BUCHCOVER | REZENSION |
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DONALD NOLET –KryptogrammWer gerne in Mysterien graben möchte, kann sich hier, unbesehen, Donalds Suche anschließen. „Kryptogramm“ möchte ein Bild auf ein Manuskript werfen. Hier gehen die Meinungen weit auseinander. Die einen sagen, das Teil ist schon sechshundert Jahre alt, andere sagen, das kann erst um 1610, plus-minus, nach christlicher Zeitrechnung in Prag entstanden sein. Ist, vermutlich, näher am Geschehen. Wer weiß wirklich, was vorher schon da war und was man dann weiterentwickeln wollte. Viele Menschen haben daran gearbeitet. Unter anderem auch der Herr der Ellipsen, Johannes Kepler. Hinter diesem literarischen Werk vermuten viele Leute so einige Geheimnisse, viele Hinweise auf vergangenes, vergessenes Wissen sollen hier enthalten sein. Donald Nolet mischt alles zusammen, was so eine Literaturlandschaft hergibt. Fiktive Gedanken spielen mit Erkenntnissen, Ergebnissen, die heute durchaus auch so anerkannt sind, aber auch mit Spekulationen. Wo es hier eine Grenze geben könnte, bleibt, durchaus beabsichtigt, der Fantasie des Lesers überlassen. Herr Nolet ist ein Schriftsteller, für den nichts unmöglich ist und das schreibt er auch so. Herausgekommen ist ein Buch, das historische Tatsachen, mit Tendenzen zu spekulativen Universen, und einen Gegenwartsroman, mit einem Hang zum Spionagethriller, Verschwörungstheorien und auch Wirtschaftskriminalität verheiratet. Donald Nolet als Standesbeamter und Brautvater, in Personalunion, dazu die Leser als Zeugen und Hochzeitsgäste. Das Voynich-Manuskript soll es tatsächlich geben, wie der Meister der Feder in seinem Nachwort anmerkt und gibt auch Ratschläge. Entschlüsselt hat man das, bis heute, trotzdem noch nicht. Dafür ist er ja jetzt da, mal zu tun, als ob das gehen könnte. Zina Welter, ein Wunderkind der Mathematik, wird von ihrem Professor aus Uni-Zeiten auf diese Thematik hingewiesen, man kann auch sagen, man hat ihre Nase draufgedrückt. Gerade arbeitslos, aber sozial abgesichert, kann sie ja etwas Zeit darauf verwenden, sich mit diesem mysteriösen Schriftstück zu beschäftigen. In ihrer ehemaligen Arbeitsstätte hat sie ein Computerprogramm entwickelt, das sich mit Zahlen, Daten, Fakten, aber auch Unwägbarkeiten und Spekulationen, den Weg durch die Wirtschaftssituation der Welt suchen, und gleichzeitig aber auch den Vorteil ihres Finanzdienstleisters sichern soll, was nichts anderes heißt, gib Dein Geld der Bank und dann gehe, ohne Dank. Und natürlich auch ohne Penunsen. Dieser Welt entfliehen zu wollen, das kann man schon verstehen. Das Voynich-Manuskript wird jetzt ihr Zentrum. Wochenlang sucht sie nach Wegen, hinter die kryptischen Andeutungen zu kommen, Ansätze zu finden, hier die Hebel anzusetzen. Als sie der Meinung ist, einen Knackpunkt gefunden zu haben, nimmt sie Kontakt auf, im Internet. Noch scheint die Welt okay zu sein, nur jetzt entgleist sie, wenn auch ganz langsam. Schleichend. Man möchte etwas suchen, was der gesamten Menschheit nutzen könnte, und schon stehen die Aasgeier Schlange, genau das zu verhindern. Wissen ist Macht. Das wissen wir. Nur, was wissen wir wirklich? Oder, was wollen wir wissen, das andere auch wissen können, dürfen oder auch nicht. Was hat der Prager Kreis um Jakub de Tepenec, Johannes Kepler und Drebbel wirklich gemacht? Gerade die Ansichten Keplers, einschließlich seines Mentors Tycho Brahe, waren der Katholischen Kirche, um diese Zeit, ein Dorn im Auge, und wenn jemand unangenehm wurde, gab es mal ganz schnell auch ein „Gottesurteil“. Giordano Bruno endete auf einem Scheiterhaufen und Galileo Galilei im Kerker, wo er dann widerrufen hat. Dabei ist das heliozentrische Weltsystem doch schon weitaus älter, als die Ansichten der Inquisition des Vatikans, von einem System, das sich nur um die Erde dreht, und eine Scheibe sein soll. Viele Wissenschaftler der Antike hatten das schon erkannt. Warum besteht, gerade die katholische Kirche, auf diesem Gegensatz? ISBN 978-3-426-30621-5 377 Seiten 14,99€ (D) 15,50€ (A) Hier, weiterführend, zu empfehlen wäre Terry Pratchett, der Herr der Scheibenwelt! Der ja wirklich alles auf die Schippe genommen hat, was unsere Welt so bietet. Einschließlich sich selbst. |