BUCHCOVERREZENSION
Cornwellb Flammentraeger

BERNARD CORNWELL –

Der Flammenträger

Es gibt Menschen, die wollen Frieden. Ihre Kinder aufwachsen sehen, alt werden. Wer will das nicht? Uhtred wollte das eigentlich auch mal, nur wurde ihm dieser Frieden verwehrt. Er wurde seiner Heimat beraubt, und Spielball von Mächten, die aus normalen Menschen Opfer kreieren wollen, damit sich irgendwelche Pappnasen in den Schritt greifen können. Das Magazin „Legacy“ hat hier, mit einer neuen CD in der letzten Ausgabe, schon mal etwas vorbereitet. „Donnergroll“ überzieht die britannischen Inseln. Die Band hört sich richtig interessant an. Und „Pesterous Mind“ ziehen mit „Halluci.Nation“ auch durch, aber passen doch voll in das Bild, das Bernard Cornwell hier zeichnen möchte. „Der Flammenträger“ ist der zehnte Teil der Uhtred-Saga, wo der genannte Herr von Bebbanburg, wieder sein Erbe einfordern möchte. Sein Name hat Kreise gezogen. Uhtred von Bebbanburg. Es gibt sogar Menschen, die ihre Kater nach ihm benannt haben. Bernard Cornwell hat hier eine Figur erschaffen, die eigentlich verboten gehört, da sie den Tatbestand eines Suchtmittels erfüllt. Schlimm ist, dass so manche Klugscheißer immer alles kleinreden wollen. Aber die interessieren uns nicht wirklich. Die Leser sind straff auf der Linie geblieben und so einige Figuren in Bernards Saga über den North-Umbrier, sind Uhtred immer noch treu ergeben. Unter anderem Finan, der schon lange in seine Heimat Irland hätte abschwirren können, ist auch geblieben. Die Begründung des Iren ist ganz lapidar. Er will das Ende sehen, wie die Geschichte ausgeht. Und da steht der rothaarige Mann, gut, jetzt schon etwas grau auf dem Haupt, aber auch nicht allein da. Die Leser, samt Katze, Salamibrot, Dosenbier und Gurkenglas (Schöne Grüße von Andreas Franz und Daniel Holbe*) unterm Leselicht, wollen das ja auch wissen. Der Zeilenfürst lässt sich trotzdem Zeit. Zumindest unterhält er beide Seiten, Leser und Romanfiguren, mit linguistischen Spitzfindigkeiten, die einen neuen Trend auslösen könnten. Beißhölzer waren mal angedacht, bei plötzlichen Schmerzen draufbeißen zu können, um nicht zu schreien. Hier braucht man sie, um nicht unkontrolliert loszubrüllen und dem Kneipier Bissspuren oder Dellen in seinem Tresen zu hinterlassen. Von heimischen Möbelstücken ganz zu schweigen. Und der öffentliche Personennahverkehr dürfte dann auch so einige Bedenken anmelden. Die Festhaltemöglichkeiten zur Sicherheit für die anderen Fahrgäste sollten nicht wirklich zerkaut oder zerknautscht aussehen. Da werden die Versicherer arge Bedenken anmelden, weil sie keine Bücher lesen, sondern nur Zahlen sehen wollen. Arme Menschen! So viele Taschentücher, um sich die Lachtränen aus den Augen zu wischen, wird es trotz der industriellen Revolution, eher nicht geben. Herr Cornwell ist, in seiner Situationskomik, zwar immer der Herr seiner Seiten. Aber Taschentücher wird er wohl auch nicht verteilen können. Diese Investition dürfte wohl auch sein Budget sprengen. Der Umgang mit Reliquien, Hinterlassenschaften von sogenannten Heiligen, hat doch sehr seltsame Blüten angenommen. Was hier so alles auftaucht, auch wenn das, teilweise, nur als eine Kriegslist vorgeschoben wurde, wird es doch von anderen als bare Münze genommen. Der Leser macht den Sprung zum Pferd. Aus dem Wiehern kommt er nicht mehr heraus. Wenn Euch also ein Buchhändler ein Beiß-Holz zu diesem Buch empfiehlt, dann sollte man das dankend annehmen. Und denkt nicht weiter darüber nach. Wir haben Bernard ja schon treu durch mehrere Jahre und Bücher begleitet, wir sollten das eigentlich schon kennen. Trotzdem haben wir, und immer wieder, das Problem, nicht wirklich auf sein Feuerwerk vorbereitet zu sein, das er dann vor unseren Augen veranstaltet. In seinem Nachwort hat er Uhtred schon mal angedroht, noch weiterleben zu müssen. Scheiß Unsterblichkeit. Keine Rente und kein Feierabendbier. Klarer Fall. Herr Cornwell muss Miete zahlen, hat Frau und Kind auf der Verköstigungsliste, von der Katze ganz zu schweigen und einer muss das Geld ja einspielen. Ob Opa Uhtred damit so einverstanden ist, werden wir nicht einmal wagen, zu bezweifeln. Er hat zwar auch kriegerischen Nachwuchs gezeugt, die sich jetzt erst mal an seinen, auch wenn manchmal recht zweifelhaften, Erfolgen messen lassen müssen. Nur steht, historisch gesehen, seine Tochter Stiorra auf der falschen Seite und ob sein Sohn in seine Fußstapfen treten kann, hängt ja eher von Bernard ab. Und der ist da sehr misstrauisch. Der Sieger legt die historischen „Tatsachen“ fest, immer. Der Schriftsteller schreibt die Geschichten dazu.
(Rowohlt)

ISBN 978-3-499 -29110 - 4 469 Seiten 10,99€ (D) 11,30€ (A)

BERNARD CORNWALL – Die dunklen Krieger – Archiv Aug. 2016

*ANDREAS FRANZ und DANIEL HOLBE findet man öfter hier.