber immer präsent. Hauptkommissar beim LKA in Berlin, Mathias Kammowski hat so einen Fall jetzt am Revers. Der Geschäftsführer einer großen Klinikkette wird tot in seinem Hotelzimmer aufgefunden und da geht der Schlammassel schon richtig los. Wirkliche Ansatzpunkte gibt es nicht. Und alles was dann so drumherum passiert, ist dann auch nicht wirklich hilfreich eine Indizienkette in die Welt zu stellen, mit der die Ermittler arbeiten könnten. Während der Leser ja schon einige Fakten, wenn auch keine Namen oder verdächtige Personen kennt, tappen die Herrschaften vom LKA noch im Nebel herum und kratzen sich im Nacken, wie was zusammenpassen könnte. Und Frau Dr. Fitzek ist, natürlich jetzt im Rahmen für die Spannung des Lesers, auch nicht gerade die Aufklärungsgöttin gegenüber ihrem Ermittlerteam. Die müssen sich jede noch so kleine Information aus allen möglichen Nasen, Mülleimern oder auch Hundeschnauzen ziehen, die jetzt den Weg der polizeilichen Ermittlung kreuzen. Fakt ist, das Kai Steinkopf eine Heuschrecke und auch maßgeblich an der Ruinierung so mancher Krankenhäuser beteiligt war, die man dann, für Umme, an einen großen Konzern zur Auffrischungkur für die Marktwirtschaft weiterverscherbelt hat. Was nichts weiter hies, alle Leute, die die Gesundheit der ihnen anvertrauten Menschen nicht mit Zahlen messen wollen und können, weil es ja nicht geht, wurden komplett gedisst. „Matze“ Kammowski kann sich hautnah davon selbst überzeugen. Seine Mutter ist ein Pflegefall und marktwirtschaftlichen Maßnahmen, die jetzt greifen sollen, kümmern sich nicht um Sohn-Mutter-Gefühle. Hier geht es nicht mehr um Hilfe für bedürftige Menschen, nur noch um Geld. Als seine Jugendfreundin Christine von Hehn plötzlich auftaucht, geht seine Welt völlig unter. Die engagierte Journalistin hatte schon vor Jahren Witterung aufgenommen und als deren Mann, ein Arzt, angeblich Suizid begangen haben soll, hat sie diese Nachforschungen forciert. Thomas Franke war zwar lasziv depressiv, und das kann kein leichtes Leben gewesen sein, nur wenn man an etwas knabbert, dann will man auch Ergebnisse sehen, dann bringt man sich nicht selbst um. Schön, das der Leser das weiß, während in den „offiziellen“ Akten immer noch Selbsttötung steht. Ein Update, das ein ganz anderes Licht darauf werfen würde, lässt auf sich warten. Die furchtlose Staatsanwaltschaft will lieber einknicken, wenn das Konglomerat aus Politik und gehobenen Verbrechen sowohl Zepter als auch den Reichsapfel schwingt. Nach Wahrheit sucht man dann doch lieber nicht? Wenn das „nur“ der Auftakt war, Leute, was wird dann noch kommen. Guter Tipp, behaltet Frau Dr. Sabine Fitzek im Auge, wir hier werden das in jedem Fall tun. ISBN 978-3-426-52448-0 360 Seiten 9,99€ (D) 10,30€ (A) JOHANNES K. SOYENER – Das Pharmakomplott – Archiv Okt. 2013 |