BUCHCOVER | REZENSION |
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CHRISTOPHER HUSBERG –BlutkroneMit „Blutkrone“ zeigt Christopher wieder, das er auch wirklich zu den besten seiner Zunft gehört. In den vorangegangen beiden Teilen hat er es schon bewiesen, hier zeigt er noch etwas mehr. Sein dritter Teil des Epos um die „Sphaera“ zeigt an, dass er noch lange nicht auf Rente gehen will, sondern ein Weitermachen durchaus in einer Reichweite liegen wird. Die Katze auf dem Thron und Schosse des Lesers würde das mit ausgiebigen Schnurren belohnen. Hat sie bei diesem Teil auch gemacht. Ob Herr Husberg davon etwas hat, kann man zwar bezweifeln, sollte aber auch nicht abwegig sein. Leser kauft Buch, die Katze ist zufrieden und schnurrt, C.H. hat wieder etwas Geld verdient (Hochverdient!) und alle sind rundum versorgt. Besser geht doch gar nicht. Nachdem mittlerweile zwei Könige, seiner Welt, freiwillig auf ihre Krone verzichteten, schließt sich Christo dem auch an. Er will ja mit dem Leser mehr interagieren und nicht, dass sie vor ihm buckeln und mit „Matjesfilet“ anreden werden. (Pardon, unser Fehler, „Majestät“.) Grausam genug wäre er dafür, immerhin hat er Noth und Winter auf ihrer Hochzeit einen richtig dicken Strich durch die Rechnung gemacht. Und das ist schon zwei Bücher her. Der Mensch und die Tiellanerin, in Liebe verbunden, hat er auf verschiedene Wege geschickt. „Seine“ Welt akzeptiert solche Verbindungen nicht mehr. Die meisten Menschen haben jeden Respekt vor anderen Leben verloren, halten sich für die Krone der Schöpfung. Mord, eher der Genozid, gegen die Tiellaner wird gut geheißen. Justiz, ein leeres Wort. Selbstjustiz, noch leerer, weil die Mordkommandos weder den einen, noch den anderen Begriff kennen wollen. Warum erinnert das uns an etwas? Auch in seiner Sphaera sind wir nur der Gipfel. Weil wir Einflüsterungen so schnell erliegen, ohne nachzufragen? Wir sind heute die Demokraten und wir waren es auch damals schon und auch richtig scheiße drauf. Die neuen Weißen, die alles Recht der Welt haben, beispielsweise, die Ostküste der Neuenglandstaaten, danach, nacheinander, die Plains, die Prärie und die Westküste Amerikas von Rothäuten befreien zu müssen. In Indien haben wir sogenannte Aufrührer vor Kanonen gespannt und von den Schüssen zerfetzen lassen. Wie viele Gräueltaten unserer eigenen Vergangenheit diese Geschichte von C.H. inspirierten? Wer weiß. Fakt ist doch eins, wenn wir dem zustimmen wollten, was unsere Vorfahren verzapft haben, machen wir uns genauso schuldig. Als Deutsche sind wir es sowieso. Da würden wir nichts verlieren. Der Nationalsozialismus eines Adolf Hitlers, samt seiner Konsorten und Hintermänner, hängt uns ja wie eine Zecke am Bein. Herr Etzold hat in seinen Buch „Staatsfeind“ mal einige Hintergründe beleuchtet, die uns heute gerne verschwiegen, aber ein ganz anderes Licht darauf werfen werden. Die Nazis waren trotzdem scheiße, keine Frage. Nur waren ihre „Erfindungen“ zum Völkermord auch nichts Neues. Da waren, vorher, doch schon ganz andere am Werke. Dass alle Lehrmeister dieser Katastrophe, und allen vorangegangen, dann straffrei ausgehen sollen, wird Christopher Husberg doch etwas sauer aufstoßen. Und so macht er das, was er am besten kann, einen Roman schreiben, der es in sich hat. Obwohl sich beide Ehepartner gegenseitig, für tot halten, sind sie in C.H. Geschichte recht umtriebig am Werke. Noth, mittlerweile von der Plage einer multiplen Persönlichkeit befreit, steht im Kampf für eine neue Religion mit dem Ziel einer Völkerverständigung in vorderster Front. Winter will ihr Volk vom Joch der Menschen befreien. Das Herr Husberg jetzt noch keine Familienzusammenführung macht, kann man ihm zwar ankreiden wollen, aber er hat einen Plan. Ob der Leser und seine Figuren damit einverstanden sind, will er, zu diesem Zeitpunkt, noch gar nicht wissen. Die Bedrohung für diese, seine, Welt ist weit größer, als das es ein glückliches Ehepaar aufwiegen könnte, auch wenn es multikulturell ist. Die neun Erzdämonen sind auf dem Weg. Auf der Erde haben wir noch richtig Glück, wir haben, eigentlich, nur vier. Viele Dämonen brauchen auch viele Avatare, da muss man schon mal richtig suchen. Oder auch Pech. Wenn Christophers Schreckgestalten sich auf der Erde manifestieren wollten, bräuchten sie nur im Bundestag einfallen, hier hätten sie genügend Auswahl. Es würde auch keine Rolle spielen, welcher Dämon den Hauptkasper machen will. Sie könnten die ganze Familie, einschließlich ihrer Haustiere, mitbringen. Schön ist, die Knallköpfe sind sich noch recht uneinig. Und so mancher Mensch, Tiellaner, oder auch Ventur, Astrid ist ein Vampir, bitte nicht vergessen, zeigen sich widerstandsfähiger, als das Azael und seine Gesinnungsgenossen sich das gedacht hätten. Christopher Husberg entpuppt sich obendrein als ein Bewunderer des karthagischen Feldherrn Hannibal Barkas, und der war der erste und einzige richtige Alptraum des Römischen Reiches im zweiten punischen Krieg. Winter hat die Tiellaner organisiert. Die Schlachten, die sie gegen die Menschen, (Uns? Wir können Uns hier getrost rauslassen! Wir sind auf ihrer Seite, ohne Frage.) schlagen muss, erinnern doch etwas an den Strategen, der über die Alpen zog und der Stadt am Tiber mal den Hammer gezeigt hat. In Unterzahl und ohne Hoffnung auf Sieg, sich einem Gegner gestellt hat, der weit überlegen war. Hannibal war der einzige Feldherr der Antike, der nie Eroberungen gemacht hat, zur Bereicherung. Seine Feldzüge dienten nur dem Schutz seines Volkes und seiner Stadt, für dessen Wohl er sich verschrieben hatte. Und der Mann war einfach nur genial. Die Geschichte hat bewiesen, wieder einmal, dass manche Vollpfosten es einfach nicht verdient haben, auf solche Menschen zurückgreifen zu dürfen, es aber können. Husberg und Winter wollen das jetzt trotzdem nachvollziehen. Die Strategie dieses Mannes, gerade bei den Schlachten am Trasimenischen See und bei Cannae, hat gezeigt, dass diese auch in einer Fantasy-Welt Bestand haben kann, wenn man das Herz dafür hat. Winter muss zwar nicht über die Alpen ziehen, aber dafür wird sie eines beherzigen müssen. Man sucht sich den Punkt der Schlacht selbst aus, bevor er einem aufgezwungen wird. Gerade wenn man gegen mehrere Gegner antreten muss, von denen einige sogar dämonisch sind. Hannibal auf tiellanisch. Hier kann man hoffen, dass Christopher nur einen Zwischenstopp eingelegt hat. ISBN 978-3- 426 -51924- 0 569 Seiten 14,99€ (D) 15,50€ (A) CHRISTOPHER HUSBERG – Feuerstunde – Archiv Aug. 2018 Weiterführend |