BUCHCOVER | REZENSION |
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KATHARINA V. HADERER –Das Schert der TotengöttinSchnaps! Das war sein letztes Wort, dann trugen ihn die Englein fort. Eine Warnung über den Missbrauch von Alkoholika ist natürlich nicht Katharinas Aufgabe. Sie schreibt einen Fantasy-Roman und keine Broschüre für einen gesunden Lebenswandel. Wobei man hier selbst schauen sollte, was für einen gut ist. Sie weist trotzdem und sehr nachdrücklich darauf hin, den Missbrauch sein zu lassen, bevor man auf oder in eine Mistgabel fällt. Einen Rat, den man nicht außer Acht lassen sollte. Dass selbige Substanz durchaus, zu rein medizinischen Zwecken natürlich, sich doch als sehr nützlich erweisen könnte, wie sie sich auf den berühmten Gelehrten und Arzt Paracelsus berufen wird, der ja aussagte, die Dosis macht das Gift, dann sollte man sich aber auch an entsprechende medizinische Ratschläge halten … Nur, wenn sich manche Menschen vergiften wollen… Ihr Buch sollten wir auch im Bundesstag öffentlich machen, weil sie klar stellt, mit der Macht kommt auch Verantwortung. Das ist nichts Neues in der Geschichte des Homo sapiens. Nur, für unsere Volksvertreter ist das jedoch eine Feststellung, die für sie eher unverständlich zu sein scheint. Stehen vor diesem Satz, wie eine Gruppe Reisetouristen in einem Getreidefeld voller Kornkreise. Oder tun nur so, was der Wahrheit näher kommt. Die Rückenklappe dieses Buches ziert und offenbart, noch eine Weisheit, die man so eklatant einfach durchatmen kann, das unsere „Herrschenden“ auch das nicht verstehen würden wollen. „Wer die Toten kontrolliert, herrscht über die Lebenden“. Der Spruch ist doch so was von hammerhart. Wer den Bundestag dominiert und die Politiker kontrolliert, herrscht über das Volk. Besser kann man das wohl nicht ausdrücken. Das Grinsen, dass einem dabei, im ersten Augenblick, übers Gesicht huschen wird, entlädt sich dann in einem Lachanfall, bei dem die Katze kopfschüttelnd daneben sitzend sagt, „Menschen!“ Sie gehört zu der einzigen Spezies dieses Planeten, die sich bei uns, seit tausenden Jahren selbst domestiziert. Und versucht, uns etwas zu sagen. Bis heute haben wir es nicht begriffen. Frau Haderer hat zwei solcher Propheten selbst im Hause. Es sollte also kein Wunder sein, das sie hier ein offenes Ohr für ihre Musen hatte. Die, heute sogenannte, Hauskatze ist das einzige Geschöpf dieses Planeten, das sich (und das auch noch freiwillig!) in die Nähe zum Menschen begeben hat, um ein beiderseitiges Miteinander aufrecht zu machen. Viele der andere Tiere, die unserer Domestizierung anheimgefallen sind, als Jagdtrophäen unsere Wänden zieren, als Fischköder, Hut- und Mode-Putz oder auch nur als Restmüll endeten, wären lieber sehr gerne und ganz weit weg gewesen. Das Ratten, Mäuse, Aasvögel und diverse Insekten zwar auch unsere Nähe suchen, ist wohl mehr dem Zivilisationsmüll zu danken, den wir hinterlassen, ohne nachzuschauen oder -denken. Und immer wieder dabei vergessen, dass wir nicht die einzigen sind, die Gedanken aneinanderreihen können, um logische Schlussfolgerungen zu ziehen. Andere werden das auch tun. Nur brauchen sie nicht auf Dinge achten, die Johann Wolfgang von Goethe mal richtig kernig gebracht hat. „Im Deutschen lügt man, wenn man höflich ist!“. Das wird die Bettwanze nicht wirklich interessieren, wenn ihr neuer Hausherr nicht in der Lage ist, in seinem Suff, mal seine Wäsche zu waschen. Oder die Aasfresser, die sich die Bäuche auf allen Schlachtfeldern dieser Welt vollschlagen werden, wenn irgendwelche Politiker, besser die Machtmenschen, wieder das Wahlvolk für sinnlose Unternehmungen opfern wollen. Frau Haderer bringt das auf einen neuen Punkt und die Schicksalsgöttin Epena auf seltsame Wege. Das kommt einem doch irgendwie bekannt vor. Lieutenant Erik Zejn wird, kurzerhand zum Sergent degradiert, in die Wüste geschickt und seine Verlobte macht den Rückzieher. Er landet im Vorland, wo er, als neu ernannter furcht- und selbstloser Anführer, einen Truppenteil vorfindet, für den alles Mögliche wichtig ist. Nur nicht militärische Disziplin. Lieber stellt man sich mit den Einheimischen gut, zu einem beiderseitigem Vorteil, was immer man darunter auch verstehen will. Frau Haderer teilt hier, richtig fröhlich und wacker, Seitenhiebe aus, die dem geborenen Soldaten Zejn natürlich gegen den Strich gehen werden. Was er nicht weiß, seine Degradierung hatte nichts seiner Befähigung als Berufssoldat zu tun, sondern ihn kaltzustellen. Seine Ex-Verlobte und ein langjähriger Neider hatten hier andere Pläne, bei denen Kathi der Meinung ist, die mal auch wachsen zu lassen. Während so manche andere Roman- und/oder auch Filmfigur mit Wölfen tanzen will oder mit dem Speerzahn sprechen möchte, soll der Soldat aus Berufung seine Tänze und Dialoge mit seinem, ihm eigenen, militärischen Tunnelblick ganz schnell der Vergangenheit anheimfallen lassen. Bekomme das mal in einen soldatischen Dickschädel hinein, der nichts anderes kennt als eine militärische Hierarchie, der er, bis vor kurzem noch selbst angehörte und jetzt der Meinung ist, er könnte das auch aus eigener Kraft schaffen, wieder dazu zu gehören. Katharina V. Haderer hat sich hier selbst eine ziemlich schwierige Aufgabe gestellt, weil Erik Zejn nun mal ein Kind seiner Zeit und Erziehung ist. Der von hier aus nur bis zur nächsten Straßenkreuzung guckt. Militärisch gesehen ist das durchaus in Ordnung, wenn man seine eigenen Leute schützen will und dann, operativ, entscheiden muss, wie es weitergeht. Zeichnet den Mann ja auch aus, dass er genau das kann. Nur ist Kathi der Meinung, dieser Typ kann mehr. Dafür müsste er jedoch über seinen eigenen Schatten springen können. Und diesen Drahtseilakt bekomme mal einer hin, wenn Du gerade ein Artefakt in die Hand bekommen hast, das die Toten herummarodieren, den Aufstand proben, zu einer bedrohlichen Großmacht werden lässt und Dein Stellvertreter, dem eigentlich alles Militärische abgeht, in Deiner Küche, wo Du eigentlich Deine Verlobte hättest werkeln sehen wollen, in aller Seelenruhe Spiegeleier brät und Dir sagt, Nahrungsaufnahme ist genauso wichtig für die Wiederherstellung der Kampfkraft, wie ausreichender Schlaf. Hätte man, als Berufssoldat, verinnerlichen müssen. Der Typ, den Du immer unterschätzt hast, weil Du der Soldat bist, und er nur der Loser ist, sagt Dir plötzlich Dinge, die Du hättest wissen müssen. Ist doch schon drollig. Die Hexe, die Du selbst zum Tod verurteilt hast, von der Du mittlerweile aber weißt, dass sie nicht die treibende Kraft sein kann, befindet sich gerade auf dem Weg zu einem Scheiterhaufen. Sollte es jetzt nicht wichtiger sein, die richtige Entscheidung zu treffen? Wenn Du noch zweifelst, könnte es hilfreich sein, Deinem Stellvertreter mal auf den Zahn zu fühlen. Auch wenn man hier in die Gefahr läuft, moralisch gesehen, etwas spät dran zu sein. Ist aber bestimmt besser, als zu spät. Frau Haderer, und wir hier auch, ersparen uns lieber das Zitat eines ehemaligen russischen Präsidenten, der aus gewissen, materialistischen, Gründen eine, seine, politische Verantwortung aufgab. Und dafür Ausreden suchte. Wie so viele unserer „Volksvertreter“, die das heute jeden Tag veranstalten! Sergent Zejn würde diese Möglichkeit nicht einmal haben wollen, selbst wenn er dafür vieles wiederbekommen würde. Wir auch nicht. Fragt nicht nur seinen Vize, der jetzt richtig gut drauf aufläuft. Nicht nur, was seine Spiegeleier in der Pfanne angeht. Seine eigene Verwegenheit hat er ja auch gefunden, aber das ist ja schon seit ein paar Seiten klar. Fragt Euch selbst, was für Euch wichtig ist. ISBN 978-3-426-52452-7 374 Seiten ( mit +) 9,99€ (D) 10,30€ (A) |