BUCHCOVERREZENSION
Tutii EiskalteHoelle

CATALINA FERRERA –

Spanischer Feuerlauf

In Japan war es mal gang und gebe, dass man mit den Texten der Industriellmetalband „Rammstein“ die deutsche Sprache lehren wollte. Ist etwas in die Hose gegangen. Hätte man doch besser „Ost+Front“ genommen, die in Russland doch mehr Erfolg mit dem vermitteln deutschsprachiger Texte hatten. In Spanien wird es genauso auch zu einer Katastrophe gekommen sein, da Alex Diaz, der Schwager von Karl Lindberg, mithilfe der Musik von den „Toten Hosen“ und den „Ärzten“ versuchte, die Muttersprache seines angeheirateten Familienmitglieds zu erlernen. Sein Sprachwortschatz der teutonischen verbalen Kommunikation ist, in bestimmten Situationen, die eigentlich mehr Feingefühl erforderlich machen könnten, doch eher grauenhaft. Der „Flieger“, ehemaliger Kommissar einer Berliner Mordkommission, in Pankow!, jetzt im Angestelltenverhältnis, und als erster Nichtkatalane, Fachbegriff Desconegut, bei der Mossos d´Escuadra ist wieder da. Und es geht, ohne Verzögerungen auch sofort in die Vollen. Catalina Ferrera hält sich lange mit Vorreden auf. Und dabei stört es sie auch nicht, das Karls Frau Alba hochschwanger ist, so einige Teenager und Zivilisten jetzt Zeugen werden, was die „Zwei“ aus Barcelona als einen neuen Fall serviert bekommen. Eine tote Frau fällt, buchstäblich, vom Himmel. Mitten in die Feierlichkeiten vom Correfoc. Die Traditionen zu diesem Volksfest gibt es im Anhang, genauso wie die Feststellung für die Begeisterung dafür von der Autorin. Wird unseren zwei Schwagern nicht wirklich viel nutzen. Wenn man, wortgenau interpretiert, eine Leiche vor die Füße geworfen bekommt, dann hat man doch mehr andere Fragen. Eins muss man dazu anmerken, wenn man als Deutscher, oder auch Ire, Karl hat ja beides im Lebenslauf, nach Spanien zieht, dann muss man auf Sauerteigbrot verzichten. Man kennt dort unten zwar viele Speisen, aber Sauerteig? Dabei ist es bei Weißweinsosse angeraten, doch lieber Weißbrot zum ditschen zu nehmen. Ist aber auch mehr ein Problem am Rande. Viel schlimmer wäre, für die ehemaligen Nachbarn von Karl, die Abwesenheit von Berliner Pilsener. Jetzt müssen die beiden Mossos erstmal die Identität der toten Frau eruieren und da geht es schon mysteriös los. Die Frau war verheiratet, hatte zwei Kinder und verschwindet, spurlos, vor mehreren Jahren. Gestorben kann sie aber erst vor kurzem sein, genauer gesagt, sie wurde acht Jahre nach ihrem letzten Verschwinden ermordet. Wie der Zufall es so will, war die heutige Vorgesetzte, „Jefa“ Maria Arbol damals mit diesem Fall betraut. Das der nach acht Jahren wieder in den Vordergrund tritt, hätte sie nie gedacht. Um so mehr macht sie jetzt Feuer unter den Hintern der Schwager Karl und Alex, die sich jetzt in den Bergen der Pyrenäen wiederfinden, weil sich dort ein Ermittlungsansatz ergibt. Ist nicht leicht, sich dort durchzuarbeiten, aber das ist Catalina Ferrera egal, ihre Figuren haben nun mal dort anzutanzen, wo sie gebraucht werden. Stadtmenschen in der Wildnis und nicht als Tourist unterwegs, sondern als unerschrockene Kämpfer für das Recht. Und hier kann man recht deutlich sehen, wie der Zahn der Zeit an unserer Gesellschaft nagt und Gegensätze aufzeigt, die man im Alltag nicht bemerkt. Schon etwas komisch, wenn in den Pyrenäen Kiefern stehen, die keine Aufladestation für ein Handy haben. Wird man als Städter jetzt kopfschüttelnd feststellen müssen. Catalina Ferrera, alias Eva Siegmund, kann wieder voll begeistern. Als Leser kann man sich, von irre grinsend bis kirre kichernd, durch ihre Seiten schmuggeln und, nebenbei, gibt es noch, mehr oder weniger, im Sinne des Verzehrenden, auch noch gesunde Hinweise auf spanische Ernährungs- und Lebensweisen. Die Frau hats richtig drauf zu schreiben und dieser Fall für Karl Lindberg und Alex Diaz ist doch sehr bizarr, vor allem auch deswegen, weil das zum Anfang irgendwie komisch aussieht und sich dann in eine völlig andere Richtung entwickelt. Schon Marcus Tullius Cicero wußte, einem Haus eine Bibliothek hinzuzufügen, heißt dem Haus eine Seele zu geben. Der Mann lebte im antiken Rom, noch vor dem Beginn der christlichen Zeitrechnung, und war einer der federführenden Menschen seiner Zeit. Und einer der bedeutensten Philosophen ist er heute noch. Für ein Bibliothek braucht man Bücher... und dieses hier kann man problemlos hinzufügen.
(Droemer)

ISBN 978-3-426-30737-3 305 Seiten (+ Kochbuch) 9,99€ (D) 10,30€ (A)

CATALINA FERRERA – Spanischer Totentanz – Archiv April 2019 (TIPP)