BUCHCOVER | REZENSION |
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SARAH BAILEY –Into the nightGemma Woodstock ist etwas durch den Wind. Nach ihrer Trennung vom Lebensabschnittsgefährten, der auch das Sorgerecht für ihren gemeinsamen Sohn Ben hat, ist sie nach Melbourne übergesiedelt und kommt, derzeit, nicht so wirklich mit ihrem Leben klar. One-Nigth-Stands, alkoholische Abstürze und alltägliche Depressionen begleiten sie, wie Fliegen eine Tierherde. Der einzige Lichtblick ist Frodo, der Goldfisch. Damit die gute Frau aus ihrem Trauma wieder heraus kommen kann, muss Sarah Bailey ziemliche Geschütze auffahren. Zwei rätselhafte Todesfälle, ein alter Obdachloser und ein Partygirl, stehen auf der Tagesordnung und schon bald gesellt sich ein Dritter hinzu, der die anderen beiden schnell in den Schatten stellen wird. Ein bekannter Schauspieler wird bei Dreharbeiten vor laufender Kamera erstochen. Ganz klar, dieser Fall hat jetzt Priorität. Da müssen ein alter „Penner“ und eine kleine „Hure“ eben mal ganz schnell zurücktreten, von den Angehörigen und Freunden der Opfer ganz zu schweigen. Dafür beherrscht der Promimord jetzt alle Schlagzeilen und die Polizei, warum sollte das in anderen Ländern auch anders sein als bei uns, ist natürlich viel zu langsam. Vor allem auch, weil ja alles ganz genau aufgezeichnet wurde. Wo also ist das Problem. Sterling Wade wurde während eines Drehs ermordet, also nehmt Euch den Film vor, so die gängige Meinung. Auf diese Idee sind die Ermittler jedoch auch selbst gekommen, aber das sollte ein Zombiegig werden. Bis auf den Hauptdarsteller waren alle Komparsen maskiert und geschminkt. Das sollte mittlerweile jeder wissen, trotzdem wird Druck gemacht. Wade war so etwas wie eine lokale Größe und wollte schon nach Hollywood schielen. Bis ihm der Messerstecher ihm einen Strich durch die Rechnung machte. Melbournes Polizei ist zwar weise, aber auch wieder nicht allwissend und da stehen sie nicht allein auf dieser Welt, das ist überall so. Und die Fülle der Spuren, die sich plötzlich ergeben, machen die Wahrheitsfindung nicht einfacher. Gemma Woodstocks Magen wird der Abwechslung halber jetzt nicht mit alkoholschen Leckereien malträtiert, sondern mit Kaffee. Und Nick Fleet ist auch nicht gerade ein Traumpartner im Polizeialltag. Der nähere Umgang Sterling Wades wird richtig interessant. Freundin, oder doch schon Verlobte, gleichzeitig jedoch noch einen gleichgeschlechtlichen Partner und eine amerikanische Kollegin, mit der der Schauspieler eine heiße Affäre haben soll, dazu einen eigenwilligen, jähzornigen Regisseur und Geschwister, die nicht gut auf ihn zu sprechen sind, obwohl man ja nicht schlecht über Tote reden sollte. Und alle beschuldigen sich gegenseitig, labbern unzusammenhängend oder schweigen auch bedeutungsvoll. Das ergibt einen Wust von Theorien. Nebenbei laufen aber auch noch die Ermittlungen an den anderen zwei Morden, wenn auch eher schleppend. Deshalb hat Gemma auch ein schlechtes Gewissen, ohne zu ahnen, wie nah sie eigentlich der Aufklärung des Mordes an dem Callgirl drane ist. Was einem wieder sagt, der Schein trügt manchmal ganz gewaltig, wenn man nicht genauer hinschaut oder die alltäglichen Dinge als gegeben hin nimmt und nicht hinterfragt. Sarah Bailey hat so manche Überraschung parat und Humor hat sie auch. Sollte man sich nicht entgehen lassen. Sagt übrigens auch Douglas Preston und der sollte es ja hautnah wissen. ISBN 978-3-570-10376-0 473 Seiten 15,00€ (D) 15,50€ (A) |