BUCHCOVER | REZENSION |
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THØMAS ENGSTRÖM –West of libertyMarokko. Im Fadenkreuz des Terrors. Und ein Schwede auf Abwegen? Vielleicht ein bisschen. Andererseits kann man sich auch lebhaft vorstellen, dass sich Thomas Engström in Berlin pudelwohl fühlt, wo seine Geschichte um Ludwig Licht, zwar nicht wirklich, Marrakesch war vorher, ihren Anfang nimmt. Mit so gewissen Wahrheiten, denen man auch problemlos folgen kann, wird und auch will, entpuppt sich das Nordlicht als ein kleiner Scherze-Macher. Humor hat er, da gibt es keine Frage. Und mitten im Leben steht er auch, was so kleine und gut gemeinte Ratschläge, gerade an seine Hauptperson gerichtet, durchaus bestätigen können. Ein Verstehen der Natur wird noch mit eingebunden und schon kann man sich daran erfreuen, dass Thomas ein Verfechter von fröhlichen Metaphern ist, die einem, als Leser, so einige Grinsen und Grimassen ins Gesicht produzieren werden. Ludwig Licht ist eine Figur, die so manche Fragen aufwerfen wird, aber dafür ist das Leben ja da, solche in den Raum zu stellen. Erst Grenzsoldat im Grundwehrdienst der DDR, dann zur Stasitruppe gestoßen. Nur hasst er das politische System des jetzt praktizierten, auch real existierenden genannten, Sozialismus und, fast gleichzeitig, wird er Agent für die CIA. Karriere stellt man sich doch, vielleicht, etwas anders vor. Solange die Mauer in Berlin stand, konnte er nicht arbeitslos werden, weder von der einen, noch von der anderen Seite gesehen. Die Risiken von damals hat er überstanden. Klar, sonst könnte er heute nicht durch die Zeilen von Thomas geistern. Der „Fast-Dreißigjährige Mauer-Krieg“, von Ulbricht zwar nicht wirklich angezettelt, aber konsequent geführt, ist schon lange vorbei. Walter hat zumindest, für Philatelie-Freunde als Erbe sozusagen, sein Konterfei auf einem kompletten Briefmarkensatz hinterlassen. Für Ludwig ein Ziel? Eher nicht. Der neudeutsche Traum von einer Wiedervereinigung auf Augenhöhe hat sich gerade in Luft aufgelöst. Die Bonner Politikerriege hat die ostdeutschen „Familienangehörigen“, die Brüder und Schwestern, in ihre Schranken verwiesen. Heute hat Ludwig zwar einen englischen Geländewagen mit deutschem Motor, dessen Reparaturkosten ihn auffressen und Schulden bei einem sehr zwielichtigem Typen, der aus Moldawien kommt. Sein Familienleben ist, so ganz nebenbei, den Bach runtergegangen. Dazu zwei Gourmettempel, vom „Freund CIA“ auch bezahlt, aber die schlagen sich mehr schlecht als recht durch die Geschäfte und die Behörden stehen ihm ständig auf den Füßen. Der deutsche Amtsschimmel wiehert nicht nur, sondern hat auch harte Hufe, egal um irgendwelche Kleinigkeiten es gehen sollte. (Hier drängeln sich doch sämtliche Sprüche auf, von Rechthabern und Klugscheißern.) Freie Marktwirtschaft hat sich Ludwig doch etwas anders vorgestellt, vor allem auch deswegen, weil er sich als einen Widerständler sieht, der sich von einem Systemwechsel mehr versprochen hatte. Seinen Spruch, die Mauer ist nicht gefallen, wir haben sie eingerissen, werden so manche Politiker wohl nicht gehört haben. Und Pavel, der „nette“ Mensch aus dem, doch nicht ganz so weit, entfernten Osten hat ein weiteres Problem auf Lager, das Ludwig sowohl die Speiseröhre und auch die Atemwege eng werden lässt. Dazu später. Erst mal soll der abgehalfterte Mann, fünfundfünfzig Jahre alt und Alkoholiker, wieder eine Kastanie aus dem Feuer holen, die sein amerikanischer Geheimdienstchef, mit seinen Erkenntnissen der Erleuchtung aus dem Dunstkreis seiner Ermittlungen irgendwo vermutet. Lucien Gell, Cheforganisator eines Netzwerkes namens „Hydraleaks“, ist für GT, auch Cliff Berner genannt, der neue Osama bin Laden. Und den soll Ludwig jetzt ausräuchern. Mit Hilfe einer neuen Informantin sollte das ja fast ein Kinderspiel sein. Und ein bisschen Geld sollte auch noch winken, ganz wichtig, könnte man ja damit seine Schulden begleichen. Problem. Auf dem Pfad zur Wahrheitsfindung und Sicherung der Zielperson, sprich der neuen Informantin, stellt sich Ludwig ein neuer Gegner in den Weg, den er kurz, knapp und, mehr aus Versehen, eliminiert. Und hier hat Pavel ein Problem. Von den 515.000 derzeitigen moldawischen Staatsbürgern, die sich jetzt Transnistrier nennen, hätte Ludwig fast alle töten können und dafür, wahrscheinlich, auch noch ein Kopfgeld bekommen. Nur, dieser eine hatte auch Schulden bei Pavel, und der ist über den Tod eines Schuldners alles andere, als erfreut. Thomas Engström marodiert richtig fröhlich durch sein Buch. Der Nord-Rügener verhilft seinen Figuren zu einigen richtig gemütlichen, und vermutlich nicht wirklich entspannenden Konfrontationen. Was der Schwede, der Berlin jetzt ordentlich aufmischen wird, in seinem Morgenkaffee hat… Wenn Ihr sein Geheimnis kennenlernen wollt, fragt ihn selbst. |