BUCHCOVER | REZENSION |
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KEVIN HEARNE –Das Spiel des BardenLaut seinen eigenen Äußerungen, ist Kevin Hearne ja schon länger an der Story des raelischen Barden dran. Länger, als am Eisernen Druiden. Klarer Fall. „Oberon“, der irische Kettenhund der ehernen Frohnatur aus Irland, die jetzt in Amerika zuhause ist, weil dort die Götterdichte etwas aufgelockerter ist, als im geschichtsträchtigen Europa, hat ihm die Pfoten auf die Brust gesetzt und verlangt, schreibe meine Geschichte zuerst, bevor ich Dich verspeisen muss. Diesen Wink mit der Hundetatze, plus fletschenden Gebiss vor der Nase, wird Kevin wohl auch verstanden haben und jetzt ist Oberon erst mal satt und zufrieden, auch ohne den Schriftsteller im Magen. Dessen Tantiemen werden voll und ganz ausgereicht haben, die irische Fressmaschine zu verköstigen. Ähnlich dem Fenriz-Wolf, der eine Hand Tyrs, des nordischen Gottes aller Kriege und Schlachten, als Göttergabe und Opfer verzehrte, danach einschlief, und dafür Ragnarök verpennt hat. Kann, oder muss, halt noch warten. Bevor die nordischen Götter ihrem Schicksal entgegen treten müssen, obwohl so manche Christen das schon längst erledigt haben wollten, hat sich Kevin gesagt, hadert mit euch selbst, wenn ihr nicht wirklich wisst, wo ihr hin sollt, oder wollt, dann basteln wir mal eine neue Welt. Oberon schnarcht gerade. Fenriz, ebenfalls noch im Land der Träume, schnaubt im Duett mit. Ist vermutlich auch besser, für die nordischen Religionen. Die Christen schlachten sich gerade wieder gegeneinander ab, selbstverständlich mit vorgeschobenen Glaubensfragen als Hintergrund, weil die wehrhaften Muslime militärisch zu stark sind, sie zu besiegen. Obwohl sie die genau die gleichen Probleme haben. Zeit für Fintan, den Barden, der viele Geschichten zu erzählen hat, endlich mal aus sich heraus zu kommen, nachdem Kevin ihn solange verprellt hat. Als raelischer Barde aus den Schatten eines keltischen Druiden, der sogar noch mit einem sprechenden Hund und der Verdoppelung der weltweiten Druidenbevölkerung punkten kann, (erst war´s ja nur einer, jetzt sind es zwei,) heraustreten zu können, wird ihm wohl ein innerer Vorbeimarsch gewesen sein. So manche Romanfigur hat eben auch ihren Stolz. Und zu erzählen hat er viel, manchmal sogar mit Humor, manchmal etwas anders. Seine Welt wurde überfallen. Die Invasoren sind ein Menschenschlag, den keiner je gesehen hat. Diese Welt ist noch etwas archaisch. Die Infrastruktur! Wahrscheinlich noch hoffnungslos unterentwickelt, trotz gewisser Begabungen. Die bekannte Welt hat jetzt fünf Kenning. Feuer, Wasser, Erde, Luft und (erdbewohnenden Alchimisten noch unbekannt) Pflanzen. Die Auswahl der Gesegneten ist ziemlich spektakulär. Kann auch öfter damit enden, nicht gesegnet, dafür aber tot zu sein. Im sechsten Territorium entdeckt ein einsamer Jäger, der keiner mehr sein will und auch Veganer wird, plötzlich sein eigenes Kenning. Die Verbindung zu Tieren. Jetzt wird nicht mehr nur mit dem Wolf getanzt oder mit dem Speerzahn gesprochen, jetzt gibt es Dialoge mit Blutkatzen und Falken, für manche nachfolgendenden Suchenden auch mit anderen Tieren oder das letzte Abendmahl, mit sich selbst als Hauptgang. Die Suche nach einem Kenning kann sich extrem überraschend entwickeln. Und überall Krieg. Im Westen die Hathrim gegen den Rest der Welt. Vom Osten her sind die „Knochengiganten“ eingefallen, auf der Suche nach dem siebten Kenning. Obwohl, bis dato, noch keiner vom sechsten (abgesehen von Erdbewohnern) etwas wusste. Wurde ja hier gerade erst entdeckt und deren Jüngerschaft hält sich noch in überschaubaren Grenzen. Die Invasoren müssen doch wohl andere Informationen gehabt haben. Fintan erzählt die Geschichten von Menschen, die hier leben oder lebten, aus allen Ländern seiner Welt. Mit jeder Geschichte stellt Kevin Hearne, alias Fintan, einen neuen Charakter vor, aus allen Lebenslagen und Gesellschaftsschichten. Ein kleiner Märchenerzähler war er ja schon immer. Diesmal geht er aber noch weiter. Versucht viele Blickpunkte zu geben, aus verschiedenen Betrachtungsweisen. Das nicht jeder so damit einverstanden sein wird, sollte klar auf der Hand liegen. Vielleicht wäre es besser gewesen, man hätte, in den USA, nicht Donald Trump, sondern Kevin zum Präsidenten gewählt. Siodhachan Ó Suileabháin, alias Atticus O´Sullivan wäre bestimmt damit einverstanden gewesen. Oberon und Fintan sowieso, immerhin muss Kevin Futter, Pudeldamen und die komplette Verköstigung des Barden aus eigener Tasche bezahlen… ISBN 978-3-426-52329-2 807 Seiten 16,99€ (D) 17,50€ (A) |