BUCHCOVER | REZENSION |
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JAKOB BODAN –Ein richtig falsches LebenDen Titel dieses Buches kann man getrost unterstreichen. Und es ist ein lupenreiner Roman mit einer, vieles wird passieren Garantie. Keine Dokumentation. Jakob Bodan ist auf den Spuren der RAF. Nicht der Roten-Armee-Fraktion um Baader und Meinhof, oder deren Nachfolger. Er sucht die Enkel. Nach der Entsorgung der DDR. Denen man ja so manche Tat in die Schuhe geschoben hat. Hundertprozentig kann man davon ausgehen, dass so ein Nachtschattendebattierklub nicht einmal annähernd über die Ressourcen verfügen konnte, wie für die Anschläge, die ihnen zur Last gelegt wurden und auch plötzlich „Bekennerschreiben“ auftauchten, nötig gewesen wären. Die dritte Welle der revolutionären Garde erscheint einem mehr als eine missbrauchte Generation. Da kann man Jakob nur Recht geben. Der politische Terror der ersten und zweiten „Aktivisten“, vor der Wende, hatte doch generell, einen anderen Hintergrund, als was danach kam. Jacob webt eine Geschichte, wie sie hätte passieren können. Oder auch passiert ist. Wer weiß? Die Einheitsbirne und Augenbrauen-Theo haben gerade die ehemalige DDR-Bevölkerung, Macht ihrer D-Mark, ihren Lügen über keine Steuererhöhungen und „blühenden Landschaften“ eingekauft und betreiben, unverhohlen, einen Wahlkampf der Superlative, sich den „Osten“ vollständig einzuverleiben und seine Menschen zu versklaven. Fast jeder Wessi, egal mit welcher Nicht-Erfahrung, ist jetzt besser, als jeder Ossi, der jahrzehntelang seinen Job gemacht hatte. Im „demokratischen“ Westen gescheitert, im ehemaligen „partei-politisch disziplinierten“ Osten sollen sie plötzlich Götter sein. Das hier nicht nur der Rechtsradikalismus gefördert wird, sollte sonnenklar sein. Man hat einen kompletten Staat abgewickelt, der völkerrechtlich anerkannt war. Deren Menschen, die sagen wollten „Wir sind das Volk“, wird plötzlich die Doktrin aufdrängelt „Wir sind ein Volk“, um sie damit in eine zweite Reihe verweisen zu können. Ein Staat, dessen damalige Schulden man, nach der Übernahme, man aus der Portokasse hätte bezahlen können. Der aber auch noch Guthaben hatte, von der die BRD nur hätte träumen können. Die Bundesgermanen haben beides mitgenommen. Gezahlt haben sie bis heute noch nicht. Nur kassiert, was die DDR hinterlassen hatte. Gleichzeitig war der Arbeiter-und-Bauern-Staat aber auch ein Rückzugsgebiet für rote Kämpfer, wenn ihnen der Boden in der damaligen, begrenzten, BRD zu heiß wurde. Nachdem dies nun weggefallen ist, schreit das jetzt nach Rache und gleichzeitig, kann man hier ganz ungehindert, so kleine Deals einfädeln. Menschen, denen eine richtige deutsche Einheit doch mehr am Herzen lag, ohne sie an eine Vorherrschaft der Hierarchie von Bonner Politikern zu verkaufen, sondern als eine Symbiose beider deutscher Staaten mit allen Fähigkeiten und Fertigkeiten zu fördern gedachten, einfach mal auszumerzen. Und dabei sich der Enkelkinder, derjenigen, bedienen möchten, die ja schon früher Schlagzeilen machten. Hat man gedacht. Revolutionäre Sprüche kann jeder schwingen. Das können sogar wir. Nur, sind diese Enkel einer RAF, wie sie die Schlagzeilen von Tageszeitungen aus einer anderen Zeit dominierten, nicht mal in der Lage, ein Käsebrot und eine Fernsehzeitschrift gleichzeitig zu kaufen. Jakob Bodan meldet arge Zweifel an, dass gewisse Anschläge auf Menschen, die im politischen Augenblick standen, auf das Konto einer linksradikalen, gut organisierten, Gruppierung gehen könnten. Weil das ein Anachronismus ist. Die DDR ist tot. Der Rechtsradikalismus wird zwar stärker, wäre aber auch nicht in der Lage, solche Dinge durchzuziehen. Der NSU hat bewiesen, kleine Anschläge, möglichst wehrlose Mitmenschen zu töten, aber mehr ist nicht. Und das ist schon scheiße genug. Ohne die operative Hilfe vom Staat hätte Beate Zschäpe nicht mal ein Zelt kaufen können, oder ein Brot. Wie sollten jetzt revolutionäre Kämpfer, die nicht mal Rückenhalt in den eigenen Reihen haben, irgendetwas ausrichten. Die Politik hat wieder zugeschlagen. Genau die benutzt, die nicht in der Lage sind, sich zu wehren. Sich haben blenden und missbrauchen lassen. Den Blick vom Offensichtlichen abgewendet. Aleah Liane Stanbridge wäre hier eine wundervolle musikalische Unterhaltung. Die Frau ist zwar leider schon verstorben, aber ihr Erbe ist doch umso lebendiger. Frederic hätte mal mehr auf sie hören sollen, als auf seinen Schriftsteller. Musiktipps versucht Jakob zwar auch zu geben. Nur sind diese nicht wirklich vakant oder weiterzuempfehlen. Aleah hatte, in der Musik, schon Geschichte geschrieben, wo andere noch nicht mal das Wort hätten buchstabieren können. Diese Frau war ein Wirbelsturm. Hat Jakob Bodan ein bisschen verpasst, oder verpennt, dafür hat er aber ein paar andere Asse im Ärmel. Und die stechen alles aus. Mehr wird hier nicht verraten. Eure grauen Zellen brauchen die Versorgung, im Alleingang. Ob Jakob hier eine Bio- oder Autobiografie geschrieben hat, spielt nicht wirklich einen Bass, der Aleahs Stimme schmeicheln könnte. Da waren schon andere am Werke. Dafür ist er jetzt aber fein raus und sein Feierabendbier ist, bestimmt gut temperiert, vom Kneipier schon vorgezapft. Wenn er sich dann blicken lässt. ISBN 978-3-426-30711-3 383 Seiten 14,99€ (D) 15,50€ (A) |