BUCHCOVERREZENSION
Thiemeyert Wicca ToedlicherKult

THOMAS THIEMEYER –

Wicca – Tödlicher Kult

Stuttgarts, geheimer und liebster, Sohn meldet sich wieder zu Wort und das auch sehr imposant. Hannah Peters ist gerade in Mittelamerika unterwegs und hat eine neue Kultur entdeckt, von der, wahrscheinlich, weder die Maya, noch die Azteken eine Ahnung hatten und die waren unmittelbare Nachbarn, quasi nur durch einen Gartenzaun getrennt. Nur wird, hier und jetzt, wieder einmal, der Bürgerkrieg zelebriert und alle Aktivitäten ausländischer Bürger, mit Ausnahme derer, die mit Waffen, Menschen, Geld und Drogen handeln, werden konsequent unterbunden. Hannah muss zurück nach Europa, wo schon eine alte Freundin wartet. Herr Thiemeyer liebt das Abenteuer. Keine Frage. Ob seine Figuren das genauso sehen, da könnte man schon einige Fragezeichen anbringen, aber sie machen ja trotzdem immer mit. Kann für den Leser nur gut sein. Wenn sein Blut in Wallung kommt, kann hier eine wohltuende Abkühlung aus der Halbliter-Aluminium-Verpackung winken. Für die mehr Durstigen und/oder Dänenpils-Fans wartet, wahlweise natürlich, auch der ganze Liter. Ist auch lecker. Bei der großen Dose wird die Katze es zu würdigen wissen, weniger Unterbrechungen beim Lesen zu haben. Zum Kühlschrank zu eilen, zwecks durchkühlenden Nachschubs ist nun mal ein menschliches Problem. Interessiert keine Katze. Wenn Freunde sich wiedersehen können, gibt es ja öfter Anlass zur Freude. Oder auch nicht! Leslie Rickert, engagierte Journalistin, hat mehrere Fälle von Vermissten auf dem Schirm. Und schon taucht, im wahrsten Sinne des Wortes, die Leiche einer jungen Frau auf. Thomas liebt nicht nur das Abenteuer. Mysterien sind ihm genauso lieb. Stuttgart ist, im geheimen natürlich, bestimmt stolzer auf ihn, als auf den VfB. Während der Schriftsteller nach den Wolken gegriffen hat, um dem Bedürfnis seiner lesenden Klientel Nahrung zu geben, und das auch erfolgreich, ohne Frage, hinbekommen hat, gurken die Fußballer ja irgendwo im Unterhaus eines Rasensports herum, der noch langweiliger ist als Angeln. Damit muss man leben können. Ob man nun Leser oder Schriftsteller ist. Thomas Thiemeyer hat seine Protagonistin durch viele Teile der Welt gescheucht, unter anderem durch die trockenen Wüsten der Sahara, dem „Ewigen Eis“ der Arktis und dem, jetzt nicht mehr so blühenden, aber, ehemaligen Zweistromland Hamurabis, dem man die ersten geschriebenen, eher gemeißelten, Gesetze zu einem Miteinander im Leben zuordnen möchte und könnte. Jetzt gibt es eine Spur in Südengland, die auf einige Vermisstenfälle hinweist und auf einen Geheimbund, der sich dem Mythos um den Baum des Lebens hingeben möchte. Herr Thiemeyer möchte hier ein bisschen aufräumen. Grund genug gibt es dafür auch. Unsere Geschichte ist doch viel älter und auch vielfältiger, als man heute lesen soll. Holt Euch Thomas ins Boot. So viele Ideen, wie er hat, haben nur selten andere an Bord. Alle Religionen sprechen vom Baum des Lebens. Ob es nun, wie die im nordischen Götterarsenal erwähnte, Yggdrasil sein wird, was dann wahlweise eine Esche oder auch eine Buche gewesen sein könnte, das Christentum sich auch nicht wirklich dazu äußert, aber trotzdem gleich zwei früchtetragende Bäume (Äpfel?) favorisiert, die im Garten Eden gestanden haben sollen, so einige Mohammedaner nicht mal Bäume benennen könnten, weil so manche Wüste solche Gewächse nicht hergibt, soll Hannah Peters jetzt den Baum des Lebens finden. Nicht den Baum der Erkenntnis, wo Eva mal genascht haben soll, laut der Bibel. Jonathan Carver hat ein anderes Problem, eigentlich hat er recht viele. Der Polizist soll Licht in die Dunkelheit bringen, in der, immer wieder und öfter, junge Menschen, vorzugsweise weibliche, verschwinden. Er wurde zwangsversetzt und sein Vorgesetzter mobbt ihn. Komisch anmuten wird daran, wenn genau diese Nudelnase Dir Deinen freien Tag versauen möchte, weil er ganz plötzlich, ganz schnell und ganz dringend Deine Hilfe braucht. Und man noch keinen handhabbaren Verdacht schöpft. Seine Ehe hat gerade auch noch Schiffbruch erlitten. Seine Ex-Frau hat mal so einige Dinge des täglichen Bedarfs mitgenommen. Trotzdem steht er jeden Tag vor einem Chaos. Wie man das mit einer Tasse, einem Teller, einem Bestecksatz und drei Paar Socken hinbekommt, wird wohl vielen Leuten ein Rätsel bleiben. Herr Thiemeyer wird sich hier auch vehement wehren, das aufzuklären. Trotz aller Vorteile zum kollektiven Denken, innerpolizeilicher Kommunikation, zwecks Verbrechensaufklärung, sollte man einen gesunden Vorbehalt immer im Hinterkopf behalten. „Gehe nie zu Deinem Fürst, wenn Du nicht gerufen wirst“. Diesen Ruf sollte man auch nicht provozieren. Gerade wenn der Dich auf dem Kieker hat. Thomas Thiemeyer bringt ein Thema zu Buche, wo man eigentlich dachte, harmlose Menschen, die in der freien Natur sich besser fühlen. Der Wicca-Kult. Das man dahinter auch viel verbergen könnte, wird ins Schema Verschwörungstheorie passen. Nur? Sind Verschwörungstheorien wirklich so abwegig? Wenn man überlegen möchte, alle Pyramiden dieser Welt sind nach dem gleichen Prinzip angelegt und erbaut worden. Und das auf verschiedenen Kontinenten. Nur wie, weiß doch heute keiner mehr. Viele Völker dieser Erde müssen schon weiter gewesen sein, als wir uns das heute vorstellen können. Immerhin haben sie viele Bauwerke schneller und besser errichtet, als wir heute. Und die haben Jahrtausende überlebt. Archäologen, uns nachfolgender Generationen, werden doch mehr begeistert sein, ein Grab zu finden, das einen honduranischen Stammesfürsten beherbergt, als sich den BER zu Gemüte zu führen, der als die volle Bauruine in die Geschichte eingehen wird. Herr Thiemeyer hat Humor. Ohne Frage. Nur muss Hannah Peters das mal wieder ausbaden.
(Knaur)

ISBN 978-3-426-65364-7 485 Seiten 19,99€ (D) 20,60€ (A)

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